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Meerjungfrau

Meerjungfrau

Titel: Meerjungfrau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Camilla Läckberg
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Freunde von Magnus und Cia waren Erik Lind, Kenneth Bengtsson und Christian Thydell und ihre Frauen. Wir haben mit ihnen gesprochen, genau wie mit der Familie von Magnus, aber alle beschreiben Magnus als hingebungsvollen Familienvater und treuen Freund. Kein Klatsch, keine Geheimnisse, keine Gerüchte.«
    Â»Unsinn!« Mellberg rümpfte die Nase. »Jeder hat etwas zu verbergen. Man muss es nur ans Tageslicht holen. Offenbar habt ihr euch nicht genug Mühe gegeben.«
    Â»Wir …«, begann Patrik, sah jedoch ein, dass Mellberg ausnahmsweise recht haben könnte, und verstummte. Vielleicht hatten sie nicht die richtigen Fragen gestellt. »Wir werden Freunde und Familie natürlich ein zweites Mal vernehmen«, fuhr er fort. Plötzlich sah er Christian Thydell und die Briefe in seiner obersten Schreibtischschublade vor sich, aber solange er sich nur auf sein Bauchgefühl stützen konnte, wollte er sie nicht erwähnen.
    Â»Nun denn. Fangen wir von vorne an und machen es besser!« Mellberg stand so hastig auf, dass Ernst, dessen Kopf auf seinem Knie gelegen hatte, beinahe umfiel. Als Mellberg fast draußen war, drehte er sich noch einmal um und sah die Kollegen streng an: »Jetzt legen wir einen Zahn zu!«
    Draußen vor dem Zugfenster war es dunkel geworden. Er war so früh aufgestanden, dass er das Gefühl hatte, es sei schon Abend, dabei war es auf seiner Armbanduhr erst später Nachmittag. Immer wieder hatte sein Handy in der Tasche gebrummt, aber er hatte es ignoriert. Alle, die anriefen, wollten etwas von ihm, verfolgten ihn und stellten Forderungen.
    Christian starrte hinaus. Sie fuhren gerade an Herrljunga vorbei. Das Auto hatte er in Uddevalla abgestellt. Von dort brauchte man ungefähr eine Dreiviertelstunde nach Fjällbacka. Er lehnte die Stirn an die Scheibe und schloss die Augen. Das Glas fühlte sich kalt an. Die Dunkelheit vor dem Fenster drang zu ihm durch. Heftig holte er Luft und drehte sein Gesicht zur Seite. Stirn und Nasenspitze hatten deutliche Abdrücke hinterlassen. Er hob die Hand und rieb sie weg. Er wollte sie dort nicht haben, wollte seine Spuren nicht sehen.
    Bei der Ankunft in Uddevalla war er so müde, dass er kaum noch klar sehen konnte. In der letzten Stunde hatte er zu schlafen versucht, aber in seinem Kopf flimmerten die Bilder und ließen ihn nicht zur Ruhe kommen. Bei McDonald’s in Torp bestellte er einen großen Kaffee und trank ihn in einem Zug aus, damit er wenigstens ein bisschen Koffein im Körper hatte.
    Wieder summte das Handy, aber weder war er in der Lage, es aus der Tasche zu ziehen, noch konnte er sich überwinden, mit der Person zu sprechen, die sich so hartnäckig bemühte, ihn zu erreichen. Sicherlich Sanna. Sie würde sauer sein, wenn er nach Hause kam, aber so war es eben.
    Sein Körper begann zu kribbeln, und er rutschte unruhig auf dem Sitz hin und her. Die Scheinwerfer des Wagens hinter ihm leuchteten direkt in seinen Rückspiegel. Als er wieder nach vorne blickte, war er vorübergehend nachtblind. Irgendetwas an diesem Licht und dem gleichbleibenden Abstand veranlasste ihn, noch einmal in den Rückspiegel zu schauen. Seit Torp fuhr derselbe Wagen hinter ihm her. Oder war es ein anderer? Christian strich sich über die Augen. Er war sich bei nichts mehr sicher.
    Als er bei der Abzweigung Fjällbacka von der Autobahn abbog, folgten ihm die Lichter. Christian kniff die Augen zusammen und versuchte, die Automarke zu erkennen. Aber es war zu dunkel, und die Scheinwerfer blendeten ihn. Seine Hände am Lenkrad waren schweißnass. Er hatte es so fest umklammert, dass ihm die Finger weh taten. Einen Moment lang musste er sie ausstrecken.
    Er sah sie vor sich. Die Frau mit dem blauen Kleid und dem Kind im Arm. Der Geruch von Erdbeeren und der Geschmack ihrer Lippen. Der Stoff ihres Kleides auf seiner Haut. Ihr Haar, so lang und braun.
    Irgendetwas rannte ihm vors Auto. Christian machte eine Vollbremsung und verlor für Sekunden die Kontrolle über den Wagen. Er kam von der Fahrbahn ab, rutschte auf den Graben zu und spürte, wie er losließ und sich nicht mehr wehrte. Doch wenige Zentimeter vor dem Rand blieb das Auto stehen. Im Scheinwerferkegel war deutlich das weiße Hinterteil eines Rehs zu sehen. Er folgte ihm mit dem Blick, als es erschrocken flüchtete.
    Der Motor lief noch, aber das Geräusch ging im Rauschen seines Kopfs unter. Im Rückspiegel sah er,

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