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Mehr als nur Traeume

Titel: Mehr als nur Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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die Geschichte dieser Bilder nicht verstand. Ein junges Mädchen sollte einen absolut geeigneten Mann von Vermögen heiraten; aber sie verweigerte die Eheschließung, eines mittellosen jungen Mannes wegen, der nichts anderes vorzuweisen hatte als ein Paar gutgewachsene Beine.
    Hinterher hatte Dougless zu ihm gesagt, daß sie diese Geschichte »wunderbar« und »romantisch« fand. Er verstand diese Philosophie nicht. Wenn seine Mutter eine Tochter gehabt hätte, und diese Tochter hätte sich geweigert, die Ehre eines guten Heiratsvertrages anzunehmen, würde Lady Margaret sie geschlagen haben, bis ihr die Arme müde wurden, und hätte dann dem kräftigsten Diener ihres Hauses die Rute in die Hand gedrückt, damit er das Mädchen weiter verprügelte. Aber in diesem Zeitalter wurden die Kinder auch noch dazu ermutigt, ihren Eltern nicht zu gehorchen.
    Er blickte auf Dougless zurück, die mit angezogenen Knien und einer Hand unter dem Gesicht auf dem Bett schlief.
    Wenn er nicht mehr in seine Zeit zurückkehrte, dachte er, könnte er vielleicht bei ihr bleiben. Es wäre keine üble Sache, mit so einem gutherzigen weiblichen Wesen zusammenzuleben - mit einer Frau, die ihn fragte, ob er ein Kissen haben wollte; einer Frau, die ihn mit ihren Armen festhielt, wenn er schlecht träumte; einer Frau, die ihn nicht deswegen haben wollte, weil er ein Graf war oder vermögend. Das Leben mit ihr konnte wirklich angenehm sein.
    Nein! dachte er, drehte sich wieder von ihr weg und sah aus dem Fenster. Er dachte zurück an diese scheußliche Vettel in Bellwood - diese Hexe, die dem Andenken von Nicholas Stafford Hohn sprach. Wenn er hier bei Dougless blieb, würde er niemals die Erinnerung der Nachwelt an ihn verändern können. Die Frau in Bellwood hatte gesagt, daß Königin Elizabeth nach Nicholas’ Tod den Besitz der Staffords eingezogen hatte und später das meiste davon im Bürgerkrieg zerstört worden war. Nur vier von seinen zahlreichen Besitzungen existierten heute noch.
    Ehre, dachte Nicholas. Die Menschen dieses Zeitalters schätzten offenbar die Ehre als eine geringe Sache ein. Dougless vermochte anscheinend gar nicht zu begreifen, was er mit Ehre meinte. Sie fand diese Geschichte von ihm und Lady Arabella amüsant. Doch die Vorstellung, daß ein Mann wegen Hochverrats hingerichtet wurde, berührte sie kaum. »Das liegt schon so lange zurück«, hatte sie gesagt.
    Es lag gar nicht so lange zurück. Für ihn war das erst vor drei Tagen gewesen.
    Das, was ihm da widerfahren war, war nicht ohne Grund geschehen. Gott gab ihm eine zweite Chance. Irgendwo in diesem Jahrhundert war die Antwort auf die Frage zu finden, wer ihn so sehr gehaßt hatte, daß er ihm den Tod wünschte. Wer profitierte von seinem Tod? Wem lieh die Königin ihr Ohr so sehr, daß sie alles glaubte, was diese Person ihr einflüsterte?
    Nichts war bei seinem Prozeß an den Tag gekommen, was dieses Rätsel hätte aufklären können. Es war erwiesen, daß er eine Armee ausgehoben hatte, ohne vorher von der Königin die Erlaubnis dafür einzuholen. Männer kamen aus Wales, die schworen, daß sie ihn um Truppen gebeten hatten, aber die Richter wollten nicht auf sie hören. Sie schworen, sie besäßen »geheime« Beweise, welche belegten, daß Nicholas sich vorgenommen habe, die Königin vom Thron zu stoßen und England wieder zum katholischen Glauben zu bekehren.
    Nicholas war zum Tode verurteilt worden, und er hatte geglaubt, das dies sein Schicksal sei, bis seine Mutter ihm eine Botschaft schickte, in dem sie ihm mitteilte, sie habe neue Beweise gefunden, die Wahrheit würde bald ans Licht kommen, und bald würde Nicholas wieder ein freier Mann sein.
    Aber ehe er erfahren konnte, was für Beweise das waren, hatte ihn der »Tod« ereilt. Wenigstens stand es so in den Geschichtsbüchern. Zweifellos eine unehrenhafte Weise, das Zeitliche zu segnen, wenn man ihn tot am Tisch über einem unvollendeten Brief an seine Mutter gefunden hatte.
    Warum hatte seine Mutter den Beweis seiner Unschuld nicht nach seinem Tod veröffentlicht und damit seinen Namen reingewaschen? Warum hatte sie alle Gewalt über die Stafford-Besitztümer aufgegeben und statt dessen einen Schwachkopf wie Dickie Harewood geheiratet?
    Da gab es so viele unbeantwortete Fragen - so viel Ungerechtigkeit zu korrigieren.
    So viel Ehre stand auf dem Spiel.
    Er war in diese Zeit gerufen worden, um das zu entdecken, was er wissen mußte, und die liebreizende junge Frau dort auf dem Bett war ihm als

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