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Meerjungfrau

Meerjungfrau

Titel: Meerjungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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weiß nicht, ob Sie wissen, dass Christian mehr als eine Woche mit seiner toten Mutter allein war. Sie war psychisch krank und nicht immer in der Lage, sich um ihn zu kümmern. Für sich selbst konnte sie auch nicht sorgen. Am Ende starb sie in der Wohnung, und Christian war ganz allein. Er dachte, sie schliefe.«
    Â»Das wissen wir. Wir haben mit dem hiesigen Sozialen Dienst gesprochen und alle Dokumente bekommen, die mit der Angelegenheit zusammenhängen.« Patrik merkte selbst, wie formell er sich ausdrückte. »Die Angelegenheit«. Anders konnte er die Ereignisse nicht von sich fernhalten.
    Â»Ist sie an einer Überdosis gestorben?«, fragte Paula. Sie waren noch nicht dazu gekommen, das gesamte Material durchzusehen.
    Â»Nein, sie hat keine Drogen genommen. In den schlechten Phasen trank sie manchmal zu viel, und sie hat natürlich Medikamente genommen. Am Ende hat ihr Herz nicht mehr mitgemacht.«
    Â»Wieso das?« Patrik verstand nicht recht, was er meinte.
    Â»Sie hat sich gehenlassen. Alkohol und Medikamente haben natürlich eine Rolle gespielt. Außerdem war sie unheimlich dick. Sie hat über einhundertfünfzig Kilo gewogen.«
    In Patriks Unterbewusstsein regte sich etwas. Irgendetwas stimmte da nicht. Aber darüber musste er später nachdenken.
    Â»Und dann kam er zu Ihnen?«, wollte Paula wissen.
    Â»Dann kam er zu uns. Iréne hatte die Idee, ein Kind zu adoptieren. Es sah so aus, als könnten wir keine eigenen Kinder kriegen.«
    Â»Aber die Adoption wurde nicht vollzogen?«, hakte Patrik nach.
    Â»Wir hätten ihn wahrscheinlich adoptiert, wenn Iréne nicht kurz darauf schwanger geworden wäre.«
    Â»Offenbar keine Seltenheit«, bemerkte Paula.
    Â»Das hat der Arzt auch gesagt. Als unsere Tochter kam, schien Iréne sich nicht mehr für Christian zu interessieren.« Ragnar Lissander blickte aus dem Fenster und umklammerte seinen Kaffeebecher. »Vielleicht wäre es besser für den Jungen gewesen, wenn sie ihren Willen gekriegt hätte.«
    Â»Was wollte sie denn?«, erkundigte sich Patrik.
    Â»Ihn wieder abgeben. Nachdem wir dann ein eigenes Kind hatten, war sie der Meinung, wir bräuchten Christian nicht zu behalten.« Er lächelte schief. »Ich weiß, wie sich das anhört. Iréne hat ihre Macken und übertreibt es manchmal ein bisschen. Aber sie meint es nicht immer so böse.«
    Â»Macken?« Patrik verschluckte sich beinahe. Sie sprachen über eine Frau, die ihr Pflegekind wieder abgeben wollte, als sie ein eigenes bekommen hatte, und der Kerl verteidigte sie auch noch.
    Â»Sie haben ihn aber nicht zurückgegeben«, erwiderte er kühl.
    Â»Nein, das war einer der seltenen Fälle, in denen ich ihr widersprochen habe. Zuerst war sie auf dem Ohr taub, aber als ich ihr sagte, es würde einen schlechten Eindruck machen, durfte er schließlich bleiben. Ich hätte nicht …« Wieder verstummte er. Ihm war deutlich anzumerken, wie schwer es ihm fiel, darüber zu sprechen.
    Â»Was hatten Christian und Alice in ihrer Kindheit für ein Verhältnis zueinander?«, fragte Paula, aber Ragnar reagierte überhaupt nicht. Er schien mit seinen Gedanken ganz weit weg zu sein. Schließlich murmelte er:
    Â»Ich hätte auf sie aufpassen müssen. Armer Junge, er wusste es ja nicht besser.«
    Â»Was?« Patrik beugte sich vor.
    Ragnar zuckte zusammen und kehrte in die Wirklichkeit zurück.
    Â»Möchten Sie Alice kennenlernen? Sie müssen sie gesehen haben, um zu verstehen, was ich meine.«
    Â»Wir wollen Alice gerne kennenlernen.« Patrik konnte seine Aufregung nicht verbergen. »Wann wäre es möglich? Wo ist sie denn?«
    Â»Wir fahren jetzt gleich hin.« Ragnar stand auf.
    Auf dem Weg zum Auto sahen Patrik und Paula sich an. War Alice die Frau, die sie suchten? Fand die Sache endlich ein Ende?
    Als sie ins Zimmer kamen, wandte sie ihnen den Rücken zu. Ihr dunkles Haar reichte fast bis zum Po. Es glänzte wie frisch gebürstet.
    Â»Hallo, Alice. Ich bin es, Papa.« Ragnars Stimme hallte von den kahlen Wänden wider. Irgendjemand hatte den halbherzigen Versuch unternommen, den Raum gemütlich einzurichten, der Erfolg war jedoch mäßig. Am Fenster stand eine vertrocknete Zimmerpflanze, an der Wand hing ein Plakat von dem Film »Im Rausch der Tiefe«, und auf dem schmalen Bett lag eine zerschlissene Tagesdecke. Ansonsten gab es

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