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Mehr als nur Traeume

Titel: Mehr als nur Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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weiter - und in ein ernsthaftes Gespräch mit einer großen, dunkelhaarigen Frau verwickelt war. Sie war zwar keine ausgesprochene Schönheit, aber sehr hübsch. Dougless mußte sich erst daran gewöhnen, Frauen ohne Make-up zu sehen; aber die hier anwesenden Damen legten offenbar Wert darauf, ihre Haut zu pflegen. Sie begnügten sich anscheinend nicht damit, sich morgens das Gesicht zu waschen und dann ihren Pflichten nachzugehen.
    Links neben Nicholas hatte die französische Erbtochter, die Kit heiraten sollte, Platz genommen. Das Mädchen saß stumm da, die Unterlippe schmollend vorgeschoben, einen mürrischen Ausdruck auf ihrem hausbackenen Gesicht. Niemand sprach mit ihr, und das schien sie nicht zu stören. Hinter ihr stand eine streng aussehende ältere Frau, die jedesmal, wenn dem Mädchen die Serviette schief vor der Brust hing, diese wieder geradezog.
    Dougless fing den Blick des Mädchen auf und lächelte, aber das Mädchen behielt ihre gelangweilte Miene bei, und die ältere Frau hinter ihrem Sessel warf Dougless einen bösen Blick zu, als wollte Dougless ihr Mündel vergiften. Dougless blickte von ihr weg.
    Als das Essen kam, wurde es, was Dougless sogleich auffiel, mit großer Feierlichkeit serviert. Und so ein Essen verdiente dieses Zeremoniell. Die Diener trugen den ersten, aus Fleisch bestehenden Gang auf mächtigen silbernen Tabletts herein: Roastbeef, Kalbsbraten, Hammelbraten, gekochtes gepökeltes Schweinefleisch. Der Wein, den man in kupfernen, mit kaltem Wasser gefüllten Kübeln gekühlt hatte, wurde in herrlichen Kelchen aus venezianischem Glas kredenzt.
    Der nächste Gang bestand aus Geflügel: Truthahn, Kapaun, Hühnerfrikassee in Lauch, gebratene Rebhühner, gebratener Fasan, Wachteln und Waldschnepfen. Anschließend wurde Fisch serviert: Seezunge, Steinbutt, Wittling, Hummer, Flußkrebse, Aal.
    Zu jedem Gang wurde auch eine andere Soße gereicht, die alle herrlich gewürzt waren und köstlich schmeckten.
    Dann war das Gemüse an der Reihe: weiße Rübchen, grüne Erbsen, Gurken, Karotten, Spinat. Dougless fand die Gemüsegerichte nicht so gut, weil sie zu einem Brei zerkocht waren.
    Mit den Gängen wechselten auch die Getränke. Und die Diener spülten jedesmal die Gläser aus, bevor sie eine andere Sorte Wein eingossen.
    Nach dem Gemüse kam der Salat. Nicht Salat, wie Dougless ihn kannte, sondern gekochter Blattsalat und sogar geschmorte Rapunzeln.
    Als Dougless so vollgestopft war mit Essen, daß sie sich auf der Stelle hätte niederlegen und den Nachmittag verschlafen können, wurde das Dessert gebracht: Törtchen mit Quitten, Mandeln und mit jeder nur erdenklichen Frucht gefüllte Pasteten, Weichkäse und Käse in allen nur vorstellbaren Härtegraden und frische Erdbeeren.
    Zum erstenmal war Dougless froh über ihr Stahlkorsett, das verhinderte, daß ihr der Magen platzte.
    Nach der Mahlzeit wurde wieder die Kanne mit Wasser herumgetragen, weil man zum Essen die Finger und den Löffel benützte.
    Endlich, nach drei Stunden Völlerei, wurde die Tafel aufgehoben. Dougless watschelte hinter Honoria die Treppe hinauf und sank auf das Bett. »Ich sterbe«, klagte sie. »Ich werde nie mehr gehen können. Und da hatte ich geglaubt, Nicholas wäre mit einem Club-Sandwich als Lunch ausreichend verköstigt!«
    Honoria blickte sie lachend an. »Wir müssen jetzt Lady Margaret wieder unsere Aufwartung machen.«
    Dougless fand rasch heraus, daß die elizabethanischen Leute so hart arbeiteten, wie sie aßen. Die Hand auf ihren strammen Unterleib gepreßt, folgte Dougless Honoria wieder ins Erdgeschoß hinunter, durch einen wunderschönen Ziergarten und in einen Stall hinein. Dougless wurde auf ein Pferd mit Damensattel gehoben, wobei sie große Mühe hatte, sich auf dem Pferd zu halten, und dann preschten Lady Margaret, ihre fünf Kammerfrauen und vier mit Dolchen und Schwertern bewaffnete Männer im wahnwitzigen Tempo durch die Landschaft. Dougless hatte große Mühe, den Anschluß nicht zu verlieren, und wußte, daß ihre Vettern in Colorado nicht sehr stolz auf sie sein würden, denn sie verwendete beide Hände dazu, sich festzuhalten.
    »Gibt es denn keine Pferde in Lanconia?« fragte sie einer der sie begleitenden Männer.
    »Pferde ja, Damensättel nein«, gab sie zur Antwort.
    Nach ungefähr einer Stunde ließ ihre Angst ein wenig nach, und sie wagte zum erstenmal, sich umzusehen. Wenn man das schöne Haus der Staffords verließ und sich in die englische Landschaft hinausbegab, war das so,

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