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Meerestosen (German Edition)

Meerestosen (German Edition)

Titel: Meerestosen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Schröder
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endlich, macht euch auf die Reise und erfüllt eure Aufgabe, schien es uns zuzurufen.
    Aus seinem ungestümen Rauschen schälte sich allmählich das Knattern eines Außenbordmotors heraus … und dann, ganz plötz lich, ähnlich einer Hand, die die Falten eines Kleides glatt strich, beruhigte sich der Ozean. Blank wie ein Spiegel und tiefblau lag er unter uns, aufgeraut nur durch die blitzende Schneise, die das Boot riss, das direkt auf Bugio zuhielt.
    Instinktiv duckten Gordy und ich uns hinunter und eilten, so schnell wir konnten, auf die Uferkante zu. Aber die beiden Män ner in ihrem kleinen Wasserfahrzeug hatten uns offenbar längst bemerkt.
    Sie stellten den Motor ab und steuerten das Boot genau auf die Stelle zu, von der aus wir ins Meer springen wollten.
    »Wer sind Sie?«, rief der eine, während der andere sein Fernglas herunternahm und uns mit zusammengekniffenen Augen mus terte. »Was machen Sie da? Wissen Sie nicht, das Sie sich in einem Naturschutzgebiet befinden?«
    Er sprach Portugiesisch, trotzdem verstand ich jedes Wort.
    »Nein«, sagte Gordian nach einem kurzen Zögern. »Wir hatten keine Ahnung … Wir sind herübergeschwommen und …«
    »Wo ist Ihre Yacht?«, fiel der andere Mann ihm ins Wort. Er war einen Kopf größer als sein Begleiter, hatte einen kräftigen athletischen Körperbau und trug sein tiefschwarzes kinnlanges Haar straff aus der Stirn gegelt. Obwohl es eigentlich nicht möglich war, hatte ich das untrügliche Gefühl, ihm schon einmal irgendwo begegnet zu sein.
    »Ähm … Wir haben keine«, erwiderte ich. »Wir …«
    »Erzählen Sie mir nichts«, unterbrach er auch mich sofort und unterstrich seinen Unmut noch durch eine unwirsche Handbe wegung. »Sie werden wohl kaum von der Hauptinsel bis hierher geschwommen sein.«
    »Was macht Sie da so sicher?«, entgegnete Gordy, woraufhin ich ihm mahnend meinen Ellenbogen in die Rippen drückte.
    Für meinen Geschmack war er ein wenig zu vorlaut, was ich in Anbetracht des Umstands, dass wir uns mitten im Sonnenlicht befanden und er nicht die Spur eines Schattens warf, für unklug hielt. Zum Glück standen wir noch immer ein gutes Stück ober halb des Ufers, sodass die beiden Männer von ihrem Boot aus den Boden unter unseren Füßen wahrscheinlich gar nicht sehen konnten.
    »Wir trainieren für den Olympic Triathlon«, beeilte ich mich zu erklären.
    »Oh.« Die beiden Männer sahen sich an. »Für den Ultra Man, nehme ich an«, meinte der kleinere, während der andere sein Fernglas nun wieder an seine Augen hob. »Und selbst dort wird beim Schwimmen keine solche Distanz zurückgelegt. Zehn Kilo meter, soweit ich weiß.«
    »Ähm, das ist richtig«, hörte ich Gordian antworten. »Aber es schadet ja nichts, sich auf längeren Strecken fit zu halten.«
    Die glänzenden Lupen des Fernglases waren starr auf mich ge richtet. Mir wurde siedend heiß unter dem Blick des Madeirers, und mit einem Mal fiel mir ein, woher ich ihn kannte.
    Gordy, wir müssen hier weg! Sofort!
    Aber dann besteht die Gefahr, dass sie erkennen, was wir sind.
    Sie wissen es bereits, schrie ich voller Panik. Los, komm!
    Unmöglich!, rief Gordian mir im Laufen zu. Du musst dich irren! Einem inneren Kommando folgend, hatten wir uns umgedreht und hasteten nun über grobe, mit Flechten überwucherte Steine und borstige Pflanzenbüschel zur gegenüberliegenden Seite der Insel, von wo aus wir mit einem fliegenden Satz ins Wasser spran gen. Wir sind seit Tagen keiner Menschenseele mehr begegnet.
    Doch, Gordy, ich schon, gab ich zurück, während ich ein paar kräftige Flossenschläge tat.
    Und endlich schien er zu begreifen.
    Der Taucher?
    Ja, verdammt! Wir hätten meine Begegnung mit ihm sehr viel ernster nehmen müssen. Es war gedankenlos von uns, so lange hier zu bleiben.
    Ich hatte doch sogar befürchtet, dass er gleich, nachdem er sei nen Schock überwunden hatte, wieder nach mir suchen würde.
    Vielleicht haben sie sich ja von unserem Anblick verzaubern lassen, äußerte ich hoffnungsvoll.
    Du meinst, von deinem …, erwiderte er zögernd. Auf mich machten die beiden Typen allerdings nicht den Eindruck, als ob sie von einer Nixe betört worden wären.
    Tja, dann verfügt ein Hainix wohl nicht über entsprechende Reize, sag te ich und meinte es fast ironisch, doch im selben Moment wurde mir klar, dass es sich genau so verhielt.
    Javen Spinx und Cyril hatten zwar eine stark anziehende Wir kung, von Verzauberung konnte allerdings nicht im Geringsten die Rede sein. Und wenn

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