Mehr als nur ein sinnlicher Traum?
allerdings war es nicht bei freundschaftlichen Gefühlen für das zierliche Mädchen mit den ernsten hellbraunen Augen und dem süßen Mund geblieben. Bis zu diesem Tage erinnerte er sich, wie ihm zum ersten Mal die Knospen ihrer Brüste in einem weißen Hemdchen aufgefallen waren – und welchen Eindruck die Entdeckung auf ihn gemacht hatte. Am liebsten hätte er sie damals geküsst, aber dann entschieden, dass sie noch viel zu jung dafür war.
Er konnte warten.
Das brave Mädchen und der unangepasste junge Mann. Aufgewachsen auf benachbarten Weingütern, die Mütter gute Freundinnen. Bis zu Amys sechzehntem Geburtstag waren auch sie beide Freunde gewesen, bis klar geworden war, wie sehr sie Roland verehrte. Dadurch hatten sie sich immer weiter voneinander entfernt.
Immer nur Roland. Und nun erwartete sie ein Kind von ihm. In ihrem anliegenden T-Shirt zeichnete sich deutlich ab, dass ihre Brüste bereits größer geworden waren.
Doch nach wie vor konnte er seine Blicke nicht von ihr lassen.
„Ich glaube, sie wäre sehr glücklich.“
„Wer?“, fragte Heath, der den Faden des Gesprächs verloren hatte.
„Meine Mutter. Sie würde sich riesig freuen, dass ich einen der Saxon-Jungen heirate.“
„Hast du dich deswegen in Roland verliebt?“, fragte Heath ungläubig. „Weil du gedacht hast, dass deine Mutter es gewollt hätte?“
Einen Moment zögerte sie. „Ach, Unsinn. Deshalb hätte ich Roland nie geheiratet.“
Doch Heath war sich da nicht so sicher. Geschwister hatte sie nicht, und sie musste ihre Mutter schrecklich vermisst haben.
„Bist du dir da so sicher?“
„Ja klar. Absolut sicher.“
„Bist du je auf den Gedanken gekommen, dich in mich zu verlieben und nicht in Roland?“
„Heath!“ Sie lachte leise. „Es war nun einmal Roland.“
„Warum? Was hat ihn für dich so besonders gemacht?“
„Ich weiß es nicht … Aber als ich an meinem siebzehnten Geburtstag sein Geschenk öffnete, wusste ich …“ Sie brach ab.
Heath gab es einen Stich ins Herz. „Was?“, wollte er wissen.
„Dass er für mich bestimmt war. Er hat mir das hier geschenkt.“ Mit den Fingerspitzen berührte sie das Medaillon. „Es war so romantisch, weil es so gut zu mir passt.“
Das goldene Herz war wie für Amy gemacht. Sofort, als er es gesehen hatte, war ihm das klar gewesen. Genau wie bei dem Ring. „Wenn ich dir das diamantbesetzte viktorianische Medaillon geschenkt hätte, dann hättest du mich für den Richtigen gehalten?“
Verwirrt sah sie ihn an. „Es geht doch gar nicht um die Diamanten oder den Wert.“
„Ich weiß. Sondern darum, dass es so gut zu dir passt.“
„Ja.“ Sie nickte. „Aber lassen wir das jetzt.“
„Morgen heiraten wir, und auch meine Mutter wird sich sehr darüber freuen“, sagte er lächelnd. Doch das Thema ließ ihm keine Ruhe. Indem er ihr die Hand auf den Bauch legte, meinte er: „Stell dir vor, das Kind könnte auch von mir sein.“
Als sie ihm schweigend in die Augen sah, schien die Zeit stillzustehen. Unruhig fuhr sie sich mit der Zungenspitze über die Unterlippe, als wollte sie etwas sagen.
Beim Anblick ihrer Lippen konnte Heath sein Begehren nicht länger im Zaum halten. „Oh Gott, ich kann es nicht erwarten, dich zu lieben.“
„Du hast versprochen, mir Zeit zu lassen“, erinnerte sie ihn und verschränkte wieder die Arme. „Mir ist kalt. Gehen wir lieber wieder hinein.“
Heath war alles andere als kalt. Noch immer dachte er daran, wie es sein würde, sie in den Armen zu halten. Er musste sie berühren, festhalten, liebkosen. Hoffentlich freute er sich nicht zu früh. Würde ihre Liebe zu seinem Bruder für immer zwischen ihnen stehen? Oder würde sie doch noch ihn, Heath, lieben?
Entschlossen trat er näher zu ihr. „Komm, ich wärme dich.“
8. KAPITEL
„Oh Gott.“
Durch Heath’ Bemühungen war Amy nicht nur warm geworden, sondern heiß. Mit den Fingern befühlte sie sich die Lippen, die er hingebungsvoll geküsst hatte. Einfühlsam. Verführerisch.
Sein leidenschaftlicher Blick, der jetzt auf ihr ruhte, half ihr nicht gerade dabei, ihr Verlangen zu dämpfen. Sie hasste sich dafür, so schwach zu sein.
„Nicht, Amy.“
Offenbar hatte er ihr ihre Selbstvorwürfe angesehen. Groß und eindrucksvoll stand er vor ihr. In seinen Augen lag ein Ausdruck, den sie nicht zu deuten vermochte. Schmerz? Leidenschaft? Sie wusste es nicht. Dazu war sie zu verwirrt. Er löste Gefühle in ihr aus, mit denen sie nicht umgehen konnte.
„Amy, schau
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