Mehr Sex weniger Abwasch
Relevanz?
» Alles in Ordnung«, gab Shawn von sich. » Nur ist das Geld knapp, und darüber streiten wir manchmal.« Oder darüber, dass Claire die nervige Angewohnheit hatte, die Kinder auf dem Spielplatz zu beglucken.
» Natürlich machen Kinder sich mal dreckig, fallen hin und tun sich weh«, sagte er. Einige Monate zuvor hatte er mit seiner ältesten Tochter in die Notfallambulanz fahren müssen, weil sie vom Kletterturm gefallen war und sich die Lippe aufgeschlagen hatte. Von Claire hatte er daraufhin einiges zu hören bekommen, von wegen: Kannst du deine Kinder auf dem Spielplatz zur Abwechslung auch mal im Auge behalten?
Was Shawn außerdem aufstieß, war das aktuelle Verhältnis von » ihr den Rücken massieren« zu » Sex haben«. Es lag bei ungefähr zehn zu eins und das ging seiner Meinung nach etwas zu einseitig in Richtung Rückenmassage. Im Großen und Ganzen aber klang er recht zufrieden. » Wir haben Glück«, sagte er. » Es gibt keine größeren Probleme.«
Ein paar Stunden später setzten wir uns mit den Frauen zusammen. Die Atmosphäre war wesentlich entspannter – die meisten konnten es gar nicht erwarten, über ihre Beziehungen zu plaudern. Claire legte sofort los: Shawn sei heute noch immer so sexy wie damals, als sie ihn kennen lernte, und obendrein ihr bester Freund. Ja, Geld sei zwar schon ein Thema, aber das habe seit jeher für Spannungen zwischen ihnen gesorgt, weil Claire sich Sorgen darum machte und Shawn nicht.
Claire führte Buch über jeden Dollar, der reinkam und rausging. Sie hatte immer etwas daran auszusetzen, wenn Shawn mit Bio-Avocados und Bio-Hühnchen vom Einkaufen nach Hause kam. » Dass er darauf achtet, dass die Kinder gesundes Essen bekommen, weiß ich zu schätzen, aber es muss sich ja nicht bei allem um Bio-Produkte handeln.« Und natürlich kümmerte Claire sich auch um die Rechnungen – Shawn scherte sich entweder nicht darum oder warf sie aus Versehen ins Altpapier.
Das war nicht immer so gewesen. Als sie sich mit Mitte zwanzig kennen lernten, hatten sie nie über Geld nachgedacht. Shawn war Zweitliga-Baseballprofi, und Claire jobbte als Kellnerin, um sich den Besuch einer Hauswirtschaftsschule leisten zu können. Eines Tages besuchte Shawn das Restaurant, in dem Claire arbeitete, sah sie und bat sie um eine Verabredung. Es verging kein Monat, da wohnten sie zusammen, und kein Jahr, da waren sie verheiratet. Shawns Baseballmannschaft kam zu ihrer Hochzeit. Sie waren wie eine große Familie, sagte Claire, und sie sei überglücklich gewesen, zu einer so verschworenen Gemeinschaft zu gehören, » wo einer für den anderen da war, komme, was da wolle«.
Claire ging auf die Hauswirtschaftsschule. Shawn gab das Baseballspielen auf, als klar war, dass er es aufgrund einer Schulterverletzung nie in die erste Liga schaffen würde. Er fand einen Job als Betriebsrat in einem kleinen Industrieunternehmen. Dann kam das erste Kind auf die Welt.
Bei nur einem Verdienst begann das Geld schnell knapp zu werden, und so hatten sie schon bald Schulden. » Babymilch ist teuer«, sagte Claire. » Und das ganze andere Zeug genauso – Autositze, Kinderwagen, Babywippen … es hörte gar nicht mehr auf.«
Doch sie waren jung und fanden immer einen Weg, um sich etwas dazuzuverdienen. Shawn trainierte an mehreren Abenden die Woche den Baseball-Nachwuchs, und wenn er sich um die Kinder kümmerte, jobbte Claire wieder als Kellnerin. Langsam konnten sie ihre Schulden abbauen.
Und auch Shawns alte Baseball-Freunde halfen ihnen. » Sie haben unser Haus neu gestrichen, als es aussah, als würde es gleich in sich zusammenfallen«, erklärte Claire. » Und ihre Frauen boten sich als Babysitterinnen an, wenn wir abends beide arbeiten mussten.«
Es waren harte Zeiten, aber sie schafften es.
Doch dann drehte sich das Blatt.
Als Claire mit dem zweiten Kind schwanger war, bekam Shawn ein Angebot, das Team zu trainieren, für das er selbst gespielt hatte. Seit seinem Ausstieg hatte er immer nach einem Weg gesucht, in irgendeiner Form wieder mit Baseball zu tun haben zu können. Nun war die Chance da. Doch es gab mehrere Haken: Das Gehalt lag nur knapp über dem Mindesttarif, und das Ganze war mit häufigen Fahrten zu Auswärtsspielen verbunden.
» Wir haben immer gesagt, dass wir die Träume des jeweils anderen unterstützen wollen«, erzählte uns Claire. Doch als Shawn ihr von dem Jobangebot erzählte, war ihre spontane Reaktion: » Ausgeschlossen.« Ihre erste Schwangerschaft sei schon
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