Mehr als nur Traeume
verheiratet sein, und es würde Frauen wie Arabella geben, die ihn reizten. Selbst wenn er seine Unschuld beweisen und sich von der Anklage des Hochverrats befreien konnte - würde ihn das verändern?
Er drehte sich auf den Rücken, drückte Dougless fest an sich. Was wäre, wenn er in diesem Jahrhundert bliebe? Wenn er Gottes Ratschluß falsch ausgelegt hätte? Wenn er in die Zukunft geschickt worden war, um nicht zurückzukehren, sondern hier etwas zu bewirken?
Er dachte an die Bücher, die er sich mit Dougless angesehen hatte. Da waren welche darunter gewesen, die Häuser aus der ganzen Welt beschrieben und ihn fasziniert hatten. Und Dougless hatte von einer Einrichtung gesprochen, die sie Architektenschule nannte und wo er das Entwerfen von Häusern erlernen könne. Er sollte ein Gewerbe betreiben? dachte er verwundert; aber das schien in diesem Jahrhundert kein Makel zu sein. Und Männer wie Harewood, die ein großes Stück Land besaßen, genossen wiederum geringes Ansehen - jedenfalls in Amerika, hatte ihm Dougless erklärt.
Amerika, dachte er, von diesem Ort hatte Dougless ständig gesprochen. Sie sagte, sie würden nach Amerika gehen, »einen Hausstand gründen«, und er sollte dort die Schule besuchen. In seinem Alter? hatte er entrüstet erwidert und ihr nicht gezeigt, wie sehr ihn diese Idee reizte. Sollte er mit Dougless in ihrer modernen Welt leben und Häuser entwerfen ? War das der Grund, warum er in dieses Jahrhundert versetzt worden war? Vielleicht hatte Gott Thornwyck gesehen, Gefallen daran gefunden und beschlossen, ihm eine zweite Chance zu geben, dachte Nicholas lächelnd, wenngleich er nicht glauben mochte, daß Gott so frivol sein könne.
Aber was wußte er schon von der Vorsehung Gottes? Er war nicht in die Zukunft geschickt worden, um den Namen seines Verräters zu entdecken. Diesen kannte er nun bereits seit einer Woche, und er befand sich noch immer in dieser Zeit. Warum also sonst? Weshalb war er in diese Welt gekommen?
»Nicholas!« schrie Dougless laut und setzte sich mit einem Ruck auf.
Er zog sie in seine Arme, und sie klammerte sich an ihn. »Ich träumte, du seist fortgegangen und hättest mich hier zurückgelassen.«
Er streichelte ihr Haar. »Ich werde dich nicht verlassen«, sagte er leise. »Ich werde immer bei dir bleiben.«
Es dauerte einen Moment, ehe seine Worte zu ihrem Bewußtsein vordrangen. Sie stützte sich auf die Ellenbogen und sah ihn an. »Nicholas«, sagte sie. Es war eher eine große bange Frage, als habe sie sich verhört.
»Ich ...« Er holte tief Luft. Es fiel ihm schwer, es auszusprechen. »Ich will nicht zurückkehren. Ich möchte hierbleiben.« Er sah sie an. »Bei dir.«
Dougless begrub ihr Gesicht an seiner Schulter und begann zu weinen.
Er streichelte ihren Körper und lachte. »Bist du traurig, weil ich hierbleibe und du nicht zu diesem Robert zurückkehren kannst, der Diamanten an Kinder verschenkt?«
»Ich bin nur überglücklich.«
Er nahm ein Seidenpapiertuch aus der Schachtel neben dem Bett. »Hier, wisch dir die Tränen ab, und erzähle mir von Amerika.« Und mit einem schrägen Blick auf sie fügte er hinzu: »Und erzähl mir was von deinem Onkel, der König ist.«
Dougless schneuzte sich und lächelte. »Ich hätte nicht gedacht, daß du das mitbekommen hast.«
»Was ist ein Cowboy? Was ist ein Paß? Was ist der Grand Cannon ? Und rutsch nicht so weit von mir weg.«
»Canyon heißt diese Schlucht«, korrigierte sie ihn, kuschelte sich wieder in seine Arme und begann ihm von Amerika zu erzählen, von ihrer Familie, ihrem Onkel, der eine Prinzessin geheiratet hatte und nun König von Lanconia war.
Als es draußen schon dämmerte, begannen sie Pläne zu schmieden. Dougless wollte ihren Onkel J. T. anrufen und ihm, so gut es ging, erklären, daß sie einen Paß für Nicholas benötigte, damit er mit ihr nach Amerika fliegen konnte. »Wie ich Onkel J. T. kenne, wird er dich erst nach Lanconia einladen, um dich persönlich kennenzulernen. Aber du wirst ihm gefallen.«
»Und seine Königin?«
»Tante Aria? Manchmal tritt sie ein bißchen autoritär auf; aber im Grunde ist sie eine großartige Frau. Sie spielte früher immer mit uns Kindern Baseball. Sechs davon gehörten ihr; das war schon die halbe Mannschaft.« Sie lächelte. »Und sie hat eine etwas exzentrische Freundin, die Dolly heißt und in Bluejeans und einer Krone auf dem Kopf im Palast herumläuft.« Sie blickte Nicholas an, betrachtete seine schwarzen Haare, seine blauen
Weitere Kostenlose Bücher