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Mehr als nur Traeume

Titel: Mehr als nur Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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»Liebe«. Nicholas dachte daran, was seine Mutter wohl dazu gesagt haben würde, wenn er aus Liebe geheiratet hätte. Lady Margaret Stafford hatte vier Ehemänner gehabt und niemals daran gedacht, einen von ihnen zu lieben.
    Aber als Nicholas auf diese moderne Frau hinuntersah, spürte er eine Zärtlichkeit in seiner Brust, die er noch nie zuvor empfunden hatte. Sie trug ihr Herz auf ihrem Körper, bereit, es jedem zu schenken, der nur freundlich zu ihr war. Soweit er das beurteilen konnte, verband sie niemals irgendwelche Absichten mit der Hilfe, die sie gewährte, oder mit der Wärme, die sie anderen spendete.
    Er legte die Hand an ihre Wange, und im Schlaf schmiegte sie ihr Gesicht in seinen Handteller.
    Was für ein Band hatte sie zusammengebracht? Was für ein Band hielt sie zusammen? Er hatte ihr nicht gesagt - weil sie das nicht wahrzunehmen schien -, daß er ihren Schmerz spürte. Sobald sie einen solchen empfand, spürte er ihn auch. An jenem ersten Tag, vor der Kirche, hatte sie etwas gemacht, was man, wie er inzwischen wußte, telephonieren nannte. Sie hatte ihre Schwester angerufen. Er hatte nicht gewußt, was sie machte, aber er hatte gespürt, daß ihr das, was sie tat, Schmerzen bereitete.
    Heute, als er vor der Haustreppe dem Fahrer Anweisungen gab, wo er das Gepäck hinstellen sollte, hatte er ihre große Verzweiflung gespürt. Die erste persönliche Begegnung mit diesem Liebhaber, der die einfach in einem fremden Land hilflos und ohne Geld ausgesetzt hatte, war so ein Schock für ihn gewesen, daß er Mühe gehabt hatte, dem Gespräch der beiden zu folgen.
    Zunächst hatte er nur mit einem Gedanken darauf reagiert: Dougless wollte ihn verlassen. Wie sollte er den Schlüssel zu seiner Rückkehr finden, wenn sie ihn verließ? Was wollte er ohne sie anfangen?
    Es war noch immer schwierig für ihn, die moderne Sprache zu verstehen; aber er begriff, daß Dougless’ ehemaliger Liebhaber von ihr verlangte, mit ihm zu gehen, und daß es Dougless schwerfiel, sich zu entscheiden, was sie nun tun sollte. Nicholas handelte aus einem primitiven Instinkt heraus und warf den Mann aus dem Haus. Wie konnte Dou-gless auch nur daran denken, mit einem Mann fortzugehen, der seiner Tochter den Vorrang vor einer Frau gab? Wenn aus keinem anderen Grund, so verdiente Dougless allein schon deswegen Respekt, weil sie älter war. Was für Manieren herrschten in diesem Land, das Kinder so verehrte und behandelte, als wären sie allesamt königliche Hoheiten?
    Nun berührte Nicholas Dougless’ Schulter, fuhr mit der Hand an ihrem Arm entlang. Drei Tage, dachte er. Vor drei Tagen hatte er sie noch nicht einmal gekannt, und nun ertappte er sich dabei, wie er alles nur Erdenkliche tat, um sie zum Lächeln zu bringen. Wie leicht es doch war, ihr eine Freude zu machen: mit einem freundlichen Wort, einem Geschenk, einem Lächeln.
    Er beugte sich vor und küßte sie sacht aufs Haar. Diese Frau brauchte jemanden, der sich um sie kümmerte, über sie wachte. Sie war wie eine Rosenknospe, die nur ein bißchen Sonnenschein benötigte, um voll erblühen zu können. Sie brauchte . ..
    Abrupt erhob sich Nicholas vom Bett und ging ans Fenster. Er durfte nicht zulassen, daß er sich zu sehr mit ihren Nöten beschäftigte. Selbst wenn es ihm irgendwie gelingen sollte, sie mi tzunehmen in seine Zeit, konnte er sie dort nur zu seiner Mätresse machen. Er lächelte mit schiefem Mund. Er glaubte nicht, daß die gutherzige Dougless eine sonderlich gute Mätresse abgeben würde. Sie würde ihren Gebieter niemals um etwas bitten, und was sie besaß, würde sie einem barfüßigen Kind schenken, das ihr erzählte, es habe keine Schuhe.
    Es betraf nicht nur diese Maschinen, die Licht erzeugten und Bilder, was ihm unbegreiflich war an diesem zwanzigsten Jahrhundert - er verstand auch dessen Philosophie nicht. Gestern hatte er diese Ungeheuerlichkeit miterlebt, die man einen Film nannte. Es hatte erst eine Weile gedauert, ehe er das Ganze überschauen konnte - es war so groß -, und daß Riesen, die so rund wirkten, in Wirklichkeit ganz flach sein sollten, wollte ihm anfangs gar nicht in den Kopf. Dougless hatte ihm erzählt, daß diese Riesen eine ganz normale Körpergröße hätten; aber wie man einen Menschen auf einer Zeichnung ganz klein darstellen könne, so vermochte man einen Menschen auf einem Foto auch stark zu vergrößern. Nachdem er seinen Schrecken über die Größe und Beweglichkeit dieser Fotos überwunden hatte, stellte er fest, daß er

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