Mehr als nur ein sinnlicher Traum?
immer auf der Suche nach neuen Abenteuern … Ahnungslose Amy!
„Glaubst du, ich hätte ihn gelangweilt?“, fragte Amy mit ungläubig aufgerissenen Augen.
„Amy, bitte versteh mich nicht falsch. Es liegt nicht an dir. Er war einfach so. Rastlos eben.“
„Dad, ich glaube, da verwechselst du etwas. Rastlos: Das passt genau auf Heath. Schau ihn dir doch an.“
Ralph musterte seinen zukünftigen Schwiegersohn aufmerksam, sodass Heath befürchtete, Ralph würde mehr sehen, als er selbst bereit war, von sich zu zeigen. Doch schließlich meinte Ralph nur: „Ach Amy, das ist doch alles nur Gerede. Ich kann nur sagen, dass Heath immer da ist, wenn man ihn braucht. Und dass er hart arbeitet.“
Langsam atmete Heath aus. Er freute sich über das positive Urteil des älteren Mannes.
„Und jetzt habe ich genug geredet“, schloss Ralph und zwinkerte Heath kameradschaftlich zu. „Zeit für mich, nach Hause zu fahren.“
Amy begleitete ihren Vater zur Tür, doch Heath hatte das Gefühl, dass sie selbst noch bleiben wollte. Sie wirkte unruhig. Eindeutig hatte sie etwas auf dem Herzen.
„Irgendwie wirkst du nervös“, sagte Heath, als sie gemeinsam zur Couch gingen.
„Ein bisschen.“ Sie öffnete die Glastür und ging auf die Terrasse.
Heath folgte ihr hinaus in die warme Nacht. Vom Meer her wehte eine leichte Brise. Der Vollmond ließ die Umgebung fast unwirklich erscheinen.
„Bist du böse auf mich?“, wollte Heath wissen. Nur wenn er wusste, was sie wirklich fühlte, konnte er die richtigen Worte finden.
Mit verschränkten Armen wandte sie sich ihm zu und antwortete: „Mehr auf mich selbst.“
„Warum das denn?“, fragte er lächelnd.
„Weil ich so wenig Courage habe.“
„Darüber brauchst du dir keine Gedanken zu machen, finde ich.“
„Mache ich aber“, beharrte sie und schob die Unterlippe vor. Für einen kurzen Moment stellte er sich vor, wie er sie küsste, ihre Lippe leicht zwischen seine zog, zärtlich daran knabberte … Vielleicht nicht auf der Stelle, aber schon bald.
Widerwillig riss er sich zusammen und konzentrierte sich wieder auf das Thema des Gespräches. Nach einem tiefen Atemzug sagte er: „Sicher wäre es dir lieber, wenn ich gestorben wäre, und nicht Roland.“
„Nein! Natürlich nicht! So etwas sollte man nicht einmal denken.“
Heath versuchte sich klarzumachen, dass er seinem Bruder gegenüber kein schlechtes Gewissen zu haben brauchte, weil Amy so tiefe Gefühle in ihm weckte. Bald würde sie seine Frau sein. Auch wenn sie ihn nicht liebte.
Doch vielleicht würde sie ihn lieben lernen. Auch wenn er sich nichts darauf einbildete, so hatte er doch gemerkt, dass ihn immer wieder Frauen begehrlich anblickten und dabei den möglichen Liebhaber, Beschützer und Versorger in ihm sahen.
Morgen, nach der Trauung, würden er und Amy viel Zeit nur füreinander haben. Und dann würde alles gut werden.
Wie hatte sie ihn heute Abend genannt? „Warum behauptest du noch immer, ich wäre rastlos? Macht es das leichter für dich?“
„Wie meinst du das?“, fragte sie, doch der Ausdruck in ihren Augen verriet, dass sie sehr gut wusste, wovon die Rede war.
„Ich glaube, es hilft dir, dich von mir zu distanzieren. So merkt jeder, dass du, das brave Mädchen, und ich nicht viel gemeinsam haben.“
„Das ist nicht wahr“, sagte sie, wich aber seinem Blick aus. Einen Moment später sah sie ihm trotzig in die Augen und ergänzte: „Aber in deiner Jugend hast du wirklich einiges angestellt.“
„Aber nicht so viel, wie manche Leute glauben. Manchmal habe ich auch nur den Kopf hingehalten.“
„Wirklich?“, fragte sie unsicher.
Er nickte. „Ja.“
„Aber für wen?“
„Ist doch egal“, antwortete er und zuckte mit den Schultern. „Alles Schnee von gestern.“
„Los, sag schon.“
„Für meine Brüder. Und ihre Freunde.“
„Das hätten sie sicher nicht zugelassen.“
Heath lachte. „Ich war der Jüngste. Da war das irgendwie normal. Außerdem hat es mir Spaß gemacht. Irgendwie fand ich es cool. Dadurch fiel nicht so auf, dass ich der Kleinste war.“
„Megan war die Kleinste.“
„Ja, aber ein Mädchen.“
Wortlos verdrehte Amy die Augen.
„Immerhin hab ich es nicht so schlimm getrieben, dass du nicht mehr mit mir geredet hättest“, meinte Heath.
„Meine Mutter hätte sich gewünscht, dass wir Freunde sind“, sagte sie, ließ die Arme sinken und bekam einen träumerischen Gesichtsausdruck, als sie an längst vergangene Tage dachte.
Für Heath
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