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Mehr als ein Sommer

Mehr als ein Sommer

Titel: Mehr als ein Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Eriksson
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Tränen zurückhalten und griff in den Ausschnitt ihrer Bluse nach dem Spitzentaschentuch, das sie im Körbchen ihres Büstenhalters aufbewahrte, damit es jederzeit griffbereit war.
    »Moment mal.« Trevor hob die Hand um abzuwehren. »Es war nicht meine Absicht, Sie aufzuregen. Ich bin interessiert. Das bin ich wirklich. Hier...«, er wies wieder auf die Dosen, die zwischen ihnen auf der Bank standen, »der hier. Erzählen Sie mir über den in der Erdnussbutterdose.«
    Sie atmete tief durch, um den Vogel zu beruhigen, der in ihrer Brust mit den Flügeln flatterte. Sie hatte geglaubt, es würde einfach sein, das alles zu erzählen, dass sie Zeit gehabt hatte, sich mit allem abzufinden und ihren Frieden zu machen. »Donald«, sagte sie mit bebender Stimme. »Das da ist Donald.« Eine Flamme des Zorns flackerte auf, sodass der Vogel in ihrer Brust sich erhob wie Phönix aus der Asche — eine Reaktion, die sie jedes Mal hatte, wenn sie über ihren zweiten Ehemann sprach, selbst nachdem sie zwanzig Jahre getrennt gewesen waren. »Er starb wenige Wochen nach Martin«, sagte sie und löschte mit den Worten die Flamme in ihrem Inneren, indem sie sich selbst sagte, dass Donald tot und nicht mehr da war. »Ich versuche, die beiden voneinander fernzuhalten.«
    Trevor sah sie verwirrt an. »Voneinander fernzuhalten? Wen?«
    Sie hielt inne und überlegte, ob das, was sie als Nächstes sagen wollte, möglicherweise dazu führen würde, dass der Mann sie in die Irrenanstalt brachte; nur war es jetzt, da sie angefangen hatte zu reden, zu spät, um noch irgendetwas zurückzuhalten. »Donald und Martin. Die Vorstellung, die beiden könnten nebeneinander...« Sie stockte und atmete durch die Enge hindurch, die ihr die Kehle zuzuschnüren drohte. »Donald hasste Martin.« Für den Fall, dass der Mann falsche Vorstellungen hatte, fügte sie noch erklärend hinzu: »Martin hasste keine einzige Seele.« Eine einsame Träne rann über ihre Wange.
    Trevor schaute weg.
    Constance blinzelte und war auf einmal verzweifelt darauf bedacht, seine Aufmerksamkeit zurückzugewinnen, als sei sie das Einzige, was verhindern konnte, dass sie gänzlich zusammenbrach. »Es tut mir leid, mein lieber Junge, aber wenn ich an Martin denke, werde ich immer etwas weinerlich.« Sanft berührte sie Trevors Knie. »Er hätte Sie sehr gern gehabt.« Trevor rutschte ein ganz klein wenig weg von ihr, und sie zog ihre Hand zurück, weil sie ihm nicht das Gefühl vermitteln wollte in der Falle zu sitzen. Intime Vertrautheit war nicht gut, wenn die Menschen das Gefühl hatten, ihr nicht entrinnen zu können.
    Sie wischte die Träne fort, setzte sich aufrecht hin und straffte ihre Schultern. Donald war Bestandteil ihres Lebens, sie konnte ihn nicht ignorieren. Also fing sie noch einmal an, zögerlich und unsicher darüber, wie viel sie preisgeben sollte. »Donald starb im März — Lungenkrebs.« Sie hatte von seinem Tod am Telefon erfahren, von Susan. Sie hatte den Schmerz in der Stimme ihrer Tochter gehört und selbst ein sonderbares Gefühl von Befreiung gespürt. Und sie hatte sich geweigert, für die Beerdigung nach Winnipeg zu fliegen, und den Tag in ihrem Garten verbracht. Erwartet hatte sie, dass sie sich fühlen würde, als habe sie Grund zum Feiern, aber stattdessen hatte sie ihren drei Ehen nachgetrauert. Im Verlauf des langen Nachmittags war ihr Plan ohne ihr Dazutun aufgetaucht, wie ein Keimling, der sich seinen Weg durch den Morast ins Sonnenlicht bahnt. »Ich bat seine zweite Frau um einen Teil seiner Asche.« Sie hielt inne und erinnerte sich, wie schwierig es gewesen war, die vertraute Telefonnummer zu wählen und zum ersten Mal am anderen Ende der Leitung die Stimme der Frau zu hören. »Ich wusste, dass man ihn einäschern würde — er hätte die Vorstellung, in der Erde zu verrotten, niemals ertragen.«
    Ihr war bewusst, dass Trevor mit den Augen den Bewegungen ihrer Hände folgte, die wie zwei Schmetterlinge auf der Stelle in der Luft flatterten, eine Angewohnheit, die sie niemals hatte ablegen können. Nicht einmal, als ihr Vater sie gezwungen hatte, sich abends nach dem Essen eine halbe Stunde auf sie zu setzen, während er sie über ihren Tag ausquetschte. »Ich erhielt einen Brief von ihrem Rechtsanwalt, der für die Hälfte von Donalds Asche eintausend Dollar von mir forderte.« Sie hob die Brauen. »Ich hatte mich immer gefragt, welche Motive sie wohl gehabt haben mochte, ihn zu heiraten.« Sie fragte sich, ob Trevor sie für theatralisch

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