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Meerestosen (German Edition)

Meerestosen (German Edition)

Titel: Meerestosen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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Einer rief: »Bei Gott!«, ein anderer pfiff durch die Zähne und Aimees Vater stieß ein »Teufel noch eins!« hervor.
    Das Netz war ziemlich engmaschig, sodass ich den Nix nach seiner Verwandlung nicht gleich erkannte. Ich sah nur, dass es sich nicht um Cyril handelte, denn dafür waren seine Haare zu hell. Aber es war eindeutig ein Mann, der sich beängstigend ruhig verhielt und nicht einmal zuckte, als sie ihn auf den Boden nie derließen und das Netz öffneten, während zwei Männer ihn an Armen und Beinen festhielten.
    Kapitän Ledoux beugte sich zu ihm herunter. »Alles in Ord nung mit Ihnen?«
    Die Antwort war ein Stöhnen.
    Behutsam legte Aimees Vater das Gesicht des Nixes frei und stieß unmittelbar darauf ein weiteres »Teufel noch eins!« aus. »Das ist ja Mr Spinx!«
    Für einen Moment blieb mir die Luft weg.
    »Duu?«, platzte ich dann heraus, während eine Kaskade unter schiedlichster Empfindungen durch mich hindurchraste.
    Noch immer lag Javen vollkommen reglos da, mit bleicher Haut und dunklen Schatten unter den geschlossenen Augen. Aus einer Wunde unterhalb seiner linken Achsel trat Blut aus und bildete eine träge anwachsende Lache auf dem Deckboden. Um die Ver letzung herum hatte seine Haut sich bereits dunkelblau verfärbt. Er musste höllische Schmerzen leiden, doch anstatt gequält das Gesicht zu verziehen, lächelte er nun, schlug die Augen auf und richtete seinen Blick auf mich.
    »Dem Himmel sei Dank, du lebst!«
    Kapitän Ledoux sah zwischen uns hin und her. »Sie kennen sich also … tatsächlich?«, vergewisserte er sich.
    »Ja …«, antwortete ich zögernd. »Er … er ist … mein Vater.« Das auszusprechen, fühlte sich falsch an und löste dennoch so et was wie ein Gefühl der Befreiung in meinem Herzen aus. »Meine Mutter ist … menschlich. Sie lebt in Lübeck«, fügte ich stockend hinzu.
    Aimees Vater nahm sich die Mütze vom Kopf und fuhr sich durch die Haare. »Wie ist das möglich?«, fragte er kopfschüttelnd.
    Die Männer um uns herum murmelten Unverständliches. Ai mee stand wie angewachsen auf der Stelle und verzog keine Mie ne.
    »Wenn Sie gestatten, stehe ich jetzt auf«, sagte Javen, während er nach seiner Haut griff, die neben ihm im Netz lag, und sie Ka pitän Ledoux entgegenhielt. »Ich werde mich hiermit bedecken und Ihnen dann alle Fragen beantworten, die Ihnen auf der See le brennen. Wir hatten Angst, dass Sie uns bekämpfen würden, deshalb haben wir unsere Identität nicht preisgegeben.« Wieder wanderte sein Blick zu mir. »Mittlerweile habe ich … haben wir einsehen müssen, dass dies ein Fehler war. Es wäre so viel einfa cher gewesen, Ihnen allen klarzumachen, wie wichtig es ist, die Meere und damit einen Teil unseres Lebensraums zu schützen.«
    »Tja, also …« Kapitän Ledoux streifte sich seine Mütze wieder über und räusperte sich. »Gut, dann … helft Mr Spinx mal auf … und jemand, der sich damit auskennt, sollte sich seine Wunde ansehen.«
    »Nicht nötig«, gab Javen zurück. »Zum Glück war es nur ein Streifschuss. Und Nixe haben gutes Heilfleisch.«
    Er griff nach den Händen, die sich ihm entgegenstreckten, und ließ sich auf die Füße ziehen. Anschließend schlang er mit ge schmeidigem Schwung die Haut um seine Hüften.
    »Dann ist an Ihren Theorien bezüglich der mutierten Delfine also gar nichts dran?«, wollte nun ein anderer Mann in Uniform wissen, der ein Headset trug und sich bisher im Hintergrund ge halten hatte.
    Javen sah mich kurz an. »Nun …«, begann er. »Mutierte Delfine gibt es in der Tat nicht. In Wahrheit sind es Nixe wie wir, mit dem Unterschied, dass sie bis Mitte März dieses Jahres nicht an Land kommen konnten. Das ist offenbar passiert, weil sie …« Wieder huschte sein Blick zu mir, »beschlossen haben, sich gegen die unerträgliche Bedrohung durch die zunehmende Verschmutzung der Meere zu wehren.«
    »Aber …?« Aimees Vater wurde blass. »Dann sind unsere Mäd chen also aus Rache ermordet worden?«, fragte er tonlos.
    Javen zuckte ehrlich bedauernd mit den Schultern. »Wir haben einen Teil der Delfinnixe, die dafür verantwortlich sind, bereits bestraft. Mittlerweile gibt es nur noch einen, den es zu finden gilt.«
    »Gordian!«, stieß Aimee völlig überraschend hervor. »Er hat sie umgebracht. Mich wollte er auch töten.«
    »Das ist absoluter Unsinn!«, fuhr ich sie an.
    »Ruhe!« Kapitän Ledoux hob gebietend die Hand und wandte sich sofort wieder an Javen. »Aus diesem Grund sind die alle hier,

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