Meg Finn und die Liste der vier Wünsche
Leben genauso wie ein Gehirn ohne Körper: empfindlich und schnell vertrocknet. Einen Tag bekam man pro Jahrzehnt, mehr nicht. Selbst mit der Energiespritze blieb ihm maximal eine Woche, um seinen Auftrag zu erfüllen.
Er wusste auch, was Meg tun musste, um ihre Aura ein bisschen blauer zu färben. Und es würde ihm allergrößtes Vergnügen bereiten, genau das zu verhindern. Diese kleine Verräterin hatte ihn schließlich das Leben gekostet. Er würde nach Kräften dafür sorgen, dass Meg Finn die Ewigkeit nicht damit verbrachte, oben im Himmel auf einer Wolke zu liegen und Schokomilchshakes zu schlürfen. O nein. Sie würde unten in der Hölle einen fettigen Spieß drehen, und er würde sie ab und zu mit der Peitsche kitzeln, damit sie in Schwung blieb. Belch lachte mit einem kehligen Knurren. Die Vorstellung gefiel ihm ausgezeichnet.
Er hatte bereits einen Plan. Er würde zur Wohnung des Alten rübertapsen und ihn zu Tode erschrecken. Dann hätte die arme kleine Meggy niemanden mehr, dem sie helfen konnte. Genial.
»Funktioniert nicht«, sagte eine elektronische Stimme.
Belch sah auf. Vor ihm in Schulterhöhe schwebte der virtuelle Helfer, ein herablassendes Lächeln auf den hoch auflösenden Lippen.
»Sie sind Myishi, nehme ich an? Man hat mir von Ihnen erzählt.«
Das Bild zuckte und flimmerte. »Ja und nein.«
Belch stöhnte. Na, toll. Ein schizophrenes Computerprogramm. (Natürlich dachte das Wesen, das einst Belch Brennan gewesen war, nicht das Wort »schizophren«, aber es ging ungefähr in die Richtung.)
»In Bezug auf die Gehirnleistung bin ich Myishi. Seine Gedanken und sein Wissen sind auf meinem Chip gespeichert. Spirituell gesprochen befindet sich die Seele des Großen Weisen jedoch nach wie vor im Hades.«
Belch kratzte sich den Kopf an dem Knubbel, wo das Modul implantiert war. »Da ist er auch gut aufgehoben, dieser Spinner.«
Die kleine Bildgestalt schnalzte missbilligend. »Keine Unverschämtheiten über den Erfinder. Sonst bin ich gezwungen, das EctoNet zu aktivieren und auf Liveübertragung zu schalten. Und das wird mit absoluter Sicherheit zu einem Schmerzstoß in deinem Zentralserver führen.«
»EctoNet? Zentralserver? Was zum Teufel bist du eigentlich?«
Die elegant gekleidete Gestalt verbeugte sich. »Ich bin dein EctoLink, dein Persönliches Hilfsprogramm. Du darfst mich Elph nennen.«
Belch beäugte ihn misstrauisch. »Du zapfst mir doch nicht etwa den Saft ab, oder?«
»Nein. Ich gehöre zur Grundausstattung.«
»Gut. Also, was ist falsch an meinem Plan?«
Wieder dieses herablassende Lächeln. »Es ist der Plan eines Idioten. Den Alten zu töten macht Meg nicht böse. Wenn sie es nicht versucht hat, ihm zu helfen, kann sie dabei auch nicht scheitern. Und wirklich gescheitert ist sie sowieso erst dann, wenn ihre Aura sich rot färbt.«
»Hmm«, grummelte Belch und kratzte sich geistesabwesend hinter dem Ohr.
»Du musst ihre Pläne durchkreuzen. Was auch immer Lowrie McCall von ihr verlangt, du musst dafür sorgen, dass es schief geht.«
Belch nickte. Klang vernünftig, in dieser verrückten Situation jedenfalls. »Gut. Sehen wir uns erst mal in der Wohnung um. Vielleicht können wir ihr ja ein paar Steine in den Weg legen.«
Elph runzelte die Stirn. »Hardware-Zubehör gehört nicht zu meiner Grundausstattung.«
»Keine echten Steine, du Witzfigur! Das ist doch bloß so ’ne Redensart, wie wenn ich sage ›stark wie ein Pferd‹.«
Der Computerkobold hüpfte neben ihm her. »Ah ja, Belch- san, ich verstehe. Du sprichst metaphorisch. Die entsprechende Datei wurde nicht in meinen Speicher geladen. Der ehrenwerte Myishi hielt es bei unserem Auftrag nicht für notwendig.«
Belch knurrte. »Der ehrenwerte Myishi kann sich seine Datei sonstwohin ste–«
Bevor er seinen höchst anschaulichen und wenig schmeichelhaften Satz beenden konnte, durchzuckte ein stechender Schmerz Belchs Gehirn. Natürlich nicht sein richtiges Gehirn, das gammelte in einer Holzkiste vor sich hin. Aber spiritueller Schmerz ist genauso unangenehm wie körperlicher.
Erst nach einer geraumen Weile hörte das Rauschen in Belchs Ohren auf. Elph blickte ihn kühl an. »Beleidigungen des Großen Weisen aktivieren das Strafprogramm. Das ist unklug.«
»Wuff«, grunzte Belch. »Soll heißen: Das habe ich gemerkt.«
»Du brauchst nicht zu übersetzen«, bemerkte Elph. »Ich beherrsche vierzehn Hundedialekte fließend, unter anderem auch den begrenzten Wortschatz der Pitbullrasse.«
»Na, dann mal
Weitere Kostenlose Bücher