Mehr Sex weniger Abwasch
früher.«
» Gut.«
» Lily«, sagte Colin. » Ich kümmere mich darum, okay?«
Und das tat er.
Er machte um fünf Feierabend und kaufte auf dem Heimweg Lebensmittel ein. Zu Hause schenkte er Lily ein Glas Wein ein und machte den Kindern Omeletts nach Wunsch (eins mit Tomate, eins ohne; eins mit Spinat, eins mit Käse). Es gelang ihm sogar, dass sie ohne Murren fast alles aufaßen, was Lily in stummes Erstaunen versetzte.
Nach dem Essen badete er die Kinder, während Lily ihre E-Mails checkte. Sie las einen witzigen Artikel und musste lachen, was sie ansonsten zwischen fünf und acht Uhr abends selten tat, weil ihre Kinder ihr dann meist den letzten Funken Energie abzogen. » Zwei ganze Stunden lang musste ich nichts entscheiden, niemanden ins Bad scheuchen, nicht mit Fernsehverbot drohen oder irgendwelche Streitereien schlichten«, sagte Lily.
Nachdem Colin die Kinder zu Bett gebracht hatte, war Lily darauf gefasst, sich anhören zu müssen, wie fertig er war. Falsch gedacht. Stattdessen schenkte Colin sich auch ein Glas Wein ein und setzte sich neben seine Frau. Sie erzählten sich von ihrem Tag.
Lily war erleichtert. Entspannt sogar. Es war ihr nie bewusst gewesen, wie gut es ihr tat, wenn Colin ihr ein wenig unter die Arme griff. Dass sie ihn so selten um seine Hilfe gebeten hatte, war ihr unbegreiflich. » Ich war daran gewöhnt, alles alleine zu machen«, meinte sie.
Auch Colin war erleichtert. Und entspannt. Seit langem hatte Lily ihm nicht mehr so aufmerksam zugehört, wenn er ihr von seinem Tag erzählte. Er konnte sich gar nicht mehr erinnern, wann er sie das letzte Mal so ruhig und ansprechbar erlebt hatte. Er wollte zwar nichts überstürzen, aber trotzdem versuchte er, sich ihr zärtlich zu nähern – und Lily erwiderte seine Avancen.
Am folgenden Tag auf dem Weg zur Arbeit war Colin klar, was die Lösung war: » Ich muss ihr mehr zur Hand gehen. Ich muss sie entlasten.« Und so übernahm er einmal wöchentlich die abendlichen Aufgaben – kochte für die Kinder, badete sie und brachte sie zu Bett. Er beschloss, Lily mehr Aufmerksamkeit zu schenken, auf dass sie ihrerseits auch ihm mehr Beachtung schenkte.
Natürlich hat sich auch die empirische Ökonomie mit Aufmerksamkeit als Anreiz befasst. In einem Experiment, das uns besonders gut gefiel, erhielten die Probanden (wieder Studenten) die anspruchslose Aufgabe zu zählen, wie oft ein doppeltes » s« ( » ss«) auf einem Blatt Papier mit zufällig angeordneten Buchstabenreihen auftauchte. Die Probanden wurden in drei Gruppen eingeteilt und für jedes gelöste Blatt bezahlt. In der ersten Gruppe wurden die Probanden gebeten, ihre Namen auf jedes Blatt zu schreiben, die Aufgabe zu lösen und das Blatt dann einer Aufsichtsperson zu geben, welche die Korrektur vornahm. In der zweiten Gruppe sollten die Probanden ihre Namen dagegen ausdrücklich nicht auf das Blatt schreiben. Die Aufsichtsperson legte die abgegebenen Blätter auf einen Stapel anderer Papiere. In der dritten Gruppe schrieben die Probanden ihre Namen ebenfalls nicht auf, und kaum hatten sie die Blätter abgegeben, wanderten diese vor ihren Augen in den Shredder.
Nun raten Sie, wer die meisten Blätter bearbeitet hat. Genau. Die Probanden der ersten Gruppe, für die Aufmerksamkeit und Anerkennung offenbar starke Motivationsaktivatoren waren.
Bei Colin und Lily funktionierte das genauso.
Bevor wir nun das Kapitel über Anreize beschließen, wollen wir noch auf ein kleines, aber feines Detail hinweisen. Zunächst war es Colin, der Lily immer wieder anzuregen suchte, ihm mehr Aufmerksamkeit zu schenken. Am Ende aber war es Lily, die ihm klarmachte, welcher Anreiz für sie der wirksamste ist: partnerschaftliche Mithilfe. Und vielleicht ist das auch für Sie ein Schlüssel zum Glück!
7 Mr. Cassano brachte vor dem Kongress-Ausschuss vor, er habe besonnen gehandelt und hätte den Steuerzahlern Milliarden erspart, da er bei AIG geblieben sei, um mit der Regierung zu verhandeln.
6 – Kompromisse
oder: Die Kunst, Alternativen abzuwägen
Das Prinzip
Jedes Unternehmen möchte ein Stück vom großen Kuchen abhaben. Doch als die US -amerikanische Großhandelskette Costco Ende 2009 ihre erste Filiale in East Harlem, einem Bezirk von Manhattan, eröffnen wollte, stieß sie auf ein Problem: mehrere New Yorker Politiker forderten von Costco eine grundsätzliche Änderung seiner Unternehmenspolitik.
Im Gegensatz zur Konkurrenz akzeptierte Costco keine Lebensmittelmarken. Da aber über 3 0
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