Mehr als nur ein sinnlicher Traum?
es nach Orangenblüten und Freesien, als Amy am Arm ihres Vaters durch das Portal schritt. Das Innere der bis auf den letzten Platz besetzten Kirche wurde von weißen Kerzen erhellt.
Eigentlich war eine Trauung nur im familiären Rahmen nicht das, was Amy sich stets vorgestellt hatte, und doch herrschte eine feierliche, ja freudige Atmosphäre. Obwohl die Saxons noch trauerten …
Während sich die Gäste nach ihr umwandten, gab sich Amy alle Mühe, glücklich zu lächeln. Doch mit jedem Schritt wurde ihr unwohler. Was würden sie sagen, wenn sie wüssten, dass nicht der tote Verlobte der braven kleinen Amy der Vater ihres Kindes war? Sondern der Mann, der vorne am Altar auf sie wartete? Sie schämte sich so.
Der Mann am Altar … Gestern hatte sie ihm gesagt, dass sie ihn verachtete.
Auch eine Lüge. Obwohl die intensiven Gefühle, die sie für ihn hegte, von Liebe weit entfernt waren – mit Hass und Verachtung hatten sie jedenfalls nichts zu tun. Es war eine viel ursprüngliche Art von Gefühlen, Gefühle, von denen Amy fand, dass sie nicht zu ihr passten.
In Wahrheit verachtete sie sich selbst dafür.
Mit dem Rücken zu ihr stand er am Altar. Groß, breitschultrig in dem gut sitzenden dunklen Anzug, aufrecht. Er wirkte souverän und gelassen.
Er war nicht mehr der Draufgänger von früher, der sich nicht darum scherte, was andere dachten. Nein, er hatte sich verändert. Aus dem rebellischen Teenager war ein charismatischer Mann geworden, der sie aus ihrer schwierigen Lage gerettet hatte. In der schrecklichsten Nacht ihres Lebens hatte er sie getröstet. In seinen Armen hatte sie ihre Verzweiflung vergessen. Stattdessen hatte sie nie gekannte Lustgefühle erlebt …
Seit zwei Monaten musste sie ständig an ihn denken. Schon bei dem Gedanken an seine Berührungen wurde ihr heiß …
Ihr Geliebter zieht sie an sich, um sie zu trösten. Doch plötz lich ändert sich alles. Auf ihrer erhitzten Haut fühlt sein Mund sich überraschend kühl an. Als sie den Kopf zurücklegt, gibt sie einen sehnsüchtigen Laut von sich. Nun ist sie nicht länger das brave Mädchen – sondern jemand, den sie noch nicht kennt.
Inzwischen hatte sie den Altar erreicht. Ihr Brautkleid aus elfenbeinfarbener Seide rauschte leise. Heath wandte ihr den Kopf zu und schaute sie mit seinen dunklen Augen aufmerksam an. Er hatte sich nicht leichtfertig zu dieser Trauung entschlossen, dazu lag in seinem Blick zu vie Ernsthaftigkeit.
Ihr Vater legte ihre Hand in die von Heath und, setzte sich in die erste Bankreihe.
Heath’ Hand fühlte sich viel wärmer an als ihre eigenen kalten Finger – und sofort spürte sie Hitze in sich aufsteigen. Sie schluckte.
Ihr Geliebter bewegt sich. Sie spürt einen kurzen stechen den Schmerz und zuckt zusammen. Sofort hält er still, und der Schmerz lässt nach. „Hör nicht auf“, flüstert sie – und erkennt dabei fast ihre eigene Stimme nicht.
Während er sich weiter bewegt, erlebt sie ungeahnt lustvolle Empfindungen. In seinen Armen vergisst sie alles andere. Sein langsamer gleichmäßiger Rhythmus entfesselt etwas Wildes in ihr. Bis ein Gefühl glühender Hitze sie verschlingt … Zügellose Leidenschaft, deren Ausmaß sie entsetzt. Sie wird nie mehr die selbe sein.
Heath hatte sich entschlossen, sie zu heiraten. Zum Wohl eines Babys, dessen Vater er war, ohne es zu wissen. Absichtlich hatte sie ihn irregeführt. Ihr kam das Gespräch mit Heath wieder in den Sinn, als sie ihm aufgeregt von dem Kind erzählt hatte.
„Ich bin schwanger, Heath.“
Nie würde sie den Ausdruck der Freude auf seinem Gesicht vergessen.
„Wirklich? Bist du sicher?“
Und da hatte sie ihm die Antwort gegeben, die sie von ganzem Herzen bereute: „Ja. Im dritten Monat.“
Sie musste ihm unbedingt die Wahrheit sagen. Hoffentlich würde er verstehen, warum sie aus zwei Monaten drei gemacht hatte … Zum Glück kannte er sie gut genug, um zu wissen, dass sie es einfach nicht fertiggebracht hatte, die Ungeheuerlichkeit zuzugeben: Dass nämlich jemand anders als Roland der Vater des Kindes war.
Heath würde ihr keine bösen Absichten unterstellen. Sie musste sich nur ein Herz fassen, und alles würde gut werden.
Während sie seine Hand umfasst hielt, blickte sie ihn vertrauensvoll an. Er blinzelte ihr zu, und seine ernsten Gesichtszüge wirkten entspannter.
Als der Pfarrer zu sprechen begann, verspannte sich Amy vor Aufregung. Doch ein kaum merklicher Händedruck von Heath genügte, dass sie sich sofort wieder wohler
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