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Meg Finn und die Liste der vier Wünsche

Meg Finn und die Liste der vier Wünsche

Titel: Meg Finn und die Liste der vier Wünsche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eoin Colfer
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sich mit ihren neuen Fähigkeiten vertraut zu machen.
    Als Erstes waren da Körpertausch und verzehnfachte Kraft. Ob sie den Kontakt einging, hing offenbar von ihr selbst ab. Das war was Mentales, so à la Kung Fu. Wenn du es nur willst, geschieht es.
    Durch ein bisschen Herumexperimentieren entdeckte sie, dass alles ein Eigenleben hatte. Sogar im Holz und in der Polsterung des Sessels hingen ein paar Erinnerungsreste. Die meisten drehten sich um diverse Hinterteile und ihre Funktionen. Meg beschloss umgehend, nie wieder in Möbelstücke hineinzuschlüpfen.
    Der Ausflug in Lowries Körper hatte sie jedoch etwas mitgenommen. Ihre Aura war jetzt schwächer, und sie spürte, dass etwas an ihr zog. Nicht in eine bestimmte Richtung, nur anderswohin. Ihre Uhr tickte.
    Außerdem entdeckte Meg, dass Geister nicht schliefen. Was für eine Zeitverschwendung. Während sie da saß und zusehen musste, wie ihre Geisteruhr ablief, lag der Alte oben und schnarchte, dass die Wände wackelten. Typisch Erwachsener. Die eigene Zeit war immer wichtiger als die der anderen.
    Sie versuchte fernzusehen, aber das klappte nicht so recht. Mit ihrer übernatürlichen Sehkraft nahm sie jedes Pixel auf dem Bildschirm einzeln wahr. Die Bilder als Ganzes zu betrachten erforderte richtige Konzentration.
    Also blieb nur noch essen. Nicht dass sie hungrig gewesen wäre, sie brauchte eben eine Beschäftigung. Sie stibitzte eine Portion Schokoladenmousse aus Lowries Kühlschrank und schleckte sie mit dem Finger aus dem Becher. Unappetitlich, aber absolut köstlich.
    Das war wunderbar, solange Meg sich auf die Mousse konzentrierte. Doch kaum hörte sie auf, daran zu denken, begann die schleimige Masse durch ihre Magenwände nach außen zu schweben. Und sobald die Aura passiert war, griff die Schwerkraft wieder zu, und das Dessert platschte auf das Schachbrettmuster des Küchenfußbodens.
    Meg schnitt eine Grimasse. Sah so aus, als würde sie nie wieder Hunger haben. Aber dafür wäre ihr nach einem Fressanfall auch nie wieder schlecht. Mit einem Riesenseufzer legte sich das Zwischenwesen auf ein abgewetztes Sofa, und versuchte angestrengt, nicht LOCH zu denken. Und doch riefen die Erinnerungen verloren gegangener Smarties aus den Polstern nach ihr. Ein Diamantring war auch da unten. Oder hatte mal dort gelegen. Er hatte Nora gehört. Einer Frau namens Nora.
    Mühsam kam Lowrie die Treppe hinunter, die Augen zusammengekniffen, um besser sehen zu können.
    »Hallo?«, rief er zögernd, ein Fremder in seinem eigenen Haus.
    Meg setzte sich auf dem Sofa auf. »Wer ist Nora?«
    Lowrie erstarrte, einen Fuß in der Luft. »Nora? Wer hat dir von Nora erzählt?«
    »Das Sofa«, sagte Meg schlicht.
    Lowrie suchte in ihrem Gesicht nach Anzeichen von Ironie, fand jedoch keine. Warum auch? Anscheinend war alles möglich.
    Schwerfällig überwand er die letzten Treppenstufen und ließ sich mit schmerzverzerrtem Gesicht in seinem Lehnstuhl nieder. Meg konnte förmlich hören, wie seine Knochen knackten.
    »Nora war meine Frau. Wir waren siebenundzwanzig Jahre verheiratet.«
    Meg seufzte. Glückliche Familiengeschichten machten sie immer sentimental. »Wie schön für Sie, so lange mit einem Menschen zusammen gewesen zu sein.«
    »Schön?«, schnaubte der alte Mann. »Von wegen. Sie hat gesoffen wie ein Matrose und sechzig Zigaretten am Tag geraucht. Was glaubst du wohl, warum ich in diesem Loch wohne? Die alte Schnapsdrossel hat alles versoffen, was wir besaßen, einschließlich der Möbel.«
    »Ich nehme an, es war der Alkohol, der sie letzten Endes dahingerafft hat«, sagte Meg in dem Versuch, reif und mitfühlend zu klingen.
    Lowrie nickte. »Sozusagen. Eines Nachts ist sie stockbetrunken nach Hause gekommen und hat aus Versehen eine Flasche Toilettenreiniger runtergekippt.«
    Jetzt war es an Meg, nach Anzeichen von Ironie zu suchen. Fehlanzeige.
    »Und gerade als ich dabei war, mein Leben wieder in den Griff zu kriegen, seid ihr zwei mit eurem Riesenköter aufgetaucht.«
    Meg kam der Tunnel in den Sinn. »Oh, wir bezahlen für unsere Sünden, glauben Sie mir.«
    »Der andere Kerl, ist er … na ja, du weißt schon, da unten?«
    »Ja.« Meg nickte.
    »Und worin besteht deine Strafe?«
    »Na, ich sitze hier und höre Ihnen zu.«
    »Ha, ha. Sehr komisch. Freut mich, dass du das Totsein so leicht nimmst.«
    Meg seufzte. »Irgendwie lebe ich ja noch, nur anders. Außerdem war mein Leben sowieso nicht gerade ein Hit.«
    Lowrie nickte trübsinnig. Das Gefühl kannte

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