Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Meerestosen (German Edition)

Meerestosen (German Edition)

Titel: Meerestosen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
Vom Netzwerk:
nicht gehört zu haben.
    »Dieses Bootsunglück vorletzte Woche«, sagte sie. »Ich glaube ja nicht, dass das ein Unfall war.«
    »Ach, hören Sie doch auf!«, echauffierte sich der Mann hinter mir. »Sie machen das Mädchen ja noch ganz verrückt.« Ein kan tiger Kopf, eingerahmt von einer grauschwarzen Kurzhaarschnitt frisur, schob sich über der Dunkelblonden in mein Gesichtsfeld. »Keine Sorge, der Krankenwagen wird bald hier sein«, erklärte er mir.
    »Nein«, murmelte ich. »Nein.«
    Doch niemand interessierte sich für das, was ich sagte.
    »Sie hat einen Schock«, diagnostizierte die Frau mit der schril len Stimme. »Sie muss ärztlich versorgt werden.«
    »Ich fürchte, so schnell wird das nichts«, erwiderte der Mann mit dem Handy. Er war stehen geblieben und schaute nun eben falls auf mich herab. »Alle Wagen im Einsatz«, befand er schulter zuckend.
    Ich schloss erleichtert die Augen. Und dann endlich vernahm ich Cyrils Stimme.
    »Es geht schon«, sagte er. »Vielen Dank … Ich kümmere mich um sie. Ja, ja, seien Sie versichert … mein Wagen steht ganz in der Nähe. Ich werde sie persönlich ins Krankenhaus fahren.«

»Jetzt wissen wir, was er will«, sagte Cyril, nachdem wir uns zum Wagen geschleppt hatten. »Dich.«
    Ich schüttelte den Kopf. Klar wollte er mich, aber das Zusam mentreffen auf dem Friedhof hielt ich nun doch eher für einen Zufall. Ein ziemlich absurder Gedanke begann sich in meinem Kopf festzusetzen.
    »Vielleicht hat er Laurens Grabstein gesucht.«
    »Ts.« Cyril öffnete die Beifahrertür. »Das glaubst du nicht wirk lich, oder?«
    »Er könnte sie gern gehabt haben.«
    Ich vermied es, mein Bein anzuheben, denn jede noch so klei ne Bewegung jagte mir den Schmerz in meiner Wade bis in den Nacken hinauf. Keine Ahnung, wie ich es überhaupt vom Victoria Tower bis hierher geschafft hatte.
    Cyril schwieg. Eine Auseinandersetzung würde nicht nur mich unnötig Kraft kosten. Er gab sich zwar alle Mühe, es vor mir zu verbergen, aber ich sah ihm an, dass auch ihm sämtliche Knochen wehtaten.
    »Hast du dir was gebrochen?«
    »Nicht der Rede wert.« Mit zusammengepressten Lippen deute te er auf den Sitz. »Schaffst du das?«
    Ich sah ihn durchdringend an. » Hast du ?«
    »Ein paar Rippen … und mein rechter Ellenbogen scheint auch etwas abgekriegt zu haben.« Er versuchte ein Grinsen. »Aber mach dir keine Sorgen. Ich bin genauso hart im Nehmen wie du. Und jetzt in den Wagen mit dir. Ruby, deine Mam und deine Großtan te fragen sich bestimmt schon, wo wir abgeblieben sind.«
    »Du kannst doch nicht mit dem Auto auf den Friedhof …«
    »Nein.« Cyril lachte, zuckte aber sogleich mit schmerzverzerr tem Gesicht zusammen. »Ich werde zu ihnen gehen, während du hier wartest.«
    »Kommt überhaupt nicht infrage!«, protestierte ich, aber als Cy ril auf meine weit klaffende und noch immer blutende Wunde zeigte, musste ich einsehen, dass ich zu viel Aufsehen erregen wür de, wenn ich damit noch weiter durch die Gegend lief.
    Ich biss die Zähne zusammen, und Cyril hielt mich, so gut er konnte, während ich mich langsam auf den Sitz hinuntersinken ließ.
    »Bin gleich wieder da.«
    Ich nickte. Den Gedanken daran, dass Kyan womöglich nur auf diesen Augenblick gewartet hatte, verbot ich mir.
    Ich beeile mich, versprochen.
    Cyril drückte die Tür zu und aktivierte die Zentralverriegelung. Im Ernstfall würde mir das wenig nützen. Zumindest konnte ich mir nicht vorstellen, dass Kyan sich von einem simplen Wagen schloss abhalten ließ. Wenn er es darauf anlegte, würde er die Scheiben allein mit seiner Stimme zum Bersten bringen.
    Meinetwegen sollte er! Jetzt war ich gewappnet. Ich würde mich viel besser verteidigen können. Sobald die Fenster splitterten, würde ich das Lenkrad oder den Schaltknüppel herausreißen und damit um mich schlagen. Ja, im Grunde wünschte ich mir sogar, dass Kyan auftauchte. Dann könnte Gordy ihn zur Strecke bringen … und mich retten. Er würde mit nach Little Sark kommen und die Haie davon überzeugen, dass das Schlimmste überstanden war. Niemandem würde etwas geschehen und wir alle könnten gemeinsam Pläne für die Zukunft schmieden.
    Das Problem war nur: Kyan tauchte nicht auf. Und Gordian ließ sich auch nicht blicken. Ich hockte allein im Auto und hatte nichts anderes zu tun, als dankbar dafür zu sein, dass die Leute am Victoria Tower Cyril und mich hatten gehen lassen und wir nicht ins Krankenhaus gebracht und untersucht worden waren.

    Tatsächlich

Weitere Kostenlose Bücher