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Meerestosen (German Edition)

Meerestosen (German Edition)

Titel: Meerestosen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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entdeckt, überlegte ich, während ich mit beiden Händen nach einer Auffälligkeit suchend über die Steine tastete. Doch alle fühlten sich gleich kühl und hart an, so sehr ich mich auch konzentrierte, ich vermochte keinen Unterschied auszuma chen.
    Hör schon auf, sagte Cyril. Bestimmt ist er längst weg.
    Er fasste mich an der Schulter und zog mich zu sich herum.
    Aber Gordy, wimmerte ich. Er muss hier irgendwo sein. Es war ein total irrationales Gefühl, das mich für ein paar Sekunden völlig aus dem Tritt brachte. Ich wollte ihn doch nur sehen, nur ein einziges Mal, damit ich sicher sein konnte, dass er noch lebte, und um ihn zu ermahnen, dass er sich vorsah und bloß keinen Fehler machte. Er und Kirby wollten Kyan aufspüren und ihn zur Besinnung bringen … oder töten, stieß ich hervor und ließ meine Stirn gegen Cyrils Brust sinken.
    Sie könnten ihre Pläne geändert haben. Tröstend strich er mir übers Haar. Oder sie haben ihn einfach nicht gefunden.
    Ich verbiss mir die aufsteigenden Tränen und nickte. Ja, das hörte sich einleuchtend an. Sie hatten ihn bisher nicht aufgespürt, weil er sich perfekt zu tarnen wusste. Wahrscheinlich ahnten sie nicht einmal, dass er noch immer hier auf Guernsey war. Aber Kyans Gedanken, schoss es mir durch den Kopf. Hatte Gordian nicht selber gesagt, dass er sie so deutlich wahrnahm, als wären es seine eigenen?
    Auch das könnte Kyan steuern, hielt Cyril sofort dagegen und wie der musste ich ihm recht geben.
    Im Übrigen hilft es weder Gordian noch dir, wenn du dich ständig um ihn ängstigst, setzte er sanft hinzu.
    Aber was will Kyan hier, Cyril? Und woher wusste er, dass Ashton tot ist und heute beerdigt wird?
    Aus der Zeitung?
    Nein. Ich schüttelte den Kopf. Delfinnixe können nicht lesen.
    Cyril sah mich mit hochgezogenen Brauen an. Lautlose Schwe re fiel über uns.
    Glaubst du an Zufälle?, fragte er rau.
    Ich schluckte. Nein …
    Dann solltest du so schnell wie möglich von hier verschwinden.
    Panik schoss mir ins Genick und lähmte meine Muskeln. An gestrengt lauschte ich in die Stille. Oh, mein Gott! Ich konnte es weder sehen noch greifen, aber ich spürte es bis unter die Haut: Da war was!
    Jemand!
    Kyan!
    Nicht ohne dich, presste ich hervor.
    Elodie, denk doch bitte ein einziges Mal zuallererst an dich!
    Cyril hatte es gerade ausgesprochen, da stand er plötzlich waa gerecht in der Luft und schlug kurz darauf in voller Länge zu Bo den. Es gab ein ekliges Knackgeräusch, so, als würden ihm sämtli che Knochen gebrochen.
    »Cyril!«, schrie ich.
    Augenblicklich war ich bei ihm, aber bevor ich mich vergewis sern konnte, dass er noch lebte, packte mich jemand an den Knö cheln und zog mich gewaltsam von ihm weg.
    Mein Kinn scheuerte über das raue Pflaster, ich spürte, wie meine Bluse zerriss und meine Unterarme aufgeschürft wurden.
    Lass mich los, du Bastard!, brüllte ich, bäumte mich auf und schlug nach ihm. Ein beißender Schmerz schoss meine rechte Wade hinauf – und plötzlich war ich frei.
    Ich lag völlig verdreht auf dem Boden, und mein Bein tat so weh, dass mir schwarz vor Augen wurde.
    »Cyril«, stöhnte ich. »Cyril.«
    Keine Antwort, nur Fußgetrappel.
    Dann waren irgendwelche anderen Leute bei mir. Schatten huschten über mich weg. Jemand legte mich auf die Seite, ein anderer fummelte an meinem Bein herum.
    »Haben Sie einen Hund gesehen?«, hörte ich eine Frauenstim me fragen. »Das kann nur ein Hund gewesen sein.«
    Ich wusste, dass es idiotisch, wahrscheinlich sogar dumm war, trotzdem fing ich an zu schreien. »Cyril!« Wenn ihm etwas passiert war … wenn Kyan ihn umgebracht hatte … wenn … »Cyriiil!!!«
    »Schsch.« Eine warme Hand legte sich um meine Schulter.
    Die Dunkelheit wich und endlich konnte ich wieder etwas er kennen: eine junge Frau mit dunkelblonden Haaren, die mich verunglückt anlächelte, einen Mann mit einem Handy am Ohr, der hektisch auf und ab lief, eine andere Frau, die sich nervös die Hände rieb und unentwegt vor sich hin brabbelte: »Wir müssen einen Krankenwagen rufen und die Polizei. Die muss sich um die sen Köter kümmern …«
    Ihre Stimme klang schrecklich hysterisch, jedes einzelne Wort fiel wie ein kleiner, spitzer Stein auf mein Trommelfell und hinter ließ dort einen fiesen grellen Schmerz. Flehend richtete ich mei nen Blick in die Augen der Dunkelblonden über mir.
    »Was ist mit meinem Freund? Ist er okay?«
    Obwohl sie mich ebenfalls ansah, wirkte sie abwesend, und sie schien auch meine Frage

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