Mehr Sex weniger Abwasch
Angewohnheit, nicht Bescheid zu geben, wenn er sich verspätete, Lana schon immer erbost hatte, rief überhaupt nicht mehr an. Lana fand keine Zeit mehr, um Sport zu treiben. Joe war zu müde, um zu reden. Lana kochte immer seltener.
Das Problem : Nichts zu verlieren haben
Stellen Sie sich eine in Sand gezogene Linie vor. Auf einer Seite dieser Linie liegt das moralische Risiko. Es steht für eine Welt, in der Sie sich vollkommen gehen lassen können. Warum auch nicht? Ihr Partner räumt ohnehin hinter Ihnen her, lässt Ihnen alles durchgehen und wird Sie sowieso nie verlassen. Sie bemühen sich nicht, Zuneigung zu zeigen, all die süßen Worte von einst sind vergessen, Ihr Bauch wird täglich dicker, und Sie richten sich in dieser bequemen Gleichgültigkeit ein.
Auf der anderen Seite der Linie liegt die Paranoia – oder auch das Gegenteil des moralischen Risikos. Sie sind stets aufmerksam, halten alles sauber, befolgen die Regeln Ihres Partners bis aufs Komma, vergöttern ihn, kommen ihm bei allem zuvor und provozieren ihn nie. Sie meiden jeglichen Konflikt aus Furcht, Ihr Partner könnte Sie verlassen.
Tatsächlich gibt es zwischen diesen beiden Szenarien ein breites Spektrum an Möglichkeiten, wie die Grafik weiter unten zeigt.
Eine Beziehung, die von moralischen Risiken völlig frei ist, wünscht sich wohl niemand. (Man will sich darauf verlassen können, dass der Partner einen nicht sofort verlässt, wenn man mal einen Fehler gemacht hat.) Moralische Risiken sind für eine funktionierende Partnerschaft von zentraler Bedeutung.
Doch sich ein Leben lang davon beherrschen lassen will wohl auch niemand. Wo immer Sie sich selbst in diesem Spektrum der moralischen Risiken sehen, Ihr Ziel sollte es sein, möglichst weit in die Mitte zu rücken – in den sicheren Hafen, nicht in die sichere Hängematte.
Doch wie erreichen Sie diese goldene Mitte? Indem Sie die Regeln Ihrer Partnerschaft neu definieren und die Eigenverantwortlichkeit stärken. Es ist eine kaum bekannte Tatsache, dass Menschen sich tendenziell mehr Mühe geben, wenn ihnen ein Verlust droht.
Das moralische Risiko findet sich meist in Situationen, wo jemand nichts zu verlieren hat (oder glaubt, nichts zu verlieren zu haben) und deshalb nachlässig wird, nur an sich selbst denkt, alles für selbstverständlich nimmt oder zu viel riskiert. 56 Prozent der Befragten in unserer Umfrage gaben an, dass das moralische Risiko seit Beginn ihrer Ehe eine Streitursache darstellt. Während 46 Prozent der Befragten zugaben, weniger liebevoll mit dem Partner umzugehen als früher (weil sie » zu beschäftigt« seien, so die häufigste Ausrede), gestanden immerhin 20 Prozent ein, dass sie nicht einmal mehr auf die Idee kämen, ihm mit liebevoller Zuneigung zu begegnen.
Der Grund? Man nimmt an, dass der Partner sich auch mit etwas weniger zufriedengeben wird – schließlich ist man verheiratet. Doch wer so denkt, spielt mit dem Feuer und hat sich im breiten Spektrum des moralischen Risikos in eine finstere Ecke manövriert – dorthin, wo sich auch Joe und Lana nach 14 Jahren fanden.
Die Lösung : Ein neuer Regulierungsrahmen
Joe und Lana brauchten einen neuen Rahmenvertrag. Wenn es Regeln, Regularien und Verträge gibt, die bei Nichterfüllung Konsequenzen nach sich ziehen, haben wir etwas zu verlieren – das Biest mit Namen » moralisches Risiko« ist gebändigt.
Joe und Lana könnten Regelungen aufstellen, die einer Erneuerung ihres Eheversprechens gleichkämen, wie etwa » Ich verspreche, meine Schuhe nicht im Flur herumliegen zu lassen.«
Sie könnten rein theoretisch auch Sanktionen für den Fall des Vertragsbruchs festlegen (den Partner zum Beispiel sechs Tage lang mit Schweigen bestrafen, sich rächen, oder sich scheiden lassen). Doch Sanktionen führen eher zu einer fortgesetzten, langsamen Verkümmerung der Ehe – zu » harschen Worten und verbranntem Toast«, wie der Wirtschaftswissenschaftler Ted Bergstrom es bezeichnet.
Der Hang, auch die Liebe regulieren zu wollen, mag Ihnen widernatürlich vorkommen. Menschen sind schließlich keine Unternehmen, sondern komplexe, einzigartige Seelen, die auf Anforderungen unterschiedlich reagieren.
Wohl wahr, aber vergessen Sie nicht, dass auch die Partnerschaft selbst eine höchst regulative Institution ist. Paare agieren nach grundlegenden Regeln – nicht fremdgehen, nicht ohne Wissen des Partners in den Urlaub fliegen, nicht ohne beiderseitige Zustimmung eine Immobilie kaufen. Wieso sollte man diese
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