Mehr als nur Traeume
solche Gedanken gemacht habe. Vielleicht sollten Sie sich lieber eine andere Gehilfin suchen.«
»Ich verstehe. Ihr könnt mir nicht widerstehen. Es ist so, wie diese Fremdenführerin sagte - daß keine Frau mir widerstehen kann.«
Dougless stöhnte. »Ich kann Ihnen durchaus widerstehen. Nun, daß ich das ganze Ausmaß Ihres aufgeblasenen Egos kenne, könnte ich mit Ihnen leben ohne mich in Sie zu verlieben.«
»Das könntet Ihr nicht.«
»Ich könnte es, und ich werde es beweisen. Ich werde diese Dokumente, nach denen Sie suchen, finden; aber ich werde - selbst wenn es Jahre dauern sollte - kein einziges Mal schwach werden und Ihrem Charme erliegen.« Sie blickte ihn mit schmalen Augen an. »Und falls Sie noch einmal schlecht träumen sollten, werfe ich Ihnen ein Kissen an den Kopf. Wollen Sie mich jetzt endlich in das Badezimmer lassen?«
Nicholas gab Dougless nun den Weg zur Badezimmertür frei, und sie schloß sie ziemlich heftig hinter sich. Er konnte nicht umhin, die Tür grinsend von außen zu betrachten. Ach, Dougless, dachte er bei sich -, meine süße, süße Dougless. Es mag sein, daß du mir widerstehen kannst; aber wie will ich dir widerstehen können? Ein Jahr mit dir zusammenleben? Ein Jahr, ohne dich anzufassen? Da verliere ich den Verstand.
Er drehte sich von der Badezimmertür weg und zog sich an.
7
Der lange schwarze Wagen eilte nach Süden durch die schöne englische Landschaft. Nicholas lehnte sich im Fond ins Polster zurück und blickte zu Dougless hinüber, die steif und sehr gerade auf der Rückbank saß. Ihr wunderschönes kastanienbraunes Haar war streng nach hinten gekämmt, zu einem Knoten gewickelt und mit Nadeln festgesteckt. Seit heute morgen hatte sie weder gelächelt noch gelacht oder etwas anderes gesagt als »Yes, Sir«, oder »No, Sir.«
»Dougless«, hub er an, »Ich ...«
Sie schnitt ihm das Wort ab. »Ich glaube, Lord Stafford, wir haben das alles schon einmal durchgekaut. Ich bin Miss Montgomery, Ihre Sekretärin - nicht mehr und nicht weniger. Ich hoffe, daß Sie das nicht vergessen werden, Sir, und den Leuten nicht den Eindruck vermitteln, daß ich mehr sei, als ich bin.«
Er wandte sich seufzend von ihr ab. Ihm fiel nichts ein, was er dem entgegensetzen konnte, und tatsächlich wußte er auch, daß es so besser war. Aber schon nach diesen wenigen Stunden vermißte er sie schrecklich.
Sekunden später wurde seine Aufmerksamkeit auf den Turm von Thornwyck gelenkt, und er merkte, wie sein Herz schneller zu schlagen begann. Er hatte dieses Haus entworfen. Was er von seinen anderen Häusern kannte und an ihnen schätzte, hatte er zu einer Idee verbunden und dieses schöne Gebäude erschaffen. Vier Jahre hatte es gedauert, die Steine dafür zu brechen und den Marmor aus Italien hierher zu transportieren.
Es war erst halb fertig gewesen, als man ihn verhaftete, aber diese fertiggestellte Hälfte war so schön gewesen wie irgendein Schloß in diesem Land.
Er runzelte die Stirn, als der Chauffeur in die Einfahrt einbog. Sie sah so alt aus. Er hatte doch erst vor einem Monat hier gewohnt, und da war sie ganz neu und tadellos gewesen. Nun bröckelten die Schornsteine, hier und dort war das Gesims schadhaft und ein paar Fenster waren sogar zugemauert.
»Es ist schön«, flüsterte Dougless und saß dann wieder kerzengerade, »Sir.«
»Es verfällt«, sagte Nicholas zornig. »Und wurden die Westtürme denn niemals zu Ende gebaut?«
Als der Wagen anhielt, stieg Nicholas aus und blickte sich um. Für ihn, mit seinen Erinnerungen, war es ein trauriger Ort: die noch unvollendete Hälfte jetzt eine Ruine, die andere Hälfte ein Gemäuer, das Hunderte von Jahren Wind und Wetter ausgesetzt gewesen zu sein schien. Was ja auch stimmte, dachte er voller Verdruß.
Als er sich wieder zum Wagen umdrehte, hatte Dougless bereits die Reisetaschen in die Hotelhalle getragen. »Lord Stafford möchte seinen Morgentee schon um acht ans Bett gebracht haben«, teilte sie dem Empfangschef mit. »Und er luncht pünktlich um zwölf. Die Speisekarte möchten Sie bitte erst mir vorlegen.« Sie drehte sich zu Nicholas um. »Wollen Eure Lordschaft sich selbst ins Hotelbuch eintragen, Mylord, oder soll ich das für Sie erledigen?«
Nicholas warf ihr einen vernichtenden Blick zu, den sie jedoch nicht sah, weil sie ihm bereits wieder den Rücken zugedreht hatte. Er trug sich rasch ins Gästebuch ein, und dann führte ein Page sie zu ihrer Suite.
Das Zimmer war schön, mit einer in Altrosa
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