Mehr Sex weniger Abwasch
finanzielle Beteiligung daran haben.
Dies belegt auch eine Studie, in der Mieter und Eigentümer sich ebenfalls in ihren Einstellungen unterscheiden: Die Ökonomen Sebastian Galiani und Ernesto Schargrodsky hatten in Argentinien die Chance zu untersuchen, inwiefern Eigentumsrechte ein größeres Pflichtgefühl und demzufolge auch ein verantwortungsvolleres Handeln bewirken. Für ihre Studie betrachteten sie einen verarmten Bezirk am Rande von Buenos Aires, der von Bauern in Besitz genommen worden war. Alle Grundstücke dort gehörten Privateigentümern, die nicht selbst in diesem Bezirk lebten. Anfang der 1980er-Jahre begann der Staat, die Grundstücke den Privateigentümern abzukaufen und den Bauern, die auf diesen Grundstücken lebten, die Eigentumsrechte dafür zu übertragen. So wurden die Bauern quasi über Nacht zu Hauseigentümern.
Allerdings war manch ein Privateigentümer mit diesem staatlichen Übereignungsplan nicht einverstanden und zog vor Gericht, weshalb einige Bauern nach wie vor keine formalen Eigentumsrechte besaßen. Damit bot sich den beiden Wirtschaftswissenschaftlern ein traumhaftes Szenario: Sie fanden zwei Gruppen von Bauern vor, deren Situation sich bei nahezu gleichen Ausgangsbedingungen, aber unterschiedlichen äußeren Umständen, schlagartig verändert hatte.
Galiani und Schargrodsky stellten fest, dass die Eigentumsrechte tief greifende Auswirkungen auf das Leben dieser Menschen hatten. Wer Eigentumsrechte besaß, investierte mehr in den Ausbau seines Heims: Der Anteil der Häuser mit solide gebauten Außenwänden stieg um 40 Prozent, der Anteil der Häuser mit solide gebauten Dächern um 47 Prozent. Die Bauern, die Eigentumsrechte besaßen, sorgten zudem für eine bessere Bildung ihrer Kinder, die im Schnitt weniger Schulfehltage hatten als ihre Mitschüler und länger die Schulbank drückten.
Troy war zwar kein verarmter argentinischer Bauer, aber Bea betrachtete ihn wegen seiner schludrigen Nichtstuerei gewissermaßen als einen unrechtmäßigen Bewohner in ihrem gemeinsamen Heim. Wie auch immer, Troy handelte gewiss nicht wie ein Mann, der viel in seine Ehe investiert.
Eine einseitige Geschichte, möchte man meinen – das war es aber nicht. Bea nämlich ließ Troy kaum eine Chance. Ihr ausgeprägter Fürsorgesinn, den sie als etwas ganz Natürliches ansah, ließ Troy nicht zum Zuge kommen. Hinzu kam, dass sie die Konfrontation mied und somit auch nie Rechenschaft von ihm forderte. Sie verlangte lediglich Handlangerarbeiten von ihm.
Beas gut gemeinte Fürsorge in Verbindung mit Troys anerzogenem Hang, sich bemuttern zu lassen, brach einen Sturm von moralischem Risiko los. Die (Lebens-)Versicherung, die Bea Troy als Ehefrau und Fürsorgerin bot, hatte eine unmittelbare Wirkung auf seine Haltung in Sachen Ehe. Wieso sollte er sich anstrengen, wenn Bea ihn sowieso mit allem davonkommen ließ?
Die Lösung : Investitionen einfordern
Irgendwann an einem sonnigen Frühlingsmorgen hatte Bea Troy beim Frühstück eröffnet, dass er von nun an zum Mit-Geschäftsführer ihrer Ehe befördert sei. Und nein, übertragbar sei diese Funktion nicht. Und ja, die Dinge würden sich von jetzt an erheblich ändern. Troy war nun für seine Sachen verantwortlich: für sein Geld, für seine Turnschuhe, wenn einer davon mal wieder unauffindbar war, für sein spezielles Schuppenshampoo und für seine alten Schallplatten, die im Keller vor sich hin moderten. Und sollte er Zeit mit Bea und den Kindern verbringen wollen, musste die Initiative von ihm ausgehen – Beatrice bestand nicht mehr auf gemeinsamen Abendessen, und sie bettelte auch nicht mehr, damit er zu Fußballspielen der Kinder mitkam.
Sie hörte auf, seine Wäsche zu waschen. Sie buchte all ihr Geld auf ein eigenes Konto, auf das er keinen Zugriff hatte. Sie überlegte im Supermarkt nicht mehr, was ihm wohl schmecken würde und was nicht, sondern orientierte sich spontan an ihren eigenen Gelüsten. Nach dem Abendessen spülte sie nur ihr Geschirr, half dann den Kindern bei den Schulaufgaben und brachte sie zu Bett. Ab und zu vergaßen die sogar, ihrem Vater Gute Nacht zu sagen, der entweder auf dem Sofa saß oder auf der Veranda in die Sterne guckte.
Bea zwang Troy nicht nur, in seine eigenen Angelegenheiten zu investieren, sie versuchte auch, sich einiger der familiären Pflichten zu entledigen, die sie sonst immer gemanagt hatte. So fuhr sie die Kinder zwar weiterhin zum Training und machte auch die Schulaufgaben mit ihnen, am Wochenende
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