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Mehr Bier

Mehr Bier

Titel: Mehr Bier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jakob Arjouni
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Kommissar hat gemeint, wir machen einen Versuch. Nur’n Versuch, verstehen Sie?«
    Er schob die Mütze hoch und wischte sich über die Stirn.
    »Als Sie zu sich kamen, war die Polizei da? Sofort? Sie schlugen die Augen auf und sahen grün?«
    »Wie? Nein. Zuerst kam Frau Böllig, sie hat mich sozusagen geweckt. Sie wohnen ja gleich da vorne.«
    »Als Frau Böllig Sie weckte, hatte sie ihren Mann schon gefunden?«
    »Ich weiß nicht… ich glaube…«
    »Eine Frau läßt doch eine Bemerkung fallen, wenn der Mann gerade ins Feuer gegangen ist.«
    »Es ging alles so schnell und… aber Sie haben recht, jetzt erinnere ich mich. Sie war ja ganz fertig mit den Nerven und hat kaum ein vernünftiges Wort rausgekriegt…«
    Er lächelte mir vorsichtig zu. Ganz auf Bullenschiene, holte ich die Zigaretten raus und bot ihm eine an. Wir rauchten. Als sich sein verkrampfter Mund zu lösen schien, setzte ich neu an: »Das muß ein harter Schlag gewesen sein.«
    »Ja, mir brummt von dem Knüppel heute noch der Schädel.«
    »Aha. Kann ich mal sehen?« Er machte große Augen.
    »Wie?«
    »Ich möchte sehen, wo der Knüppel Sie erwischt hat. Na los!«
    Wie in Zeitlupe zog er die Mütze vom Kopf.
    »Aber… nach einem halben Jahr?! Das ist doch längst verheilt.«
    »Narben von solchen Schlägen hat man für immer«, und, nachdem ich seinen Kopf untersucht und nichts gefunden hatte, »ist gut.«
    Wortlos lief ich dann neben ihm über den nassen Schotter zur Fabrik. Wir kamen an Fässern, Röhren und Kleinlastern vorbei, durchquerten eine Halle, in der riesige Stapel numerierter Kisten rumstanden, bogen um einen Gabelstapler und traten schließlich durch ein großes Tor wieder hinaus in den Regen. Die Villa Böllig lag hundert Meter weiter an einem Hügel: ein weißer Luxusbungalow mit Dachgarten, und links daneben der Tennisplatz. Auf englischem Rasen tummelten sich kleine dicke Weihnachtsbäume, mit einem Haufen Blech in der Mitte. Vor der Garage war ein silbergrau glänzendes Benz-Cabrio neben einem schwarzen Mini abgestellt.
    Mit der Versicherung, in den nächsten Tagen noch einmal vorbeizuschauen, verabschiedete ich den Nachtwächter. Ich schlenderte über den Firmenparkplatz auf das schmiedeeiserne Tor zu, von wo aus sich die geteerte Auffahrt zur Villa Böllig durchs Gras fraß. Klingel und Sprechanlage waren in Marmor gebettet. Ich drückte den Messingknopf und wartete auf den Schäferhund. Statt seiner knurrte die Sprechanlage »wer da?«
    »Kayankaya. Staatsanwaltschaft Frankfurt.«
    »Staatsanwaltschaft?«
    Für einen Augenblick war es still. Dann schrie jemand. Gleich darauf meldete sich die Sprechanlage wieder.
    »Ich mach Ihnen auf.«
    Der Öffner summte, und ich stieß gegen das Tor. Der Blechhaufen erwies sich als Kunstwerk. Ich tippte auf verschlungene Fische, war mir aber nicht sicher. Das Gelände samt Bungalow vermittelte die Stimmung einer verlassenen Autobahnraststätte erster Klasse. Oben angelangt, schlug ich einen antiken Türklopfer aufs Holz. Sofort wurde geöffnet. Wider Erwarten stand eine attraktive Blondine um die Vierzig vor mir.
    »Guten Tag, ich bin Barbara Böllig. Was kann ich für Sie tun?«
    Ihr aufregender Körper steckte in einem einfachen schwarzen Wollkleid, das sich eng um die Hüften spannte. Die Haare waren mit einer roten Glitzerschleife zum Zopf gebunden. Ihre grünen Augen musterten mich.
    »Kayankaya. Staatsanwaltschaft Frankfurt. Ich muß Ihnen ein paar Fragen stellen.« Es sah nicht so aus, als wollte sie mir das zauberhafte Lächeln schenken, das ihr Mund ahnen ließ. Sie verschränkte die solariumbraunen Arme und legte den Kopf zur Seite.
    »Ich wüßte nicht, was ich Ihnen noch sagen könnte.«
    »Lassen Sie Besucher immer im Regen stehen?«
    »Wenn der Besuch ungelegen kommt.«
    Sie machte keine Anstalten, mich ins Haus zu lassen. Ich betrachtete Haus und Garten.
    »Das gehört jetzt alles Ihnen?«
    »Und?«
    Ich zeigte auf die Autos.
    »Auch geerbt?«
    »Der Mini gehört einem Bekannten.«
    »Er steht Ihnen in diesen schweren Monaten zur Seite?«
    »Wenn Sie so wollen.«
    »Über mangelnden Beistand haben Sie sich nicht zu beklagen?«
    »Bitte?«
    »Hübsche Witwen mit Fabrik genießen meistens besonderes Beileid. Traum aller Abteilungsleiter: der Chef stirbt, und die Chefin sucht einen Nachfolger. In jeder Beziehung.«
    Peng, die Tür war zu. Ich hämmerte so lange dagegen, bis sie aufgerissen wurde. Ein Koloß schob sich durch den Türrahmen. Um etwa zweihundert Pfund auf zwei

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