Mehr als nur Traeume
Augen und dachte daran, wie er in der Öffentlichkeit auftrat und zuweilen die Leute so ansah, daß sie unter seinem Blick zu schrumpfen schienen. »Du wirst in Lanconia eine gute Figur machen«, sagte sie.
Sie ließen sich das Frühstück aufs Zimmer bringen, und Nicholas sagte über den Tisch hinweg. »Ich hätte jetzt lieber ein Erdbeereis.«
In der nächsten Sekunde rollten sie schon über den Boden und liebten sich. Und danach ließen sie das Badewasser ein, saßen sich in der Wanne gegenüber und schmiedeten noch mehr Pläne für ihre gemeinsame Zukunft.
»Wir werden nach Schottland fahren«, sagte Dougless. »Wir werden die Zeit, bis dein Paß eintrifft, in Schottland verbringen. Es ist schön dort.«
Nicholas hatte seinen Fuß gegen ihren Bauch gelegt und massierte ihr Fleisch mit den Zehen. »Wirst du auch diese hochhackigen Schuhe tragen, wenn du Fahrrad fährst?« fragte er.
Dougless lachte. »Mache dich jetzt nicht über mich lustig. Die Schuhe haben mir verschafft, was ich mir schon immer wünschte.«
»Und ich mir auch«, sagte er.
Nach dem Bad zogen sie sich an, und Dougless nahm sich vor, noch am Vormittag ihren Onkel J. T. anzurufen.
Nicholas drehte sich von ihr weg. »Ich muß noch ein letztes Mal in die Kirche«, sagte er leise.
Dougless spürte, wie ihr Körper ganz starr wurde. »Nein«, flüsterte sie, rannte dann zu ihm und packte ihn bei den Armen.
»Ich muß«, sagte er, sie anlächelnd. »Ich bin so oft dort gewesen und nichts passierte. Schau mich an.«
Sie hob den Kopf, und er lächelte. »Hast du wieder Zwiebeln in den Augen?«
»Ich habe nur Angst.«
»Ich muß Gott um Vergebung bitten, daß ich nicht zurückkehren möchte, um meinen Namen und meine Ehre zu retten. Verstehst du das?«
Sie nickte stumm. »Aber ich komme mit, und ich werde dich keine Sekunde loslassen. Hast du verstanden? Diesmal warte ich nicht vor der Kirche auf dich.«
Er küßte sie. »Ich habe nicht die Absicht, mich auch nur eine Minute lang von dir zu trennen. Wir gehen also zuerst in die Kirche und beten, und danach wirst du deinen Onkel anrufen. Gibt es in Schottland Züge?«
»Selbstverständlich.«
»Ah, dann hat es sich sehr verändert. Zu meiner Zeit war es eine Wildnis.« Er legte den Arm um ihre Schultern, und sie verließen gemeinsam das Hotel.
11
In der Kirche nahm Dougless nicht einen Moment lang die Hände von Nicholas. Er kniete nieder, um zu beten, und sie kniete sich neben ihn, ihre Arme fest um seinen Körper gelegt. Er schob sie nicht weg, wie sie das befürchtet hatte, und sie wußte, daß er ebenso große Angst hatte wie sie, obwohl er ihr den Unbekümmerten vorspielte.
Sie knieten über eine Stunde lang auf den kalten Steinplatten, bis Dougless die Knie schmerzten und sie Muskelkrämpfe in den Armen bekam, die sie um Nicholas gelegt hatte. Aber sie lockerte nicht einen Moment lang ihren Griff. Der Vikar kam einmal in die Kirche, beobachtete sie eine Weile lang und ging dann wieder still hinaus.
So inständig Nicholas Gott um Verzeihung bat, so inbrünstig betete Dougless zum Allmächtigen, daß er ihr Nicholas nicht wegnehmen und ihn für immer in ihrer Zeit belassen möge.
Endlich öffnete Nicholas die Augen und drehte sich ihr zu. »Ich bleibe«, sagte er lächelnd. Er lachte, als er aufstand und Dougless, die Mühe hatte, sich von den Knien zu erheben, ihre Arme nicht von ihm lösen wollte.
»Ich bin nicht so kostbar, daß man mich stehlen wird«, neckte er sie.
»Ich werde dich nicht eher loslassen, bis wir- aus der Kirche sind.«
Er lachte. »Es ist vorbei.« »Nicholas, hör auf, mich zu hänseln, und laß uns von hier verschwinden. Ich will diese Gruft nie mehr sehen.«
Sie immer noch anlächelnd, wollte er einen Schritt zum Mittelgang hin machen; aber er bewegte sich nicht von der Stelle. Verdutzt blickte er auf seine Füße. Von den Knien abwärts war nichts mehr, nur leerer Raum. Da war eine Steinplatte, wo seine Füße hätten sein müssen.
Rasch zog er Dougless in seine Arme und drückte sie so fest an sich, als wollte er sie zerquetschen. »Ich liebe dich«, flüsterte er. »Ich liebe dich aus ganzer Seele. Über alle Zeiten hinweg werde ich dich lieben.«
»Nicholas«, sagte sie, und ihre Stimme verriet ihre Angst über seine Worte. »Laß uns von hier Weggehen.«
Er hielt ihr Gesicht in beiden Händen. »Nur dich habe ich geliebt, meine Dougless.«
Da spürte sie es. Sein Körper war nicht länger eine feste Masse in ihren Armen. »Nicholas«, schrie
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