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Meerestosen (German Edition)

Meerestosen (German Edition)

Titel: Meerestosen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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Gehören sie nicht auch dazu?«
    »So groß ist der Unterschied zwischen Delfinen und Walen nicht. Ihr gehört zur selben Familie. Als ich Neeron sah, glaubte ich zuerst ja auch, einen Delfinnix vor mir zu haben.«
    Gordian richtete seinen Blick wieder aufs Meer und nickte ver sonnen.
    Ein Walnix als Geheimnisträger, murmelte er. Ein Hai, der aus dem Meer steigt, um deine Urgroßmutter zu schwängern …
    … damit ich siebzig Jahre später diese Aufgabe übernehme …
    Ein Gänsehautschauer raste mir über den Rücken.
    Das Erkennen dieser schicksalhaften Zusammenhänge machte mir auf eine äußerst schmerzhafte Weise klar, dass ich bisher nie selbstbestimmt gelebt hatte und es wohl auch in Zukunft niemals tun würde.
    Alles, was ich erlebte, was ich dachte und fühlte, folgte einem höheren Plan. Nicht einmal meine Liebe zu Gordy gehörte mir. Ich hatte ihm bedingungslos verfallen müssen , um meine Phobie vor dem Meer zu überwinden. Hätte ich nämlich meine Gefühle für ihn und mein unüberlegtes Handeln jemals infrage gestellt, hätte ich diese Aufgabe, für die die Ozeane mich bereits vor mehr als einem halben Jahrhundert vorgesehen hatten, gar nicht erfül len können.
    Und deshalb war unsere Liebe auch nichts Besonderes oder gar Einzigartiges, sondern lediglich eine Spiegelung der Sehnsucht des Meeres in unseren Seelen – und damit im Grunde überhaupt nicht existent.
    Am ganzen Körper zitternd, sah ich zu Gordian hinüber, sah, wie sein samtbrauner Körper sich vom schwarzen Nachthimmel abhob, wie der Wind durch seine goldblonden Locken strich und wie er gar nicht damit aufhören wollte, den Kopf zu schütteln.
    »Nein«, flüsterte er. »Nein, Elodie, nein.«
    Mit einem einzigen lautlosen Satz war er bei mir und zog mich in seine Arme. Ich weiß, dass ich dich liebe. Dieses Gefühl ist alles, was ich bin. Er küsste mein Haar und streichelte mein Gesicht. Es fließt durch meine Adern, ich atme es mit jedem Atemzug … ich …
    »Schsch.« Sanft legte ich meine Lippen auf seinen Mund.
    Ich wollte nicht, dass er weitersprach. Er sollte aufhören, zu denken und zu hoffen, denn ich war mir sicher, es besser zu wissen: Dies waren unsere letzten Stunden und schon bald würde unsere Liebe nur noch ein Schatten der Erinnerung in unseren Herzen sein. Vielleicht war das Meer sogar gnädig und würde uns alles, was zwischen uns geschehen war, vollkommen vergessen lassen.
    Nein, Elodie, nein! So etwas kannst du dir unmöglich wünschen!
    Ich schluckte gegen das stramme Gefühl in meinem Hals an und kämpfte auch die aufsteigenden Tränen tapfer nieder. Es war schrecklich, Gordian anzuschauen, seine Lebendigkeit und seine Nähe zu spüren und zu wissen, dass es nie wieder so sein würde.
    Wir werden es ohnehin nicht ändern können, murmelte ich, wäh rend ich meine Stirn resigniert auf seine Brust sinken ließ.
    Hör auf! Er schob mich von sich weg, fasste mich unters Kinn und drang so tief und ungestüm mit seinem Blick in mich ein, dass mir schwummerig wurde. Das darfst du nicht einmal denken!
    Gordy, flehte ich, bitte glaub mir. Ich will mich nicht von dir trennen. Nicht schon wieder und erst recht nicht für immer. Aber welche Wahl haben wir denn? Was wir uns wünschen, wonach wir uns sehnen und wen wir lieben, hat für das Meer nicht die geringste Bedeutung, und je eher wir uns mit unserem Schicksal abfinden, desto leichter wird es uns fallen, uns voneinander zu lösen und unserer Bestimmung zu folgen.
    Leichter? Gordians Augen funkelten vor Empörung. Ich fasse es nicht, dass du ein solches Wort überhaupt gebrauchen kannst. Was ich empfinde, wenn ich mir vorstelle, dass dies unsere letzte gemeinsame Nacht sein könnte …
    Es ist unsere letzte gemeinsame Nacht, flüsterte ich und fühlte mich wie eine Verräterin.
    Gordys Brustkorb hob und senkte sich in schnellem Rhyth mus. Mir war, als spürte ich seine Wut und Verzweiflung in jeder einzelnen meiner Körperzellen. Neeron hat mit keinem Wort gesagt, dass wir uns trennen müssen, stieß er hervor. Wir haben eine gemeinsame Aufgabe, Elodie, wir werden eine Lösung finden, um …
    Ich bin eine Hainixe, unterbrach ich ihn. Ich wäre dir im Kampf gegen Kyan nur hinderlich, weil du ständig das Gefühl hättest, auf mich aufpassen zu müssen. Wäre es anders, hätten wir ihn längst töten können.
    Gordian machte eine unwillige Geste, die im Grunde nichts anderes besagte, als mir recht zu geben.
    Außerdem muss ich zurück nach Guernsey, um mit Javen Spinx,

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