Mehr als nur Traeume
laß mich ein. Nicholas! Hörst du mich?«
Sie hätte schwören können, daß sie Geräusche hinter der Tür hörte. »Nicholas!« schrie sie. »Nicholas!«
Er öffnete die Tür, einen tödlich aussehenden Dolch in der Hand. »Ist meiner Mutter etwas zugestoßen?« fragte er.
Dougless drängte sich an ihm vorbei. Dort, an der Wand, stand der Tisch, den sie in Harewoods Bibliothek gesehen hatte. Er war zwar vierhundert Jahre jünger, aber nichtsdestoweniger der gleiche Tisch. Und auf einem Stuhl daneben saß Lady Arabella und bemühte sich, so unschuldig wie möglich auszusehen.
»Ich werde Euren Hals . ..«, begann Nicholas.
Doch Dougless unterbrach ihn, indem sie eine kleine Tür links neben dem Fenster aufriß. Dort, unter einem Bett kauernd, befanden sich zwei Diener. »Das ist der Grund, weshalb ich wollte, daß du die Tür öffnest«, sagte Dougless zu Nicholas. »Diese beiden Spione hätten alles mit angesehen, was ihr beide in diesem Zimmer treiben wolltet.«
Nicholas und Arabella blickten sie sprachlos an.
Dougless herrschte die beiden Dienstboten an: »Wenn auch nur ein Wort von dem, was hier geschah, nach außen dringt, werden wir wissen, woher es kommt. Habt ihr mich verstanden?«
So schnell wie Mäuse huschten die beiden aus der Kammer.
»Ihr . . .«, begann Nicholas erneut.
Dougless ignorierte ihn und wandte sich Arabella zu. »Ich habe Euch das Leben gerettet, denn Euer Gemahl hätte durch diese beiden Diener von dieser Sache erfahren. Ich denke, Ihr solltet jetzt lieber gehen.«
Arabella, die nicht gewohnt war, daß man so mit ihr redete, wollte protestieren; dachte dann aber an das jähzornige Temperament ihres Gemahls. Sie huschte ebenfalls aus dem Zimmer.
Dougless drehte sich zu Nicholas um und sah die Wut aus seinen Augen leuchten - was ihr nichts mehr ausmachte, denn seit sie hierhergekommen war, hatte er sie immer nur so angeschaut wie jetzt. Sie warf ihm einen strafenden Blick zu und ging zur Tür. Aber es gelang ihr nicht, hindurchzugehen, weil Nicholas sie ihr wieder vor der Nase zuwarf.
»Spioniert Ihr mir nach?« fragte er. »Macht es Euch Spaß, zuzuschauen, was ich mit anderen Frauen mache?«
Zähle bis zehn, dachte Dougless, oder besser noch bis zwanzig. Sie holte tief Luft. »Mir macht es gewiß kein Vergnügen, Euch zuzuschauen, wie Ihr Euch vor anderen Frauen zum Narren macht«, sagte sie in gelassenem Ton. »Ich habe Euch bereits mehrmals erzählt, warum ich hier bin. Ich wußte, daß Ihr im Begriff wart, auf diesem Tisch dort. .. Eure Lust an Arabella zu stillen. Denn in der Zeit, aus der ich komme, ist das als Tatsache bekannt. Eure Diener haben es jedem erzählt, der es wissen wollte, Jon Wilfred hat diese Geschichte dann für die Nachwelt aufgeschrieben, Arabella kam mit Eurem Kind nieder, und Robert Sydney hat sie und Euer Kind dann töten lassen. Darf ich jetzt gehen?«
Sie sah, wie sich die verschiedenartigsten Gefühle auf Nicholas’ Gesicht stritten: Wut, Verwirrung, Ungläubigkeit, Verblüffung. Nicholas tat ihr in diesem Moment leid. »Ich weiß, daß das, was ich eben zu Euch sagte, unglaublich klingt. Als Ihr zu mir ins zwanzigste Jahrhundert kamt, wollte ich Euch anfangs auch nicht glauben. Aber ich bin tatsächlich aus der Zukunft in diese Zeit zurückgeschickt worden, um zu verhindern, daß ein paar schreckliche Dinge passieren. Lettice. ..«
Sein Blick schnitt ihr das Wort ab: »Wollt Ihr eine unschuldige Frau beschuldigen? Oder seid Ihr nur eifersüchtig auf jede Frau, die ich anfasse?«
Dougless’ Vorsatz, sich zu beherrschen, flog zum Fenster hinaus. »Du eitler Pfau! Mir kann es egal sein, wie viele Frauen durch dein Bett marschieren! Das bedeutet mir nichts. Du bist nicht der Mann, den ich einst gekannt habe. Tatsächlich bist du nicht einmal halb so viel Mann wie dein Bruder. Ich wurde in die Vergangenheit geschickt, um ein Unrecht wiedergutzumachen, und ich versuche mein Bestes, egal, wie sehr du dich anstrengst, mein Vorhaben zu vereiteln. Wenn es mir wenigstens gelingen könnte, Kits Tod zu verhindern, dann wäre zumindest der Besitz der Staffords gerettet. Dann brauchte sich keiner mehr zu bemühen, aus dem lüsternen Satyr, der du bist, einen vernünftigen Menschen zu machen. Und nun laß mich durch.«
Nicholas bewegte sich aber nicht von der Tür weg. »Ihr sprecht vom Tod meines Bruders. Meint Ihr damit, daß Ihr Euren Zauber . . .«
Dougless warf die Hände in die Luft und drehte sich von ihm weg. »Ich bin keine Hexe. Wann begreifst
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