Meg Finn und die Liste der vier Wünsche
übertrieben. Sein bisheriges Leben war wirklich eine einzige Katastrophe gewesen. Er hatte eine Alkoholikerin geheiratet, mit ihrer Mutter unter einem Dach gelebt und für sein erstes Haus keinen Pfennig von der Feuerversicherung gesehen. Er war genau an dem Tag nach Jugoslawien in den Urlaub gereist, als dort der Krieg ausbrach. Und immer so weiter. Nun, dies waren Dinge, an denen sich nichts mehr ändern ließ. Vier Punkte aber waren unterstrichen und nummeriert. Meg las sie langsam. Sie konnte kaum glauben, was ihr die Spektralbilder zu verstehen gaben.
Schließlich blickte sie verwirrt von dem Bogen auf. »Ich verstehe das nicht«, sagte sie schlicht.
»Für diese Dinge ist es noch nicht zu spät«, erklärte Lowrie mit strahlendem Gesicht. »Ich kann es immer noch tun.«
Meg schnaubte. »Das ist doch nicht Ihr Ernst.«
»Aber selbstverständlich, junge Dame. Reue ist ein starker Ansporn.«
»Ich kapiere auch gar nicht, wovon Sie reden. Ich bin doch erst vierzehn.«
Erneut massierte sich Lowrie die vernarbte Wade. »Mit deiner Hilfe kann ich diese Dinge noch vollbringen. Was vorher nicht möglich war. Doch als du gestern … in mir drin warst, habe ich mich wieder jung gefühlt. Zu allem bereit.«
»Aber diese Punkte! Ich meine, was soll das? Das ist doch verrückt.«
Lowrie nickte. »Ja, für dich vielleicht. Meinetwegen auch für jeden anderen auf dem Planeten. Für mich waren das jedoch die größten Schlappen meines Lebens. Und jetzt habe ich die einmalige Gelegenheit, sie wieder auszubügeln, auch wenn das außer mir niemanden interessiert.«
Meg gingen allmählich die Argumente aus. »Aber was ändert sich denn, wenn Sie wie ein Verrückter durch das ganze Land hetzen?«
»Gar nichts«, gab Lowrie zu. »Außer meiner Meinung von mir selbst. Und die, junge Dame, bekommt eine große Bedeutung, wenn man älter wird.«
Meg runzelte die Stirn. Sie hasste diese Tour von wegen »das verstehst du erst, wenn du älter bist«. Vor allem jetzt, wo sie nicht mehr älter werden würde. Sie hielt ihm das dünne Papier unter die Nase. »Das soll es also sein? Wir müssen kreuz und quer durch Irland fahren, um vier idiotische Aufgaben zu erledigen? Nichts anderes kommt in Frage?«
»Genau«, erwiderte Lowrie. »Das ist mein Wunsch. Diese Liste ist der einzige Weg in den Himmel.« Er legte eine bedeutsame Pause ein. »Für uns beide.«
Belch war wieder da. Gewissermaßen. Gewissermaßen Belch und gewissermaßen wieder da. Verwirrend? Nicht für ihn. Myishi hatte ein komplettes »virtuelles Hilfsmodul« in sein Gedächtnis eingepflanzt. Jetzt brauchte Belch nur noch an eine Frage zu denken, und ein Cyberdämon durchsuchte die Implantate nach Treffern. Als hätte man einen Streber im Gehirn. Genau wie es sein sollte: Überlasst die wichtige Arbeit richtigen Männern, um den Rest kümmern sich die Computerfreaks.
Der Teufel höchstpersönlich schaute in der Abreisehalle vorbei, um Belch zu verabschieden, und zum ersten Mal seit dem Metallica-Konzert war Belch beeindruckt.
Satan zeigte sich in seiner Finsteres-Ungeheuer-Gestalt und verlor keine Zeit, dem Neuankömmling die Dringlichkeit seines Auftrags klar zu machen. Er packte Belch kurzerhand an der Kehle und drückte ihn an die Höhlenwand. »Geh zurück, finde das Mädchen und mach sie böse. Aber schnell.«
Die Augen des Teufels waren rund und rot, und in der Iris tanzten schreiende Seelen. Ziemlich beeindruckend, diese Spezialeffekte.
Angeber, dachte Beelzebub bei sich.
»Sie böse machen?«, fragte Belch vorsichtig nach.
Beelzebub zuckte zusammen. Der Meister mochte keine Fragen.
Satans Hand schloss sich noch fester um Belchs Hals, und unwillkürlich jaulte der Hund in ihm auf. Funken zischten um die sehnige Gestalt des finsteren Ungeheuers und versengten Belchs verfilztes Fell.
»Böse!«, knurrte Satan. »Mach sie böse.«
»Alles klar«, ächzte Belch. »Böse machen. Geht in Ordnung.«
»Grrrh«, grollte der Teufel skeptisch und ließ Belch auf den Marmorboden plumpsen.
»Sonst …« Satan ließ den Satz unbeendet und verdampfte zur Verdeutlichung einen vorbeikommenden Spießdreher.
Belch schluckte. Das war klar genug. »Verstanden, Meister«, sagte er unter hektischem Nicken. »Sie ist schon so gut wie böse.«
»Grrrh«, grummelte der Herr der Finsternis erneut. Eindrucksvoll, wie viel Ausdruck er in diese einzige Silbe legen konnte. Dann gab es einen Blitz, es stank nach verkohltem Fleisch und Ozon, und das finstere Ungeheuer war
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