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Meerjungfrau

Meerjungfrau

Titel: Meerjungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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auch? Sie hatte ihm alles genommen.
    Alice. Sogar der Name erfüllte ihn mit Abscheu. Er hasste Alice.

L ailas Töchter sollen meinen Schmuck haben.«
    Â»Hat das nicht noch Zeit?« Er griff nach Lisbets Hand. Drückte sie und spürte, wie zerbrechlich sie war. Wie ein Vögelchen.
    Â»Nein, es hat keine Zeit mehr, Kenneth. Solange die Dinge nicht geregelt sind, kann ich mich nicht entspannen. Ich würde niemals Ruhe finden, wenn ich dich mit diesem Durcheinander allein lassen müsste.« Sie lächelte.
    Â»Aber«, räusperte er sich und unternahm noch einen Versuch. »Es ist so …« Wieder brach seine Stimme, und seine Augen füllten sich mit Tränen. Hastig wischte er sie weg. Er musste sich zusammenreißen und stark sein. Doch die Tränen rannen trotzdem auf den geblümten Bettbezug, der sie von Anfang an begleitet hatte und der nun vom vielen Waschen ganz ausgeblichen war. Kenneth zog nie andere Bettwäsche auf, weil sie diese so liebte.
    Â»Du brauchst mir nichts vorzumachen.« Sie strich ihm über den Kopf.
    Â»Tätschelst du meine Glatze?« Er rang sich ein Grinsen ab, und sie zwinkerte ihm zu.
    Â»Du weißt doch, dass ich Haare auf dem Kopf immer total überschätzt fand. Es sieht viel schicker aus, wenn es ein bisschen glänzt.«
    Er musste schmunzeln. Sie hatte ihn immer zum Lachen gebracht. Wer würde das jetzt tun? Wer würde seinen kahlen Schädel küssen und sagen, es sei doch ein Glück, dass der liebe Gott mitten auf seinem Kopf eine Landebahn für ihre Küsse gebaut hatte? Kenneth wusste genau, dass er nicht der umwerfendste Mann auf Erden war. Aber in Lisbets Augen war er es trotzdem. Er staunte immer noch darüber, dass er eine derart schöne Frau hatte. Auch jetzt, nachdem ihr der Krebs alles genommen und sich überall hineingefressen hatte. Sie war so traurig gewesen, als ihr die Haare ausfielen. Er versuchte es mit dem gleichen Witz wie sie und sagte, nun habe Gott eben eine Landebahn für seine Küsse gebaut, aber nur ihr Mund lächelte, nicht ihre Augen.
    Ihr Haar war immer ihr ganzer Stolz gewesen. Blonde Locken. Weinend hatte sie vorm Spiegel gestanden und behutsam über die spärlichen Strähnen gestrichen, die ihr nach der Behandlung geblieben waren. Er fand sie immer noch schön, aber er wusste, wie sie litt. Also steuerte er bei seinem nächsten Besuch in Göteborg als Erstes eine teure Boutique an und kaufte ihr ein Tuch von Hermès. Für so ein Tuch begeisterte sie sich schon lange, aber jedes Mal, wenn er ihr eins schenken wollte, hielt sie ihn davon ab. »Man kann doch nicht so viel Geld für ein so kleines Stück Stoff bezahlen!«
    Diesmal kaufte er ihr ein Tuch. Das teuerste im ganzen Laden. Mühsam stieg sie aus dem Bett und öffnete die Schachtel, nahm das Tuch aus der wunderschönen Verpackung und trat damit vor den Spiegel. Sie wandte den Blick nicht von ihrem Gesicht ab, während sie sich das seidige Quadrat mit dem gelb-goldenen Muster um den Kopf wickelte. Es verbarg das spärliche Haar und später den kahlen Schädel. Und in ihre Augen zauberte es wieder dieses Glänzen, das die Behandlung ihr mit den Haaren genommen hatte.
    Wortlos kam sie zurück zu ihm ans Bett und küsste ihn auf die Stirn. Dann legte sie sich wieder hin. Lehnte sich an das weiße Kissen, vor dem das Gold erstrahlte. Seitdem trug sie ständig das Tuch.
    Â»Ich möchte, dass Annette die dicke Goldkette bekommt und Josefine die Perlen. Den Rest dürfen sie untereinander aufteilen, wie sie wollen. Hoffentlich können sie sich einigen.« Lisbet lachte, weil sie genau wusste, dass die Töchter ihrer Schwester sich nicht um den Schmuck streiten würden.
    Kenneth zuckte zusammen. In Erinnerungen versunken, erlebte er ein grausames Erwachen. Das Bedürfnis seiner Frau, bei ihrem Tod alles geordnet zu hinterlassen, konnte er gut nachvollziehen. Aber andererseits ertrug er es nicht, dass sie ihm damit das unausweichliche Ereignis ins Gedächtnis rief, das ihnen in nicht allzu ferner Zukunft bevorstand, wenn man denjenigen glauben durfte, die sich damit auskannten. Er hätte alles gegeben, um nicht die ausgezehrte Hand seiner Frau halten und mit anhören zu müssen, wie sie ihr weltliches Gut verteilte.
    Â»Ich möchte auch nicht, dass du allein bleibst. Geh öfter mal aus, damit du siehst, was der Markt zu bieten hat. Aber halte dich von

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