Mehr Sex weniger Abwasch
Single-Männern ab Mitte 30 suchen muss – er war normal.
» Ich war sicher, dass es einen Haken gab«, sagte Lana.
Joe war ebenfalls erleichtert, dass Lana so normal war. Normal – nicht im Sinne von langweilig oder gewöhnlich, sondern im Sinne von ausgeglichen, mit klarem Verstand und einer gewissen Unabhängigkeit gesegnet. Sie hatten den gleichen sarkastischen Humor, ein dickes Fell, neckten einander und lachten über die eigenen Schwächen. Sie wollten hoch hinaus im Leben, hatten hohe Ansprüche an sich selbst, wussten aber auch den Augenblick zu leben. Diese gemeinsame Lebensphilosophie war es, die sie zusammenführte und ihre Beziehung in den ersten Jahren in Schwung hielt.
Das … und eine unerwartete Schwangerschaft. Gut, so ganz unerwartet kam die nicht, denn mit der Verhütung nahm es keiner der beiden so genau. Sie malten sich aus, dass sie schlimmstenfalls nach Costa Rica ziehen, einen Surf-Laden eröffnen und ihr Kind am Strand großziehen würden.
Stattdessen gaben sie sich auf dem Standesamt das Jawort.
Im Laufe der Zeit jedoch gerieten sie als willensstarke Persönlichkeiten, die sie beide waren, immer häufiger aneinander. Sie schienen zu der Sorte von Paaren zu gehören, die den Streit förmlich suchten und brauchten, die sich in der einen Minute niedermachten und in der nächsten heißen Wiedergutmachungssex hatten. Ständig fand einer am anderen etwas auszusetzen.
» Joe ist extrem launisch«, berichtete Lana. » In der einen Minute spielt er den Herrn Papa, in der nächsten liegt er auf dem Sofa und führt Selbstgespräche. Da könnte ich ausrasten. Ich bin viel gelassener und sehr viel nüchterner in allem.«
» Lana steht ständig unter Strom«, erzählte uns Joe. » Wenn ich mich nur um fünf Minuten verspäte, bombardiert sie mich schon mit Anrufen. Sie sagt direkt, was sie denkt, ohne vorher zu überlegen. Ich liebe sie, aber in dieser Hinsicht hat sie wirklich ein Problem.«
Die sind in einem Jahr geschieden – wäre wohl der erste Gedanke, wenn man Joe und Lana auf einer Party kennen lernen würde, um sich am Ende des Abends dann zu fragen, was das Erfolgsgeheimnis ihrer Beziehung ist.
Was auch immer es sein mag, es hat viele Jahre prima funktioniert … – bis ihre Tochter Bella in die Pubertät kam. Damit waren sie weniger mit sich als vielmehr mit den zunehmend schwierigen Fragen eines heranwachsenden Teenagers beschäftigt – zum Beispiel wann, wenn überhaupt jemals, sich ein Junge für sie interessieren würde, wo all ihre Freundinnen bereits Freunde zu haben schienen.
In dieser Hinsicht ging es Joe und Lana nicht anders als anderen Eltern auch. Studien zufolge lässt die Zufriedenheit mit der Ehe nach der Geburt des ersten Kindes stark nach. Paare streiten dann neunmal häufiger und sind anfälliger für Depressionen. Sie sind heillos überfordert. Es bleibt kein Raum mehr für Gespräche und Sex. Doch Paare, die diese ersten Jahre (und auch die ersten Jahre nach der Geburt des zweiten Kindes) überstehen, haben es dann meist geschafft. Damit sind allerdings noch nicht alle Hürden genommen: Viele Paare geraten noch einmal in eine Krise, wenn die Kinder in die Pubertät kommen. » Es ist eine der großen Ironien des Lebens. Kaum lässt die körperliche Beanspruchung nach, die man als Eltern mit kleinen Kindern erfährt, hat man schon mit den emotionalen Herausforderungen bockiger Teenager zu kämpfen«, schreibt der Psychiater John W. Jacobs und fügt hinzu: » Wenn es den Eltern dann nicht gelingt, vernünftige Wege zu finden, um diese Phase zu meistern und sowohl den Bedürfnissen ihrer Kinder als auch ihren eigenen gerecht zu werden, kann es zu ernsthaften Spannungen kommen.«
Wir sind zwar keine Psychiater, trotzdem sind wir ziemlich sicher, dass Joe und Lana keine » vernünftigen Wege« gefunden haben, den » Bedürfnissen ihrer Ehe gerecht zu werden«. Lana sprach von einer » Apathie«, die sich bei ihr eingestellt hatte, wenn Joe nach einem anstrengenden Tag nach Hause kam und sie für ihn da sein musste. Und Joe sagte, er sei nicht mehr für Lanas Krisenängste » aufnahmefähig« gewesen. Insofern tat jeder nicht mehr, als den eigenen und Bellas Bedürfnissen gerecht zu werden. Sie stritten weniger (was in ihrem Falle gar nicht gut war), achteten weniger aufeinander und gingen auch weniger aufeinander ein.
Lana, deren Unordentlichkeit Joe schon immer geärgert hatte, machte keine Anstalten mehr, ordentlicher zu sein. Und Joe, der mit seiner
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