Mehr als die Summe - Star trek : The next generation ; 5
Gewaltanwendung und durch eine strategische Planung, die seiner langen Erfahrung als Sternenflottenoffizier und Föderationsbotschafter würdig war, entschärft. Doch als sich seine eigenen Mannschaftskameraden von der
Enterprise
gegen ihren Captain gewandt hatten – und mochte es auch unter dem Befehl der Admiralität geschehen sein –, war Worf außer Kontrolle geraten und zum Berserker geworden. Statt sich in dieser Situation seiner Gerissenheit und seiner diplomatischen Fähigkeiten zu bedienen, hatte er unkontrolliert um sich geschlagen und dadurch absolut nichts erreicht. Zugegeben, ein Angriff klingonischer Terroristen betraf ihn persönlich nicht annähernd so sehr wie ein Verrat durch seine eigenen Mannschaftskameraden. Aber das war keine Entschuldigung dafür, ein Jahrzehnt persönlichen Wachstums und Erfahrung zu vergessen und seinen Zorn seinen Intellekt beherrschen zu lassen statt anders herum. Es schien, dass sich jeder während der Borg-Krise aus den unterschiedlichsten Gründen auf eine Art und Weise verhalten hatte, die er später bereuen sollte. Und deshalb war Worf sehr darum bemüht gewesen, jenen zu vergeben, die diese Meuterei angezettelt hatten, und den Blick auf die Zukunft zu richten.
Doch jetzt konnte er sich des Eindrucks nicht erwehren, dass Leybenzons mangelnde Loyalität gegenüber Captain Picard ein Muster erkennen ließ, und er weigerte sich, solch einem Mann irgendein Kompliment zu machen. Allerdings war Loyalität eine Tugend, die er selbst nach wie vor pflegte, und er hatte nun einmal ein Interesse an Leybenzons Karriere entwickelt. »Ihnen ist klar«, sagte er, »dass Sie, wenn Sie Ihren Posten an Bord der
Enterprise
jetzt, nach weniger als fünf Monaten aufgeben, vermutlich niemals wieder für eine Beförderung vorgeschlagen werden.«
Leybenzon nickte. Er war sich des schlechten Rufs, der seine Karriere als Offizier bislang unterminiert hatte, durchaus bewusst. Nahezu all seine Vorgesetzten hatten ihn für einen durch und durch kompetenten aber gleichzeitig durch und durch unerträglichen Untergebenen gehalten. »Ich bin mir dessen bewusst, Sir, und offen gestanden ist das für mich in Ordnung. Ich gehöre nicht ins Land der Offiziere. Alles, was ich will, Sir, ist an der Front zu stehen und für die Föderation zu kämpfen. Ich will nichts mit diesem unerfreulichen Geschäft, Entscheidungen treffen zu müssen, zu tun haben – ich möchte dort draußen sein, wo es rund geht.«
Worf blickte ihn finster an. »Solange Captain Picard nicht darin verwickelt ist.«
»Nicht, solange es um die Borg geht, nein, Sir.«
Nachdem er ihn noch einen Augenblick länger gemustert hatte, sagte Worf: »Also gut. Ich werde Ihre Versetzung genehmigen, sofern der Captain zustimmt. Ich bin mir sicher, dass er diese Zustimmung erteilen wird.«
Leybenzon schnellte erneut in Habachtstellung. »Danke, Sir.«
Jetzt, da dieser unangenehme Teil vorüber war, spürte Worf, wie sein Zorn Leybenzon gegenüber verrauchte. Den Wunsch, auf dem Schlachtfeld nach Ehre zu suchen, konnte er durchaus nachvollziehen. Wenn auch sonst nichts, so verdiente zumindest der Krieger in Zelik Leybenzon seinen Respekt. Daher schlug sich Worf im klingonischen Salut mit der Faust gegen die Brust. »
Qapla’
, Lieutenant Leybenzon. Mögen Sie einen ehrenvollen Tod finden.«
»Danke, Sir«, sagte Leybenzon vollkommen ernst.
Picard genehmigte Leybenzons Versetzung mit gemischten Gefühlen. Auf der einen Seite hatte er das Gefühl, dass es ihm nie ganz gelungen war, das Vertrauen zwischen ihm und Leybenzon wieder herzustellen und dass es dem Mann unangenehm gewesen war, unter ihm zu dienen, obwohl Picard sich bemüht hatte, die Meuterei hinter sich zu lassen und ein neues Vertrauensverhältnis unter seiner Besatzung herzustellen. Daher war er tatsächlich der Ansicht, dass es wahrscheinlich besser für alle Beteiligten war, wenn der Lieutenant einen anderen Posten antrat.
Auf der anderen Seite sah Picard darin einen weiteren Rückschlag bei dem andauernden Versuch, einen schlagkräftigen, dauerhaften Führungsstab zusammenzustellen. Seit Will Riker und Deanna Troi auf die
Titan
gegangen waren und Data gestorben war, hatte sich Picards Besatzung im ständigen Wandel befunden. Zuerst war Beverly zur Medizinischen Abteilung der Sternenflotte gewechselt, und Picard hatte Schwierigkeiten gehabt, einen neuen Chefarzt zu finden, der würdig gewesen wäre, in ihre Fußstapfen zu treten. Dann war Beverly zurückgekehrt, diesmal als
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