Meggie (German Edition)
Meggie ging hinunter zum Strand. Sie sah übers Meer und entdeckte Jeff, der weit draußen schwamm. Von weitem winkte er ihr zu und schwamm ihr entgegen.
Meggie blieb stehen obwohl sie lieber weitergegangen wäre. Jeff war ein erstaunlich guter Schwimmer und hatte sie in wenigen Minuten erreicht. Er stieg tropfnass aus dem Wasser.
„ Bist du jetzt erst aufgestanden?“ fragte er sie. Meggie nickte.
„ Es ist so ein herrliches Wetter heute und du liegst bis zum Nachmittag im Bett. Versteh ich nicht.“
Meggie zuckte mit den Schultern.
„Das brauchst Du auch nicht zu verstehen“, entgegnete sie.
Während Jeff sich abtrocknete sagte er: „ Du solltest auch ein bisschen schwimmen gehen. Du ahnst gar nicht wie erfrischend so ein Bad ist.“
„Doch, ich ahne es“, erwiderte Meggie. „Und willst du?“
„ Nein, ich will nicht“, sagte Meggie schnippisch. „Und außerdem weißt du ganz genau, dass ich nicht schwimmen kann. Also, was soll diese Anspielung.“
„ Du solltest es lernen, Meggie.“
„ Ja, vielleicht, aber heute nicht“, erwiderte Meggie zornig. Sie wandte sich von Jeff ab und ging weiter. Sie wollte den Strand hinuntergehen und sich einen Platz suchen, wo sie Ruhe hatte. Außerdem wollte sie Jeffs Gerede nicht länger hören.
Sie lief ein Stück, als Jeff sie plötzlich von hinten packte, sie emporhob und über seine Schultern schlang.
Vergeblich versuchte Meggie sich zu wehren. Sie schlug mit den Fäusten auf seinen braungebrannten Rücken ein. Aber sie bewirkte nur, dass Jeff sie fester an sich drückte, so dass sie sich schließlich kaum bewegen konnte.
Jeff ging mit ihr langsam ins Wasser, zuerst bis zu seinen Knien, dann bis zu den Oberschenkeln, immer weiter hinein, bis das Wasser seine Schultern umspülte und Meggie, immer noch auf seinen Schultern liegend, den salzigen Geschmack des Wasser auf ihren Lippen spürte.
Bei einem Großteil der Menschen hätte Jeffs Streich keine Veranlassung zur Panik veranlasst. Aber bei Meggie begann sich etwas Furchtbares zu entwickeln. Es war die panische Angst vor dem ertrinken, die jeden Muskel verkrampfen ließ, die das Herz zum Stillstand brachte und die den Kopf von jeglichen vernünftigen Gedanken befreite. Mit Ihrem Reden und ihrem Schreien bewirkte sie nichts bei Jeff. Er schien nunmehr kaum noch Grund unter seinen Füßen zu haben. Verzweifelt hielt sie sich an Jeff fest, der mittlerweile schwamm und Meggie mit sich zog. Meggie empfand das Wasser als eisig und unangenehm. Immer mehr verschlag das Wasser sie und umspülte Kopf und Haare, verschloss ihre Nasenlöcher, so dass sie sich anstrengte, an der Luft zu bleiben. Jeff hatte sich von ihr entfernt, schwamm irgendwo herum und beobachtete sie. Meggie hatte keine Zeit, sich nach ihm umzusehen. Sie versuchte, die Bewegungen zu vollziehen, die sie an der Oberfläche des Wassers hielten. Wenn sie sich kurz oben hielt, schrie sie nach Jeff, schrie nach Hilfe, so laut sie konnte. Sie hörte nur, wie er sagte:“ Streng dich ein bisschen an. Du schaffst es. Spreize deine Beine und Arme.“
Sie konnte es nicht. Ihre Beine schienen wie gelähmt und ihre Arme gehorchten ihr nicht. Meggie sank langsam nach unten. Wie ein Sog zog es sie dorthin. Das Wasser stülpte sich in ihre Brust. Sie kam wieder nach oben, schrie Lauter und durchdringender, fast gellend. Es war der Schrei, der sie vor dem Ertrinken bewahren sollte. Warum half Jeff ihr nicht? Er musste doch sehen, dass sie nicht mehr konnte.
In diesem Moment ergriff sie eine Hand, umfasste ihre Taille und zog sie mit sich.
Sie bekam wieder Luft und schwamm auf der Wasseroberfläche. Sie spürte, das Wasser wurde niedriger. Bald hatten sie festen Boden unter den Füßen. Sie konnte kaum laufen, aber da war jemand, der sie trug und in den Sand legte. Meggie versuchte ihre Augen zu öffnen, um zu sehen, wer es war. Sie war fast ohnmächtig. Sie konnte nichts sehen und jeder Atemzug schmerzte in ihrer Brust. Sie wurde auf den Bauch gedreht und ein Gewicht drückte auf ihren Rücken. Sie erbrach das Wasser, hustete es aus bis die Schmerzen in der Brust verschwanden. Erschöpft und ausgelaugt blieb Meggie im Sand liegen.
Als sie wieder zu sich kam, sah sie zwei Füße neben sich stehen, die zweifellos Jeff gehören mussten. Sie sah hoch und stellte fest, dass es wirklich Jeff war, der neben ihr stand und zu ihr hinunter sah. Aber neben Jeff stand noch jemand. Ein älterer Mann, den Meggie nicht kannte.
„ Na, da können wir ja Gott danken,
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