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Mehr als nur Traeume

Titel: Mehr als nur Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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allmählich sein ein und alles, der Grund und Mittelpunkt seines Lebens. Was sie dachte, was sie fühlte, was sie brauchte -das alles berührte ihn zutiefst. Er konnte es nicht mehr ertragen, länger als ein paar Minuten von ihr getrennt zu sein.
    Jeden Morgen und jeden Nachmittag ging er in die Kirche, um Gott zu bitten, ihn in seine Zeit zurückzuschicken; aber ein Teil seines Geistes dachte unentwegt daran, wie es wohl sein würde, wenn er sie nie mehr sah, sie nie mehr lachen, sie nie mehr weinen hörte, sie nie mehr in seinen Armen halten konnte.
    Er strich sacht mit der Hand über ihre Schulter und steckte dann die Bettdecke um sie fest. Noch nie war er so einer Frau wie ihr begegnet. Sie war ohne Arg, ohne Eigensucht, ohne ausgeprägtes Empfinden für Selbsterhaltung. Er lächelte, als er sich an ihre Proteste am ersten Tag ihrer Begegnung erinnerte. Sie hatte gesagt, sie würde ihm nicht helfen; aber er hatte in ihren Augen gelesen, daß sie es nicht übers Herz bringen konnte, ihn allein zu lassen in einem ihm total fremden Land. Er dachte an die Frauen seiner eigenen Zeit und vermochte sich auf keine besinnen, die einem fremden, armen Wahnsinnigen helfen würde.
    Aber Dougless hatte das getan, dachte er bei sich. Sie hatte ihm geholfen, ihn unterrichtet und ... ihn geliebt. Sie hatte ihm selbstlos und rückhaltlos ihre Liebe geschenkt.
    Rückhaltlos, dachte er, und lächelte in der Erinnerung an diese Nacht. Keine Frau hatte jemals auf ihn mit einer so totalen Hingabe reagiert wie Dougless. Arabella forderte immer nur. »Hier! Jetzt!«, pflegte sie zu rufen. Andere Frauen wiederum glaubten, ihm einen Gefallen damit zu tun. Lettice . . . Er mochte nicht gern an seine kalte Ehefrau denken. Sie lag mit steifen Gliedern und offenen Augen im Bett, als wollte sie ihn warnen, von ihr die Erfüllung ihrer ehelichen Pflichten zu verlangen. In vier Ehejahren war es ihm nicht gelungen, sie zu schwängern.
    Er liebkoste Dougless’ bloßen Arm, und sie versuchte im Schlaf noch näher an ihn heranzurücken. Er küßte ihre Schläfe. Wie konnte er sie verlassen? dachte er bei sich. Wie konnte er in sein anderes Leben zurückkehren, zu seinen anderen Frauen, und sie hier allein und unbeschützt zurücklassen? Sie war so weich, so verletzbar, daß sie solchen Männern wie jenen, die er aus der Pension hinausgeworfen hatte, hilflos ausgeliefert war.
    Er dachte an seine Mutter und Lettice. Diese beiden Frauen waren durchaus in der Lage, auf sich selbst aufzupassen, egal, welche Schicksalsschläge sie auch treffen mochte. Aber nicht Dougless. Er fürchtete, daß sie schon eine Woche nachdem er sie allein gelassen hatte, wieder bei diesem gräßlichen Mann sein würde, den sie einst zu lieben glaubte.
    Er streichelte ihre Haare. Wie konnte er es überhaupt über sich bringen, sie allein zu lassen? Da würde niemand dasein, der sie beschützte. Er verstand diese moderne Welt nicht. Es wäre die Pflicht ihres Vaters gewesen, einen Ehemann für sie auszusuchen. Nicholas lächelte, als er daran dachte, wie Dougless wohl mit einigen Männern in seiner Zeit zurechtkommen mochte, die ein Vater für sie auswählen würde. Was wollte sie da mit ihrem kindischen Gerede von Liebe erreichen?
    Aber als Nicholas sie betrachtete, wußte er, daß er allmählich zu verstehen begann, was sie meinte. Liebe. Dougless behauptete, daß er vielleicht der Liebe wegen in diese moderne Welt geschickt worden sein konnte. Nicholas hatte diesen Gedanken verächtlich abgetan. Dieses unglaubliche Ereignis hatte der Liebe und nicht der Ehre wegen stattgefunden? Aber sie hatten den Namen des Verräters inzwischen erfahren, und er, Nicholas, hatte dennoch diese Welt noch nicht verlassen.
    Er erinnerte sich daran, wie Dougless zu ihm sagte, daß alles in der Vergangenheit ein gutes Ende gefunden habe. Ein gutes Ende vielleicht für sie, überlegte er. Diese Zeit hatte ein schlimmes Andenken an ihn, hielt ihn für einen leichtsinnigen Narren. Vielleicht war er tatsächlich ein Narr gewesen. Er hatte noch viele andere Frauen in seinem Leben gehabt, die er auch brauchte in seiner Ehe mit der kalten Lettice. Aber vielleicht war allein schon die Tatsache, daß er Robert Sydney Hörner aufgesetzt hatte, eine monumentale Dummheit gewesen, weil er damit sein Todesurteil herbeigeführt hatte. Aber falls es ihm doch noch beschieden war, zurückzukehren, konnte er dieses Unrecht wiedergutmachen.
    Falls er zurückkehrte!
    Was dann? Er würde noch immer mit Lettice

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