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Meerestosen (German Edition)

Meerestosen (German Edition)

Titel: Meerestosen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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Zentimeter für Zentimeter zusam menschmelzen zu lassen, bis sie fast an meinem Körper anlag. Wild entschlossen senkte ich meinen Blick in Ramons Augen. Doch ehe ich etwas zu ihm sagen konnte, platzte Idis’ Stimme in meinen Kopf.
    Verdammt noch mal, Elodie, was machst du hier?
    Mein Blick flog in sämtliche Richtungen, aber an dem ur sprünglichen Bild hatte sich nichts geändert: vor mir die Delfin nixe und ihre tierischen Freunde in Reih und Glied, hinter und neben mir die Hainixe lauernd in den Riffen.
    Wo, zur Hölle, bist du?
    Anstatt mir meine Frage zu beantworten, kommandierte Idis: Tauch unter den Delfinen durch! Und beeil dich gefälligst!
    Widerspruch oder gar eine Diskussion waren sinnlos, also tat ich, was sie mir befahl. Ich senkte meinen Oberkörper und glitt mit angelegten Armen und achtsamen Flossenschlägen unter der Delfinarmee hindurch. Es war ein seltsames Gefühl, diese unzäh ligen Leiber über mir zu sehen und nicht zu wissen, was genau sie planten.
    Zügig schwamm ich voran, ließ Reihe um Reihe hinter mir, und dann, als ich schon fast nicht mehr daran glaubte, schälte sich plötzlich Idis aus einer Felsspalte hervor. Zögernd folgte ihr eine weitere Nixe, in der ich sofort Malou erkannte.
    Was, zum Teufel …?, stießen Idis und ich gleichzeitig aus.
    Wir verstummten ebenso synchron und ganz kurz stahl sich ein Grinsen in ihr Gesicht. Doch nur einen Lidschlag später war ihre Miene wieder ernst. Hat Gordy dir nicht gesagt, dass du an Land bleiben sollst?
    Und?, gab ich zurück. Muss ich auf ihn hören?
    Idis musterte mich kritisch. Ihre Augen glänzten in einem dunklen Petrolgrün, und ihre Züge waren um einiges kantiger, als ich sie in Erinnerung hatte. Innerhalb weniger Wochen schien Gordys kleine Schwester um Jahre reifer geworden zu sein. Nein, wahrscheinlich nicht, resümierte sie gedankenverloren und sah sich nach Malou um, die sich ein Stück hinter ihr hielt und mich un verwandt anstarrte.
    Was passiert hier eigentlich gerade? , fragte ich. Warum hast du die vielen Tiere hergebracht?
    Idis hob die rechte Augenbraue, und ich bemerkte, dass gleich zeitig auch die weiße Braue auf ihrer Delfinhaut nach oben ge zogen wurde. Interessiert dich gar nicht, warum so viele Nixmädchen dabei sind?, gab sie zurück. Es sind nämlich mehr als doppelt so viele wie Nixmänner, fügte sie nicht ohne Stolz hinzu.
    Okay, erwiderte ich abwartend. Und was hat das zu bedeuten?
    Die Antwort kam von Malou. Kyan will, dass wir hier alle an Land gehen, schnaubte sie. Die Männer sollen Hunderte von Mädchen verzaubern und die Mädchen Hunderte von Männern. Er denkt, dass wir auf diese Weise die Menschen ausrotten können. Ein bitteres Lächeln umspielte ihre Mundwinkel. Und ich dummes Weib habe die ganze Zeit gedacht, dass ihm tatsächlich etwas an mir läge.
    Und jetzt willst du dich an ihm rächen?, fragte ich, hin- und her gerissen zwischen Fassungslosigkeit und Bewunderung. Indem ihr Mädchen die Männer daran hindert, an Land zu gehen?
    Wir werden sie töten, sagte Idis hart. Weil es das Beste für uns alle ist.
    Und die Tiere sollen euch dabei helfen?, entgegnete ich atemlos.
    Diese und noch viele andere, sagte Idis und wandte sich lächelnd dem offenen Atlantik zu.
    Ich ließ meinen Blick dem ihren folgen und konnte kaum glau ben, was ich dort sah.

Sie befanden sich mehrere Seemeilen entfernt und waren nur schemenhaft zu erkennen, die unzähligen Pottwale, Orcas und Schweinswale, doch mir war sofort klar, dass sie sich stetig, wenn auch nur bedächtig auf uns zubewegten.
    Idis, was soll das?
    Niemand darf entwischen, antwortete sie knapp.
    Ich fasste es nicht. Seit wann kannst du sie führen?
    Idis grinste. Nicht seit wann, sondern wie wäre in diesem Fall die richtige Frage gewesen.
    Okay, dann erklär’s mir, forderte ich ungeduldig. Dies war wirk lich nicht der Ort für Haarspaltereien oder Ratespielchen.
    Über die Delfine, entgegnete Idis ohne Umschweife. Sie haben die Wale mithilfe ihres animalischen Echolots herbeigerufen und geben auf diese Weise auch meine Informationen an sie weiter.
    Das war genial! Idis hatte meine ganze Bewunderung .
    Wo ist Gordy?, fragte ich dann .
    Keine Ahnung. Idis zuckte mit den Schultern. Wir haben keine n Kontakt. Für das emotionale Echolot ist er zu weit entfernt und alles andere wäre zu riskant.
    Klar. Aber du weißt, was er vorhat?
    Ja … Wieder dieses typische Grinsen. Eigentlich wollte er dich davon abhalten, ins Meer zu tauchen. Außerdem hält er

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