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Meerjungfrau

Meerjungfrau

Titel: Meerjungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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von Trollhättan befand.
    Wenige Minuten später wurden sie zu Eva-Lena Skog vorgelassen, mit der Patrik telefoniert hatte.
    Â»An diesen Fall erinnern sich viele.« Sie legte einen Ordner voller vergilbter Papiere auf den Tisch. »Es ist Jahrzehnte her, aber so etwas vergisst man nicht.« Sie strich sich eine graue Strähne aus dem Gesicht. Sie sah aus wie eine strenge Lehrerin und trug die Haare zu einem ansonsten makellosen Knoten hochgesteckt.
    Â»Wusste man, dass die Situation so schlimm war?«, fragte Paula.
    Â»Ja und nein. Es gab Anzeigen, und wir hatten bereits …«, sie schlug den Ordner auf und fuhr mit dem Finger über das oberste Blatt, »zwei Hausbesuche gemacht.«
    Â»Und da hat man nichts gesehen, das ein Eingreifen gerechtfertigt hätte?«
    Â»Das ist schwer zu erklären, aber damals herrschten andere Sitten«, seufzte Eva-Lena Skog. »Heutzutage würden wir in einem viel früheren Stadium eingreifen, aber damals … tja, man wusste es eben nicht besser. Offensichtlich ging es auf und ab, und die Besuche fanden höchstwahrscheinlich in Phasen statt, wenn es ihr besserging.«
    Â»Gab es denn keine Verwandten oder Freunde, die aufmerksam wurden?«, wollte Paula wissen. Es war schwer vorstellbar, wie so etwas passieren konnte, ohne dass es auffiel.
    Â»Es gab keine Familie. Freunde meines Wissens auch nicht. Sie lebten wohl ziemlich isoliert, und deshalb ist es letztendlich auch so gekommen. Wenn der Geruch nicht gewesen wäre …« Sie schluckte und senkte den Blick. »Wir sind seitdem viel weiter. Heute würde so etwas nicht mehr vorkommen.«
    Â»Hoffen wir’s«, sagte Patrik.
    Â»Wenn ich es richtig verstanden habe, benötigen Sie die Unterlagen für die Ermittlungen in einem Mordfall.« Eva-Lena schob ihnen den Ordner herüber. »Sie behandeln das Material doch mit größter Vorsicht? Solche Dinge geben wir nur unter besonderen Umständen aus der Hand.«
    Â»Wir werden uns äußerst diskret verhalten. Das verspreche ich Ihnen«, sagte Patrik. »Ich bin mir sicher, dass die Akten uns bei unserem Fall weiterhelfen werden.«
    Eva-Lena Skog konnte ihre Neugier nur schlecht verbergen.
    Â»Was könnte er denn mit dieser alten Geschichte zu tun haben. Es sind doch schon so viele Jahre vergangen?«
    Â»Darüber darf ich nicht sprechen«, sagte Patrik. In Wahrheit hatte er nicht die geringste Ahnung. Aber irgendwo mussten sie schließlich anfangen.

M ama?« Er schüttelte sie noch einmal, aber sie rührte sich einfach nicht. Wie lange sie schon so dalag, wusste er nicht. Er war erst drei Jahre alt und konnte die Uhr noch nicht lesen. Es war jedoch schon zweimal dunkel geworden. Dunkelheit mochte er genauso wenig wie Mama. Sie ließen nachts immer das Licht an. Als man in der Wohnung fast nichts mehr sehen konnte, hatte er es selbst eingeschaltet. Dann hatte er sich an sie gekuschelt. So schliefen sie immer, ganz dicht nebeneinander. Er schmiegte sein Gesicht an ihren weichen Körper. Mama hatte keine Kanten und keine spitzen oder harten Stellen. Alles an ihr war weich und warm.
    Aber heute Nacht hatte sie sich nicht mehr warm angefühlt. Er hatte sie angestupst und sich an sie gepresst, aber sie hatte nicht reagiert. Dann hatte er sich eine zusätzliche Decke geholt, obwohl er im Dunkeln Angst davor hatte, mit den Füßen auf den Boden zu kommen. Er fürchtete sich vor den Monstern unter dem Bett. Er wollte nicht, dass Mama fror, und er wollte selbst nicht frieren. Sorgfältig deckte er sie mit der gestreiften Decke zu, die so komisch roch. Trotzdem wurde ihr nicht warm und ihm auch nicht. Bibbernd hatte er die ganze Nacht wach gelegen und darauf gewartet, dass sie endlich aufwachte. Damit dieser seltsame Traum endlich endete.
    Als es hell wurde, stand er auf und deckte sie wieder richtig zu. Warum schlief sie so lange? Das machte sie sonst nie. Manchmal lag sie den ganzen Tag im Bett, aber dann wurde sie hin und wieder wach. Redete mit ihm und bat ihn, ihr ein Glas Wasser oder so zu holen. An den Tagen, die sie im Bett verbrachte, sagte sie manchmal merkwürdige Sachen. Das machte ihm Angst. Hin und wieder schrie sie ihn sogar an. Aber das war ihm lieber, als wenn sie so still und kalt dalag.
    Sein Bauch knurrte vor Hunger. Vielleicht würde Mama ihn loben, wenn sie aufwachte und sah, dass er Frühstück gemacht hatte. Der Gedanke munterte ihn ein

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