Mehr als nur ein sinnlicher Traum?
dürfen. Damit hatte sie ihr Keuschheitsgelübde gebrochen und war nicht besser als Roland.
Zwei Jahre war sie mit Roland zusammen gewesen, bevor sie sich verlobt hatten. In der ganzen Zeit hatte sie nie an seiner Treue gezweifelt. Ihrer Vorstellung von einer romantischen Liebesbeziehung entsprach es, ihren zukünftigen Ehemann besser kennenzulernen – um später umso glücklicher mit ihm zu werden.
Doch offenbar hatte Roland die Dinge anders gesehen.
Als sie ihn auf eine mögliche Geliebte angesprochen und vor die Wahl gestellt hatte, entweder treu zu sein oder die Hochzeit zu vergessen, hatte er ihr die Schuld gegeben! Nur weil sie an einer Hochzeit in Weiß festhielt, hatte er sein Glück bei anderen Frauen suchen müssen.
Mit diesem Vorwurf hatte er alles infrage gestellt, woran Amy glaubte. Schockiert hatte sie sich gefragt, ob sie womöglich tatsächlich dafür verantwortlich war, dass er mit anderen Frauen schlief. War sie schuld an seinem Betrug? In jener Nacht hatte Amys Selbstwertgefühl einen empfindlichen Knacks bekommen.
Da Heath sie sehr aufmerksam betrachtete, hatte sie fast das Gefühl, dass er ihre Gedanken lesen konnte. Sie errötete und wich seinem Blick aus.
Dunkelheit umgibt sie. Sie ist ganz entspannt und stellt sich vor, dass dies alles nur ein schöner Traum ist. Die schrecklichen Ereignisse dieser Nacht will sie einfach vergessen.
Völlig unsinnig, dass Heath wissen konnte, woran sie dachte.
Voller Sehnsucht betrachtete Heath Amy, die es nicht schaffte, ihn anzusehen.
Ahnte sie, wie sehr er sich wünschte, sie zu küssen? Zu schmecken? Ihre Lippen zu liebkosen?
Ihr schien die Schwangerschaft gut zu bekommen. Auf ihn wirkte sie anziehender als jemals zuvor, selbst in der einfachen Jeans. Eine unglaublich sexy Frau. Alles andere als das brave Mädchen, für das sie immer gehalten wurde.
Und das, was er als Einziger wusste, stachelte seine Leidenschaft für sie noch weiter an.
Inzwischen sprach Ralph über alltägliche Themen. Das Wetter. Marktprognosen. Ab und zu antworte Heath zerstreut, denn all seine Aufmerksamkeit galt Amy. Endlich erwiderte sie seinen Blick, und er konnte an ihrem Blick erkennen, dass sie wusste, woran er dachte. Ein Gefühl nie gekannter Freude ergriff ihn. Nur mit Mühe gelang es ihm, sich nichts anmerken zu lassen.
Süße unschuldige Amy …
Wenn es nur so einfach gewesen wäre! Schon immer hatte er sie begehrt, er konnte sich ein Leben ohne die Sehnsucht nach ihr gar nicht mehr vorstellen. Wenn sie, wie im Augenblick, missbilligend die Unterlippe ein klein wenig vorschob, hätte er sie am liebsten auf der Stelle geküsst. Bis sich ihre Lippen öffnen würden … Leise seufzte er.
Auf keinen Fall wollte er sie unter Druck setzen. Schließlich hatte er versprochen, ihr Zeit zu lassen.
Als er merkte, dass Ralph ihn ansah, fühlte Heath sich ertappt. Es war ihm peinlich, wie ein liebeskranker Trottel seine Tochter anzustarren.
„Aufgeregt?“, fragte Ralph.
Und wie. Schließlich hatte er jahrelang auf diesen Moment gehofft. „Wegen morgen? Allerdings“, gestand er lächelnd.
Beinahe konnte er selbst nicht glauben, dass es so weit gekommen war, und dass Amy ihn tatsächlich zum Mann nehmen würde. Welch unglaubliches Glück!
Auch Ralph lächelte. Mit einem zufriedenen Seitenblick auf Amy, die ihre Kakaotasse umfasst hielt, sagte er: „Ich hätte nie gedacht, dass ihr beide einmal heiraten werdet. Dabei liegt es fast auf der Hand, so gut passt ihr zusammen.“
„Vergiss nicht, dass ich mit Roland verlobt war“, erinnerte ihn Amy und setzte die Tasse mit einer heftigen Bewegung ab.
„Ich finde, dass Heath besser zu dir passt“, beharrte Ralph.
„Warum sagst du so etwas, Daddy?“
Auch Heath war auf die Antwort seines künftigen Schwiegervaters gespannt.
Ralph schwenkte sein Portweinglas, trank einen kleinen Schluck und sagte: „Na ja, ich finde, wo du ein so häuslicher Mensch bist … Und Roland war nie zu Hause, immer nur unterwegs, um sich zu amüsieren.“
„Aber er musste das tun. Das war nun mal sein Beruf“, widersprach Amy. „Damit war ich einverstanden. Und nach der Hochzeit hätte ich ihn begleiten dürfen, um ihn zu unterstützen.“
Doch ihr Vater schüttelte den Kopf. „Es ging nicht nur darum. Nein, Roland war irgendwie rastlos. Ich glaube kaum, dass du dich in seinem Fahrwasser wohlgefühlt hättest.“
Ralphs Beschreibung von Roland war erstaunlich zutreffend, dachte Heath. Roland war immer eine Art Vagabund gewesen,
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