Mehr Sex weniger Abwasch
Mama und den großen Schwestern, in der Schule und auf dem College dann von diversen Freundinnen und schließlich von Bea. » Die Rolle der fürsorglichen Ehefrau war für mich etwas ganz Natürliches«, erklärte sie. Und da sie so viel Spaß zusammen hatten, bemerkte sie zunächst gar nicht, dass sie praktisch zum Geschäftsführer ihrer Ehe geworden war.
Troy war ein so großer Lebemann, so liebevoll und warmherzig, dass es Bea nie etwas ausmachte, die Logistik zu übernehmen. Sie fand, dass sie sich perfekt ergänzten.
Sie bekamen zwei Kinder, kauften ein kleines Haus und häuften Tag um Tag, Jahr um Jahr den gleichen tonnenschweren Ballast an, den auch der Rest der Welt mit sich herumträgt – Hypothekenzahlungen, Kabel-, Telefon- und Internetrechnungen, Stromrechnungen, Kreditkartenabrechnungen, Wasserrechnungen, Gasrechnungen, Tierarztrechnungen, Steuerbescheide, Ausgaben für Spiel- und Freizeitspaß, Rechnungen für verstopfte Abflüsse, Versicherungsbeiträge, Mitgliedsbeiträge. Das Leben war nun sehr viel komplizierter, sehr viel teurer, sehr viel mehr … wie das richtige Leben.
Bea arbeitete als Sprechstundenhilfe, und Troy machte, was er immer tat – er verfolgte seinen nicht gerade lukrativen Traum vom zukünftigen Rockstar. Er hatte eine Band, die hin und wieder auftrat, und nahm Gelegenheitsjobs auf dem Bau an, wenn das Geld mal wieder knapp war.
Wenn die Kinder krank wurden, ging Bea mit ihnen zum Arzt. Wenn die Wasserhähne undicht waren, ließ Bea einen Installateur kommen. Sie kaufte ein, machte den Meerschweinchenkäfig sauber und jubelte am Spielfeldrand, wenn die Jungs ein Fußballspiel hatten. Troy wusste, wie gut er es hatte. » Ohne Bea«, sagte er oft, » läge ich wahrscheinlich längst im Straßengraben.«
Bea versuchte, verständnisvoll zu sein. » Er war immer das Nesthäkchen in seiner Familie«, meinte sie. Doch es gab Zeiten, da schien Troy sich absichtlich kindisch zu benehmen, und sie verlor die Nerven. Einmal, so erzählte sie uns, sei sie nach Hause gekommen und Troy hatte auf dem Sofa vor dem Fernseher gehangen. Sie bat ihn, den Müll rauszubringen.
Keine Reaktion.
» Troy, hast du gehört, was ich gerade gesagt habe?«
Er hob den Blick und lächelte sie an. » Was? Oh, entschuldige, meine Süße, ich habe dich nicht gehört.«
In diesem Moment platzte Bea der Kragen. » Genau solche Reaktionen waren es, die mich an meiner Ehe zweifeln ließen. Ich stellte mein ganzes Leben in Frage«, erzählte sie uns.
Bea wurde immer verbitterter. Sie wusste, dass Troy sie liebte, sie wusste, dass er sie schätzte, aber das war ihr nicht mehr genug. Sie zog zwei Kinder groß. Sie arbeitete von neun bis fünf in einer Arztpraxis, eine Arbeit, in der sie zwar nicht die ganz große Erfüllung fand, aber immerhin.
Für sie wäre alles in Ordnung gewesen, wenn aus ihrem häuslichen Leben nicht ein zweiter Job mit einem undankbaren Mitarbeiter geworden wäre. » Was ich wirklich brauchte«, so Bea, » war eine zweite Bea.«
Sie war wütend auf ihn, ließ sich bei ihren Freundinnen über ihn aus und fragte sich, womit sie einen solchen Kotzbrocken von Ehemann bloß verdient hatte. Sie bat ihn, sich einen Terminkalender zu kaufen, damit er nicht ständig vergaß, was wann und wo anstand, besonders, wenn es um die Kinder ging. » Ich kenne mich doch, das wird nichts«, war Troys Antwort darauf. » Klar, ich kann es versuchen, aber du wirst enttäuscht von mir sein.«
Das war natürlich nicht die Antwort, die Bea hören wollte.
Sie konnte nicht begreifen, wie all das, was sie an Troy früher so geliebt hatte – seine unbekümmerte, leichtlebige und spontane Art –, ihr plötzlich nur noch auf die Nerven ging. Es kam ihr vor, als hätte sie drei Kinder, nur dass eins von ihnen 42 war.
» Dass Ehe auch Arbeit bedeutet, war mir schon klar«, erzählte uns Bea. » Aber wie viel Arbeit, das hat mir vorher keiner gesagt.«
Das Problem : Ein Freischein zu viel
Bea hielt sich für eine gute Ehefrau, sie tat und machte, kümmerte sich um alles, unterstützte Troy, war geduldig und tolerant mit ihm. Aber damit entband sie ihn auch von allen Pflichten. Troy war praktisch zum Mieter in seinem eigenen Haus geworden. Ein großes Problem in einem Mietverhältnis, so beschreibt es die Wirtschaftswissenschaft, ist das moralische Risiko. Mieter neigen dazu, für ihr Heim weniger gut zu sorgen als Wohnungseigentümer, da sie keinerlei Kapital in die Wohnsache investiert und auch keinerlei
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