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Mehr als nur Traeume

Titel: Mehr als nur Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jude Deveraux
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sie.
    Er küßte sie, ganz sacht, aber mit all der Sehnsucht und dem Verlangen, das er nach ihr hatte.
    »Ich gehe mit dir«, sagte sie. »Nimm mich mit, Gott!« rief sie laut. »Laß mich mit ihm gehen!«
    »Dougless«, sagte Nicholas, und seine Stimme drang nun aus weiter Ferne zu ihr, »Dougless, meine geliebte Dougless.«
    Er war nicht länger in ihren Armen, sondern stand in seiner Rüstung vor seiner Gruft. Er war nun eine blasse, ungewisse Erscheinung - wie in einem Film, den man in einem hellerleuchteten Raum betrachtet. »Komm zu mir«, sagte er, ihr die Hand hinstreckend. »Komm zu mir.«
    Dougless rannte zu ihm, konnte ihn aber nicht erreichen.
    Ein Sonnenstrahl kam durch ein Kirchenfenster und spiegelte sich flüchtig auf seinem Panzer.
    Und dann war da nichts mehr.
    Dougless stand da und starrte auf die Gruft hinunter. Und dann preßte sie die Hände gegen die Ohren und schrie - ein Schrei, wie er noch nie zuvor aus einer menschlichen Kehle gekommen war. Die alten Steinwände vibrierten, die Fenster klirrten, und das Grab . .. das Grab lag vor ihr, stumm und kalt.
    Dougless schlug auf den Boden hin.
    Sie faßte nach der Hand, die den Becher an ihren Mund hielt. »Nicholas«, sagte sie, ein schwaches Lächeln auf den Lippen. Ihre Augen flogen auf, und sie setzte sich hoch. Sie lag auf einer Kirchenbank, nur wenige Schritte von der Gruft entfernt. Sie schwang die Beine von der Bank herunter, setzte die Füße auf den Boden. In ihrem Kopf drehte sich alles.
    »Geht es Ihnen jetzt besser?«
    Sie wandte sich zum Vikar um, der den Becher mit dem Wasser in der Hand hielt. Sein gütiges altes Gesicht sah sehr besorgt aus.
    »Wo ist Nicholas?« flüsterte sie.
    »Ich habe außer Ihnen niemand gesehen. Soll ich jemand für Sie anrufen? Ich hörte Sie .. . schreien«, sagte er. Wenn er nur an diesen Schrei dachte, standen ihm jetzt noch die Haare zu Berge. »Ich kam in die Kirche, und Sie lagen dort auf dem Boden. Kann ich jemanden für Sie anrufen?«
    Mit wackeligen Beinen begab sich Dougless zur Gruft. Langsam kam die Erinnerung zurück; aber sie mochte es noch immer nicht glauben. Sie blickte den Vikar an. »Sie haben ihn nicht fortgehen sehen, nicht wahr?« fragte sie heiser. Ihre Kehle war wund.
    »Ich sah niemanden aus der Kirche gehen. Ich sah Sie nur beten. Nicht viele Menschen beten heutzutage.«
    Sie blickte zurück auf die Gruft. Sie wollte diese Gestalt auf der Grabplatte berühren; aber sie wußte, daß sie kalt sein würde, so gar nicht Nicholas. »Sie haben uns beten sehen«, korrigierte sie ihn.
    Der Vikar musterte sie betrübt. »Ich werde Sie zu einem Arzt bringen.«
    Sie bewegte sich von seiner ausgestreckten Hand fort. »Nicholas. Der Mann, der eine Woche lang jeden Vormittag und Nachmittag hier betete. Er war der Mann in der elizabethanischen Rüstung, erinnern Sie sich? Er wäre beinahe von einem Bus überfahren worden.«
    »Ich sah Sie vor einigen Tagen einem Bus vor den Kühler laufen. Sie haben mich nach dem Datum gefragt.«
    »Ich ...?« erwiderte Dougless. »Aber das war Nicholas gewesen! Erst letzte Woche sagten Sie zu mir, wie erstaunt Sie wären über seine Frömmigkeit. Ich wartete vor der Kirche auf ihn. Erinnern sie sich?« Ihre Stimme wurde eindringlicher, und sie trat näher an ihn heran. »Erinnern Sie sich? Nicholas! Sie winkten uns zu, als wir auf einem Fahrrad an Ihnen vorbeifuhren.«
    Der Vikar wich vor ihr zurück. »Ich sah Sie auf einem Fahrrad; aber keinen Mann.«
    »Nein . ..«, flüsterte Dougless. Ihre Augen weiteten sich vor Entsetzen.
    Dann machte sie kehrt und rannte aus der Kirche, über den Friedhof, dann drei Straßen hinunter, bis sie zu ihrem Hotel kam. Sie ignorierte den Gruß der Frau in der Loge und rannte die Treppe hinauf.
    »Nicholas«, rief sie und blickte sich im leeren Zimmer um. Die Badezimmertür war geschlossen, und sie lief zu ihr und riß sie auf. Da war niemand. Sie drehte sich wieder in das Schlafzimmer hinein, stockte und blickte dann über die Schulter ins Bad zurück. Ihre Toilettenartikel lagen auf der Konsole unter dem Spiegel; aber seine Hälfte war leer. Kein Rasierapparat, keine Rasierkrem, kein Rasierwasser. Aus der Duschkabine war sein Shampoo verschwunden.
    Sie rannte zurück in ihr Schlafzimmer und riß den Kleiderschrank auf. Nicholas’ Kleider waren weg. Nur ihre Sachen hingen noch auf den Bügeln, und darunter stand ihr alter Koffer. In der Kommode das gleiche Bild - seine Socken und Taschentücher fehlten.
    »Nein«, flüsterte

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