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Mehr Bier

Mehr Bier

Titel: Mehr Bier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Arjouni
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mal zwei Meter schlabberte ein grauer Trainingsanzug, der unten in Basketballschuhen endete und oben an einen kahl rasierten Kopf stieß.
    »Was ist?«
    Seine Arme schwangen beim Sprechen leicht hin und her, wobei am Handgelenk so eine Goldkette mit Amulett schepperte, dessen Innenseite meist den eingravierten Namen trägt. Wie er wohl in seinen Mini kam?
    »Ich bin hergekommen, um mit Frau Böllig zu sprechen.«
    Er stülpte die Unterlippe nach vorn und zog die Stirn hoch.
    »Tja, sie fühlt sich aber heute nicht so. Kommen Sie ein andermal wieder.«
    »Eben sah sie noch ganz gesund aus.«
    Bevor er was erwidern konnte, rief die Witwe im Hintergrund: »Laß ihn rein, Henry.«
    Henry wandte den Kopf, zuckte mit den Schultern und ließ mich rein. Die Füße versanken im Teppich. Vorbei an Telefontisch und Kleiderablage tappte ich ins Wohnzimmer. Ein großer Raum, der zur Rückseite des Hauses hin mit einer Glaswand abschloß und den Blick auf einen Garten freigab, der sich in nichts von dem vor dem Haus unterschied. Allerdings stieß er hier nach etwa fünfzig Metern an die Mauern der Privatklinik. Das Wohnzimmer zeugte von zuviel Geld und zuwenig Geschmack: Möbel quer durch die Jahrhunderte, hellblaue Tapeten, drei Schichten Perser, indische Lampenschirme und so weiter. Die Witwe lag in einer Lederliege und nippte gelben Saft. Henry schob mich in einen Sessel, zog einen Stuhl heran und setzte sich hinter mich. Ich begann mich zu fragen, ob dieser Henningerturm von Mann Leibwächter oder Liebhaber war. Wahrscheinlich besorgte er beides. Muskelmänner mit Goldkettchen in Turnanzügen haben Erfolg bei Frauen. Die Witwe setzte ihr Glas ab.
    »Also, was gibt’s? Ich dachte, die Fragen seien nun endlich alle beantwortet.«
    »Heute hat der Prozeß begonnen. Wußten Sie das?«
    »Wenn man Zeitung liest, nimmt man davon Kenntnis.«
    »Na, schön. Also, es gibt da immer noch Lücken in der Anklage, und deshalb sollen Sie mir noch einmal genau erzählen, was in jener Nacht passiert ist. Vielleicht wurde doch was übersehen.«
    Sie lutschte nachdenklich am Finger.
    »Verhalten Sie sich immer so hartnäckig?«
    »Kommt aufs Wetter an. Also, erzählen Sie noch einmal, wie das war, bevor Ihr Mann zur Fabrik lief.«
    Sie setzte sich in der Liege zurecht, das Wollkleid gab die braunen Knie frei. Meine Aufmerksamkeit war für Sekunden blockiert.
    »So genau weiß ich das nach einem halben Jahr auch nicht mehr.«
    Dann, nach einer Pause: »Friedrich und ich saßen vor dem Fernseher. Ich war eingeschlafen, und er springt plötzlich auf und läuft zur Tür. Und während er die Jacke anzieht, ruft er mir zu, er habe einen Knall oder sowas gehört, und dann…«
    »Sie hatten nichts gehört?«
    »Nein, ich hatte ja schon halb geschlafen. Naja, Friedrich ist losgerannt, und ich bin hier im Wohnzimmer geblieben. Als er nicht zurückkam…«
    »Wie lange?«
    »Eine Viertelstunde etwa… dann bin ich hinterher gegangen und habe ihn gerufen. Tja, und irgendwann lag er dann vor mir.«
    Sie unternahm nicht einmal den Versuch, Trauer zu markieren. Gelangweilt reihte sie Satz an Satz.
    »Wo?«
    »In der Nähe vom Rohr. Etwa zehn Meter entfernt.«
    »Was haben Sie dann gemacht?«
    »Ich bin zu Nachtwächter Scheigel gerannt, und habe ihn ohnmächtig am Boden gefunden. Als er zu sich kam, haben wir die Polizei angerufen.«
    »Scheigels Kopfverletzung haben Sie nicht zufällig gesehen?«
    Sie betrachtete mich argwöhnisch.
    »Hören Sie, ich hatte gerade meinen toten Mann gefunden. Mir war nicht nach Krankenschwester zumute.«
    Ich strich mir übers Kinn und dachte an den Drink, den man mir nicht anbot.
    »Darum hat sich also keiner gekümmert?«
    »Was meinen Sie?«
    »Ich habe eben mit Scheigel geredet. Es gibt niemand, der seinen Schädel nach dem Überfall untersuchte.«
    Sie zog die Augenbrauen hoch.
    »Unvorsichtig von Scheigel. Kopfverletzungen können gefährlich sein.«
    »Das dachte ich auch.«
    Ich spürte Henrys Atem im Nacken. Witwe Böllig ließ ihren Zeigefinger über den Glasrand gleiten. Das Eis klirrte leise.
    »Wie lange waren Sie mit Friedrich Böllig verheiratet?«
    »Sechzehn Jahre. Genau seit dem achtzehnten Januar neunzehnhundertneunundsechzig.«
    »Ihr Schwiegervater war damals schon tot?«
    »Ja.«
    »Wie alt war Ihr Mann, als er die Firma übernahm?«
    »Achtundzwanzig.«
    »Und als Sie heirateten?«
    »Einunddreißig.«
    »Und Sie?«
    Sie setzte sich auf.
    »Was soll das eigentlich?«
    »Meine Sorge. Wie alt waren

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