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Mehr als nur Traeume

Titel: Mehr als nur Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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schäkerte.
    Sie stand von der Fensterbank auf. Sie hatte einen Auftrag zu erfüllen, und sie durfte nicht zulassen, daß ihre Mission scheiterte, nur weil sie sich gekränkt fühlte.
    Auf Zehenspitzen ging sie in Honorias Zimmer zurück und schlüpfte neben ihr ins Bett. Morgen würde sie nach Mitteln und Wegen suchen, wie sie das Ränkespiel von Lettice Culpin vereiteln konnte.
    Kaum hatte Dougless die Augen zugemacht, als auch schon die Zimmertür aufgestoßen wurde und Honorias Zofe hereinkam. Sie zog die Bettvorhänge zurück, öffnete die Fensterläden, nahm Honorias und Dougless’ Gewänder und Unterwäsche von der Truhe am Fußende des Bettes und schüttelte sie aus. Dougless sah sich alsbald in das hektische Getriebe einbezogen, wurde abermals in Honorias zweitbestes Kleid eingeschnürt und verzehrte anschließend ein aus Rindfleisch, Bier und Brot bestehendes Frühstück. Honoria begann dann ihre Zähne mit einem Leinentuch und einer Seife zu putzen, die Dougless nicht in den Mund nehmen wollte, und deshalb lieh Dougless Honoria eine Zahnbürste und ihre Zahnpasta, und sie putzten sich nun gemeinsam die Zähne über einem wunderschönen gehämmerten Kupferkessel, in den sie den Schaum hineinspuckten.
    Nach dem Frühstück auf ihrem Zimmer begleitete sie Honoria, die Lady Margaret bei der Leitung des gewaltigen Haushalts zu assistieren hatte. Zunächst ging es zur Morgenandacht und dann in den Audienzsaal, wo Lady Margaret die Dienerschaft empfing. Dougless verfolgte mit großem Respekt, wie Lady Margaret für jedes Problem, das ihr vorgetragen wurde, eine Lösung wußte, sich Beschwerden anhörte und für Abhilfe sorgte.
    Dougless wollte von Honoria tausend Dinge auf einmal wissen, während sich Lady Margaret mit Hunderten von Leuten, wie es Dougless vorkam, sachkundig und gewandt auseinandersetzte: mit den »Marshals of the Hall«, »Yeomen of the Chamber«, »Yeomen Waiters« und so fort. Honoria erklärte Dougless, daß das alles nur die Leiter einer Abteilung im Haushalt seien und jeder dieser Männer selbst wieder ein Heer von Dienern unter sich habe. Und daß es ungewöhnlich sei, wenn sich Lady Margaret persönlich mit den Problemen des Personals befasse.
    »Gibt es denn noch mehr Bedienstete, als sich heute hier eingefunden haben?« fragte Dougless.
    »Viel mehr; aber um diese kümmert sich Sir Nicholas.«
    »Steht denn in Euren Geschichtsbüchern kein Wort davon, daß ich der Haushofmeister meines Bruders gewesen bin?« war Nicholas’ Frage an sie gewesen, als er im zwanzigsten Jahrhundert weilte.
    Nach einem anstrengenden Morgen wurden die Dienstboten gegen elf Uhr aus der Audienz entlassen, und Dougless begab sich mit Lady Margaret, Honoria und den anderen Kammerfrauen in das Erdgeschoß in einen Raum, den Honoria als Wintersalon bezeichnete. Hier war eine lange Tafel vorbereitet, und auf schneeweißem Leinen stand für jede Person ein Gedeck bereit, das aus einer großen Platte, einem Löffel und einer großen Serviette bestand. Die Platten in der Mitte der Tafel waren - Dougless mochte ihren Augen nicht trauen — aus purem Gold. Danach kamen Platten aus Silber, anschließend solche aus Steingut, und am Ende der Tafel standen schließlich ein paar aus Holz gemachte Platten. Vor den Gedecken aus Gold waren Sessel bereitgestellt, und Speisende geringeren Ranges hatten sich mit Stühlen und Bänken zufriedenzugeben. Jedenfalls konnte man an der Sitzordnung und den Gedecken genau erkennen, welchen Rang jeder Teilnehmer am Essen innehatte.
    Dougless freute sich sehr, als Honoria sie zu einem Platz führte, vor dem ein Teller aus Silber stand. Und nicht minder erfreut stellte sie fest, daß sie Kit gegenübersitzen sollte.
    »Was für ein Vergnügen habt Ihr Euch für heute abend ausgedacht?« fragte er sie.
    Dougless blickte in seine tiefblauen Augen und dachte: Wie wäre es mit einem Pfänderspiel? »Ah . . .« Sie war so sehr mit ihrem Auftrag, Nicholas das Leben zu retten, beschäftigt gewesen, daß sie darüber den Job, den Lady Margaret ihr im Haushalt gegeben hatte, fast vergessen hatte. »Walzer«, sagte sie dann. »Das ist der Nationaltanz meines Landes.«
    Er lächelte ihr zu, und Dougless gab sein Lächeln mit Wärme zurück.
    Sie wurde aus ihrer Konzentration aufgeschreckt, als ein Diener einen Krug mit Wasser, ein Becken und ein Handtuch für jeden Tafelgast brachte, damit er sich die Hände waschen konnte. Dougless bemerkte, daß Nicholas ihr schräg gegenübersaß - drei Plätze

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