Mehr Sex weniger Abwasch
dass etwas zu machen ist, dann macht man es eben«, fasste Ashley ihre und Sams Philosophie diesbezüglich zusammen. » Wir sind schließlich zwei erwachsene Menschen.«
Erwachsene Menschen, ja. Gute Handelspartner, nein.
Teil des Problems war, dass viele Hausarbeiten als verheiratetes Paar mehr Einsatz erforderten als noch im Single-Leben. Sam hatte sich als Junggeselle nicht um das Rasenmähen geschert, und Ashley hatte weit weniger Rechnungen zu zahlen und Socken zusammenzulegen gehabt, als sie noch alleine lebte. Jeder der beiden mag einen komparativen Vorteil bei bestimmten Arbeiten haben. (Sam war im Rasenmähen fixer als Ashley, weil Ashley nicht einmal so recht wusste, wie der Rasenmäher überhaupt ansprang; und Ashley war gut im Wäschefalten, weil sie früher in den Semesterferien immer in einem Modegeschäft gejobbt hatte.) Aber das hieß noch lange nicht, dass sie diese Arbeiten auch gerne machten. Eben, weil sie sich nicht darum rissen, galt nicht, wie Ashley annahm, » … dann macht man es eben«.
Da die Arbeiten auf Basis des komparativen Vorteils verteilt waren, hätte das System eigentlich funktionieren müssen. In der Praxis aber bedeutete die fehlende Begeisterung der beiden für die Arbeiten, dass sie keinerlei Anreiz hatten, sie zu erledigen – was wiederum heißt, dass die komparativen Vorteile irrelevant waren.
Egal, wie gut jemand seine Arbeit macht, es braucht immer einen Anreiz, diese Arbeit auch zu machen. Man spricht ja aus gutem Grund von » Arbeit« – und nicht von » Vergnügen«. Ein derartiger Anreiz kann die Gehaltszahlung, ein exzellentes Dienstzeugnis oder die Aussicht auf Beförderung sein. Taugt so ein Anreiz als Arbeitsmotivation, ist das System » anreizkompatibel«.
Was die Partnerschaft angeht, besteht das anreizkompatible System natürlich nicht aus Gehältern oder Dienstzeugnissen. In diesem Unternehmen steht auch keine Beförderung auf der Karriereleiter in Aussicht. Was das System aber durchaus beinhalten kann, ist das sichere Wissen darum, dass der andere die Arbeiten erledigt, ohne ihn darum bitten zu müssen. Jeder der Partner muss sich sicher sein können, dass der jeweils andere die Arbeit erledigt, weil ihm aufrichtig am Ergebnis gelegen ist. Das ernstliche Interesse am Resultat ist in Sachen Beziehung der einzige Anreiz, der funktioniert.
Leider wissen wir nicht, woran uns einmal gelegen sein wird, bis wir uns mit einem Partner zusammentun. Ashley zum Beispiel wusste nicht, dass ein unordentlicher Rasen ihr so viel ausmachen würde, bis sie Nachbarn hatte, deren Rasen an den eines Golfplatzes erinnerte. Und Sam wusste damals, als er noch Junggeselle und abends zum Essen nie zu Hause war, nicht, wie sehr er Hausmannskost liebte.
Nun, da sie schon eine ganze Weile zusammenlebten, entdeckten Sam und Ashley viele Dinge, die ihnen wirklich wichtig, und Dinge, die ihnen weniger wichtig waren. Dabei erkannten sie auch, dass die Hausarbeit ganz und gar kein banaler Teil des Ehelebens war.
Die Lösung : Neue Tricks lernen
Damals, als David Ricardo in seiner Studierstube saß und die Mysterien der globalen Wirtschaft enträtselte, schien der komparative Vorteil wie ein ziemlich geradliniger Ansatz in Sachen Handel. Gewiss, die Engländer hätten Treibhäuser errichten und sich darin versuchen können, weltweit die Nummer eins in der Weinerzeugung zu werden, aber das hätte einer Investition bedurft, die so enorm gewesen wäre, dass die Kosten den Nutzen überwogen hätten. In Portugal hätte man ein Team von Biologen anheuern können, um eine Schafrasse zu züchten, die stündlich neue Wolle hergibt, aber bis die DNA entdeckt wurde, sollte es noch 50 Jahre dauern.
Die Zeiten haben sich geändert. Die moderne Technologie hat es den Ländern dieser Welt ermöglicht, neue Spezialisierungen zu entwickeln. Ein klassisches Beispiel hierfür ist das sogenannte » Südkorea-Wunder«. Nach dem Koreakrieg grassierten Armut und Arbeitslosigkeit in dem Land, und es existierte so gut wie keine Infrastruktur. Südkorea verfügte kaum über natürliche Rohstoffe und war auf nichts spezialisiert. Trotzdem entwickelte sich das Land innerhalb von nur drei Jahrzehnten zu einer der größten Wirtschaftsnationen der Welt. Südkoreas Führung hatte das große Wachstumspotenzial des Landes erkannt und setzte alles daran, ihre Ziele zu erreichen. Man investierte in die Industrie, hofierte ausländische Investoren und wurde so letztlich zu einem der größten Exporteure von
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