Mehr als nur Traeume
alles so chaotisch war wie in dem ihren?
Die Tür öffnete sich, und Nicholas trat lächelnd ins Zimmer. »Ich habe noch ein paar von meinen Münzen verkauft, und wir sind reich!« sagte er.
Sie erwiderte sein Lächeln und dachte daran, wie er Robert vor die Tür gesetzt hatte. War dieser Mann ihr Ritter in der schimmernden Rüstung? War er zu ihr geschickt worden, weil sie ihn einfach so nötig brauchte?
Ihr Blick schien Nicholas zu stören; denn er wandte sich stirnrunzelnd ab. »Wäre jetzt nicht die Zeit zum Abendessen?«
Sie gingen in ein indisches Restaurant, und Nicholas war sehr angetan von dem Geschmack der mit Kreuzkümmel, Koriander, Garam, Masala und Zimt gewürzten Speisen. Er konnte inzwischen schon fast perfekt mit der Gabel umgehen, und Dougless sah die neidischen Blicke einiger Frauen, die an einem Tisch in ihrer Nähe saßen. Sie fragte ihn nach seinem Leben im Jahre 1564 und in welcher Hinsicht sich das zwanzigste vom sechzehnten Jahrhundert unterschied.
Er gab ihr darauf eine Antwort, aber Dougless hörte ihm kaum zu. Statt dessen betrachtete sie seine Augen und seine Haare, die Bewegung seiner Hände. Er würde nicht in seine Zeit zurückkehren, dachte sie bei sich. Sie hatte ihn sich hierher gewünscht, und er war zu ihr gekommen. Er war der Mann, den sie schon immer hatte haben wollen: gütig, rücksichtsvoll, geistreich, humorvoll, stark, entschlossen. Ein Mann, der wußte, was er wollte.
Gegen Ende der Mahlzeit war Nicholas merkwürdig still geworden. Irgend etwas schien ihn zu bedrücken. Sie gingen schweigend in ihre Pension zurück. Er schien auch nicht mit ihr reden zu wollen, als sie wieder auf ihrem Zimmer waren. Und er bat sie auch nicht darum, ihm etwas vorzulesen. Er stieg in sein Bett, drehte ihr den Rücken zu und sagte nicht einmal gute Nacht.
Dougless lag lange wach und versuchte Ordnung in die verwirrenden Ereignisse der letzten Tage zu bringen. Sie hatte geweint und um einen Ritter in schimmernder Rüstung gebeten. Und da hatte plötzlich Nicholas hinter ihr gestanden. Er gehörte ihr, und sie gedachte ihn zu behalten.
Gegen Mitternacht wurde sie von einem Geräusch erschreckt, das vom Nachbarbett herkam. Sie lächelte, weil sie wußte, daß er wieder einen Alptraum hatte. Immer noch lächelnd ging sie zu ihm und stieg in sein Bett. Sofort umschlang er sie mit seinen Armen und schlief nun friedlich weiter. Dougless schmiegte sich an ihn, ihre Wange an seiner breiten Brust, und schlief zufrieden ein. Mag doch geschehen, was will, dachte sie kurz vor dem Einnicken.
Als Nicholas erwachte, war es gerade hell geworden, und als er merkte, daß Dougless in seinen Armen lag, wußte er, daß seine Träume wahr geworden waren. Sie war seinem Körper so gut angepaßt, als wäre sie aus einem Stück Erde herausgeschnitten worden. Was war das Wort, das sie gebraucht hatte? Telepathie. Da war ein Gefühl zwischen ihnen, eine so innige, tiefe Bindung, wie er sie auch nicht annähernd so stark bei einer anderen Frau empfunden hatte.
Er vergrub das Gesicht in ihren Haaren, atmete tief deren Duft ein, und seine Hände begannen, sie zu berühren. Er hatte noch nie eine so starke Begierde nach einer Frau empfunden, hatte nie gewußt, daß es so ein Begehren überhaupt gab.
»Gib mir Kraft«, betete er, »Kraft für das, was ich tun muß. Und verzeih mir«, flüsterte er.
Er hoffte, daß er tun konnte, was er tun mußte, aber zu-erst wollte er sie kosten, nur einmal - dieses einzige Mal -, und sich dann nie mehr gestatten, sie anzurühren.
Er küßte ihre Haare, ihren Hals, die Zunge auf ihre glatte Haut gelegt. Seine Hand glitt an ihrem Arm hinauf und legte sich dann über ihre Brust. Sein Herz pochte ihm in den Ohren.
Erwachend drehte sich Dougless in seinen Armen, um ihn zu küssen - von ihm geküßt zu werden, wie ihr das bisher noch nie widerfahren war. Meine andere Hälfte, dachte sie bei sich. Was mir bisher in meinem Leben gefehlt hatte, war dieser Mann. Er ist meine andere Hälfte.
»Lettice«, murmelte Nicholas an ihrem Ohr.
Ihre Beine waren ineinander verschränkt, ihre Arme umfingen einander. Dougless lächelte, den Kopf in den Nacken gelegt, während Nicholas ihren Hals und ihre Kehle mit heißen Küssen bedeckte. »Man hat mich schon ... Karotte genannt« - sie war ganz atemlos -, »meiner Haare wegen. Aber »lettuce« - Lattich - noch nie.«
»Lettice ist. ..« Seine Lippen wanderten an ihrem Hals hinunter, tiefer und tiefer. »Lettice ist meine Frau.«
»Hmm«,
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