Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Meerestosen (German Edition)

Meerestosen (German Edition)

Titel: Meerestosen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
Vom Netzwerk:
Kiel trennten nur noch wenige Meter vom Meeresboden, hätte er nicht Halt gemacht, wäre er unweigerlich auf Grund gelaufen.
    Mit dem Verklingen des Motorenlärms wurde es gespenstisch still um mich herum. Die Nixe rührten sich nicht. Mir war klar, dass sie sich von dem Schiff nicht beeindrucken lassen wollten. Sie witterten ihre Chance, sich den Menschen endlich mit all ih rer Macht entgegenstellen zu können, und die wollten sie sich of fenbar nicht nehmen lassen. Die meisten von ihnen wussten nicht um die Grenzen ihrer Möglichkeiten. Sie waren bereit, Opfer zu bringen und einzelne Verluste in Kauf zu nehmen, nichts ahnend, welche Gefahr sich da gerade tatsächlich anbahnte.
    Ohne lange zu überlegen, schwamm ich auf den Tanker zu und ließ meinen Blick aufmerksam über den Rumpf gleiten. Ich kannte mich mit Schiffen nicht aus und hatte keine Ahnung, wo sich die Luken für die Verklappung befanden. Langsam glitt ich vom Bug zum Heck, sah mir jede Schweißnaht genau an und zuckte erschrocken zurück, als sich plötzlich unmittelbar vor mir tatsächlich ein Spalt auftat. Ich schob meine Finger darüber und versuchte, die Öffnung wieder zu schließen, doch leider reichte meine Kraft dafür nicht aus. Von oben tönten aufgeregte Stimmen zu mir herunter. Mein Herz tobte vor Angst und das Rauschen des Pulses in meinen Ohren drohte mich schwindelig zu machen.
    Eine unbändige Wut auf die Hainixe stieg in mir auf. Garan tiert hatten sie ihre Stellungen längst verlassen und sich aufs Land zurückgezogen. Sie wussten um die Bedeutung des Tankers und konnten den großen Vernichtungsschlag nun getrost den Men schen überlassen.
    Dass ich dabei etwas Entscheidendes nicht bedacht hatte, wurde mir erst klar, als der schwarze Leib eines Hais neben mir auftauchte. Augenblicklich ging ich auf Abwehr. Um das Schiff berühren zu können, hatte ich meine Schutzhülle vollständig auf lösen müssen, sollte der Hai mich angreifen, würde ich wohl oder übel mit ihm kämpfen müssen.
    Aus dem Raufalter dürften wir mittlerweile raus sein, Schwester, sagte er, während sich seine Außenhaut lichtete und die Konturen sei nes Körpers allmählich sichtbar wurden.
    Zur Hölle, Cyril, was machst du hier?, keuchte ich.
    Dasselbe wie du, erwiderte er. Oder glaubst du etwa, dass wir tatenlos zusehen, wie diese Wahnsinnigen den Kanal vergiften? Das ist unsere Heimat, Elodie!
    Verdattert starrte ich ihn an. Wie hatte ich nur so blind und dumm sein können, das zu vergessen!
    Jane hat dich nicht belogen, knurrte Cyril. Außerdem kannst du mir glauben, dass Javen alles getan hat, um die Menschen daran zu hindern, den Tanker auslaufen zu lassen. Am Ende blieb uns nur noch die Hoffnung, dass Kyan rechtzeitig auftauchen würde. Dann hätten wir ihn vernichtet und versucht, die Delfine zu verjagen.
    Cyril! Ein unvermitteltes Gefühl von Zärtlichkeit durchströmte mein Herz. Hast du nicht gesehen, wie viele es sind? Bevor sie sich aus dem Kanal hätten vertreiben lassen, hätten sie euch alle getötet.
    Ich weiß, sagte er leise, und sein Blick wanderte zur Luke, die sich weiter Zentimeter für Zentimeter öffnete.
    In diesem Moment der absoluten Hoffnungslosigkeit schüttel te ich alle Angst ab. Jetzt gab es nur noch eine einzige Möglichkeit, und wenn ich nicht sofort handelte, würden in wenigen Minuten alle Nixe, die ich liebte, tot sein.
    Ich verzeihe dir, Cyril!, rief ich, dann stob ich steil nach oben, durchbrach die Wasseroberfläche und warf die Arme schwenkend in die Luft.
    »Stopp!«, brüllte ich. »Stopp!«
    Regen prasselte mir ins Gesicht, Blitze zuckten über den Him mel und ein weiterer krachender Donner erschütterte die At mosphäre. Ich warf den Kopf zurück und sah an dem dunklen Schiffsrumpf hinauf. Niemand schien mich gehört zu haben. In Panik ballte ich die Fäuste und ließ sie mit aller Macht auf das Stahlmonster einschlagen, doch der Schiffsleib gab nur ein ver haltenes Dröhnen von sich. Das würde bei Weitem nicht ausrei chen, um auf mich aufmerksam zu machen. Verdammt! Warum habe ich nicht so viel Kraft in meinen Stimmbändern wie ein Delfinnix!, fluchte ich in Gedanken. Bereits mit dem nächsten Atemzug spürte ich, wie sich meine Kehle öffnete. Ein nahezu infernalischer Hilfeschrei hallte über den Tanker hinweg in den Himmel hinauf.
    Erschrockene Rufe ertönten über mir und kurz darauf lehnten sich drei Männer über die Reling und blickten mit entsetzten Ge sichtern auf mich herab.
    »Hilfe!«, schrie ich nun und

Weitere Kostenlose Bücher