Meg Finn und die Liste der vier Wünsche
verschwunden.
Beelzebub ging hinüber zur Fahrstuhltür und drückte auf U für Untergeschoss. Belch folgte ihm in seinem seltsamen Hunde-Menschen-Trott.
»Genau genommen brauchst du sie nicht böse zu machen, wie der Meister es so fantasievoll formuliert hat«, erklärte Beelzebub. »Es reicht, wenn du sie daran hinderst, gut zu sein. Die Kleine ist inzwischen vermutlich zurückgeschickt worden, um dem alten Mann zu helfen. Deine Aufgabe besteht darin, dafür zu sorgen, dass sie dabei scheitert. Auf die Weise verfärbt sich ihre Aura rot und so weiter und so fort. Der Meister bekommt seine heiß geliebte Seele, ich behalte meinen Job und du entgehst einer Ewigkeit in der Barbecue-Abteilung. Und, Cowboy, eins kann ich dir verraten – Rinderfilet grillen die da unten nicht.«
Beelzebub hielt sich etwas darauf zugute, dass er Humor besaß. Schwarzen Humor natürlich, schließlich war er ein Dämon. Nun lachte er leise in sich hinein über seinen eigenen Scherz. Die Funken, die um die Spitzen seines Dreizacks tanzten, luden Belch zum Mitlachen ein.
»Eins verstehe ich bei der ganzen Sache nicht«, sagte Belch.
»Nur eins?«, kicherte Beelzebub, der jetzt nicht mehr zu halten war.
»Dein Chef …«
»Der Meister?«
»Ja, genau. Der hat doch jetzt mich. Wozu braucht er da noch das Mädchen?«
Darauf hatte Beelzebub zwar eine Antwort parat, doch die durfte er so nah am Allerunheiligsten nicht einmal denken. Beschränken wir uns auf die Bemerkung, dass darin die Worte »dickköpfig« und »Esel« vorkamen.
»Der Meister glaubt, dass diese Meg Finn etwas Besonderes ist. Eine vielversprechende Schülerin. Anscheinend hat sie mit ihrem Stiefvater etwas angestellt.«
Belch schluckte. »Oh, die Geschichte. Ja, das war übel.«
Mit einem Klingeln glitt die Fahrstuhltür auf. Vorsichtig setzte Belch einen Fuß in den Aufzug. Konnte ja sein, dass sich darin eine Falltür verbarg, nach dem Motto »ätsch, war alles nur ein Scherz«. Doch der Boden war solide, bedeckt von einem Teppich aus rosafarbenem, haarigem Material. Lieber nicht darüber nachdenken.
»Wie viel Zeit habe ich denn, um sie böse zu machen?«
Beelzebub zuckte die Achseln. »Kommt drauf an. Wenn du mit dem Körpertausch vorsichtig bist und nicht zu oft bei uns anrufst, müsste der Saft für eine Woche reichen.«
Belch jaulte auf.
»Falls es Probleme gibt, wende dich an dein virtuelles Hilfsprogramm. Myishi hat mir versichert, dass es auf alle Eventualitäten vorbereitet ist.«
»Okay, Boss«, sagte Belch unterwürfig, doch in Gedanken war er entschlossen, sich schnurstracks aus dem Staub zu machen, sobald der Aufzug ihn auf der Erde ausspuckte. Die Hölle und dieser kurz gewachsene Dämon mit seinen Mädchenkleidern konnten ihm gestohlen bleiben.
»Das ist ein Kaftan«, sagte Beelzebub kühl.
»Wuff«, entfuhr es Belch. Anscheinend übernahm bei Stress der Vierbeiner in ihm das Kommando.
»Ganz recht«, fuhr der stellvertretende Höllenchef fort. »Ich kann Gedanken lesen. Zwar nur die von charakterschwachen Typen, aber in der Kategorie bist du ungeschlagener Favorit. Und an Flucht brauchst du nicht einmal zu denken. Sobald deine Akkus leer sind, wirst du hierhin zurückkatapultiert wie ein Köter an einer elastischen Leine.«
»Kapiert.«
Beelzebub lud seinen Dreizack für einen Stufe-4-Hieb. Ziemlich unangenehm, so was. »Dir ist ja wohl klar, dass ich dir die Sache mit den Mädchenkleidern nicht einfach durchgehen lassen kann, oder?«
Belch schüttelte den struppigen Kopf. »Waff, waff.«
»Na, dann sind wir uns ja einig«, sagte der Dämon grinsend und rammte den funkensprühenden Stab in Belchs Hinterteil.
Belch war also wieder da. Ausgespuckt aus dem Mund eines glühenden Aufzugs. Wieder da, wo alles begann. Oder besser gesagt, wo alles aufhörte. Am Gastank der Wohnanlage.
Sah nett aus, das neue Ding. Leuchtend orange und glänzend. Nichts wies mehr auf die Tragödie hin, die sich hier abgespielt hatte. Abgesehen von etwa hundert Einschlaglöchern in den umgebenden Hauswänden.
Belch hatte seiner Gegnerin gegenüber einen großen Vorteil: Er kannte die Spielregeln. Das implantierte Modul lieferte ihm unaufhörlich spirituelle Hintergrundinformationen. Zum Beispiel, dass er nur deshalb zurückkommen konnte, weil sein Körper sehr viel früher als vorgesehen von Metallsplittern durchlöchert worden war. Dadurch verfügte er über Jahrzehnte ungenutzter Lebensenergie, die so genannten Seelenreste. Dummerweise ist Lebensenergie ohne
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