Mehr Sex weniger Abwasch
kompliziert gewesen und die zweite aufgrund ihres fortgeschrittenen Alters riskant.
Trotz aller Befürchtungen (und nachdem Shawn sie immer wieder bekniet hatte) entschied Claire schließlich, dass sie ihm seinen Traumjob nicht guten Gewissens verwehren könne. Sie einigten sich jedoch darauf, dass er die Stelle erst nach der Geburt ihres zweiten Kindes antreten und bis dahin noch in seinem alten Job arbeiten würde.
Ein guter Kompromiss, wie beide fanden.
» Schön wär’s gewesen«, sagte Claire.
Das Problem : Das Versteifen auf ein Thema
Kurz nach der Geburt ihres zweiten Kindes fuhr Shawn mit seiner Mannschaft für sechs Tage zu einem Auswärtsturnier, und Claire war mit Säugling und Kleinkind allein zu Hause. Wie schon das erste Kind machte auch das zweite keinerlei Anstalten, nachts durchzuschlafen.
Gewiss, sie hatte Shawns neuem Job zugestimmt, trotzdem war sie nun wütend. Und ihre Wut wuchs mit jedem seiner Auswärtstermine. » Shawn rief von unterwegs an, aber ich war zu wütend, um mit ihm zu reden. Ich wollte ja, dass er das tat, was er liebte, aber es fiel mir nicht leicht«, sagte sie. » Er wusste doch, wie anstrengend ein Säugling ist. In den ersten Monaten vor allem. Und ich war allein, ohne Mann, und hatte obendrein noch ein Kleinkind zu versorgen.«
Die ganze Situation verschlimmerte sich noch infolge der Wirtschaftskrise im Jahr 2008, als Shawns sowieso schon mickriges Gehalt drastisch gekürzt wurde. Plötzlich stritten sie jeden Abend um das ewig gleiche Thema.
Claire: » Hast du die Vereinsführung mal auf dein Gehalt angesprochen?«
Shawn: » Nein, habe ich nicht. Und hör auf zu fragen. Es ist auch ohne deine Fragerei schon schlimm genug.«
Claire: » Du brauchst dringend einen neuen Job. Hast du dir mal die Kreditkartenabrechnungen angesehen?«
Ja, das hatte er und er wusste, dass sie tiefer in der Kreide standen als je zuvor.
Während dieser Streits warf einer dem anderen an den Kopf, was er zu tun habe, um zur Verbesserung der Finanzlage beizutragen. Shawn könne in der Saisonpause auf dem Bau aushelfen, so Claire. Er sähe die Kinder ohnehin kaum, hielt Shawn dagegen. Claire könne als Tagesmutter Kinder aus der Nachbarschaft betreuen. Sie sei doch keine Babysitterin, konterte Claire.
Mitten in der Nacht wachte Claire mit neuen Ideen auf. Shawn könne ein Medizinstudium beginnen und im Anschluss ein ordentliches Arztgehalt nach Hause bringen. (Mit dieser Aussicht würde sie auch damit klarkommen, dass er den ganzen Tag außer Haus sei.) Und eigentlich müsste es ihr doch irgendwie gelingen können, dass einer dieser Fernsehköche auf sie aufmerksam würde und ihr einen Job als Sous-Chefin anböte.
Das Ende vom Lied?
Genau. Shawn hasste Skalpelle – ein Medizinstudium konnte er sich nicht im Geringsten vorstellen. Und Claire wartet bis heute auf einen Anruf von Jamie Oliver.
Was die Leute sagen …
Über » Viel Geld und alle Sorgen los!«
Ein schöner Gedanke, mit dem die meisten von uns spielen, wenn sie große Finanzsorgen haben wie Claire und Shawn. Schnell malen wir uns aus, wie unser Leben sich radikal ändern würde, wenn wir den 250 - Millionen-Jackpot knacken, wir weniger oder gar nicht mehr arbeiten müssten, und jede Menge Zeit zu Hause hätten. Doch kaum zu Ende gedacht, ist unser Geld schon weg, verjubelt für wöchentliche Lottoscheine. Hier ein paar weitere » große« Gedankenspiele zur Lösung der Finanzprobleme, die uns einige Paare im Interview verraten haben:
• den reichen Schwager anpumpen, der sich mit dem rest der Familie zerstritten hat,
• die Lebensversicherung beleihen,
• Sperma verkaufen,
• Eizellen verkaufen,
• Nebenjobs suchen,
• die Kinder in der Nachbarschaft hüten,
• Urlaub auf Balkonien.
Die Lösung : In Grenzbegriffen denken
Aus der Sicht des Ökonomen ging es nicht darum, dass Shawn nicht genug verdiente. Es ging vielmehr darum, dass Claire und Shawn sich ausschließlich auf recht ausgefallene Lösungen fokussierten. Einen neuen Job in Erwägung ziehen, sich irgendwo Geld zu leihen – das war ein enormer Kraftakt, der sich nicht an einem Tag oder ohne eine Menge Stress erledigen ließ. Und vielleicht waren es überhaupt keine gangbaren Lösungswege.
Wirtschaftswissenschaftler würden zu einem ganz anderen Weg raten. Sie würden ein Denken in » Grenzbegriffen« empfehlen. Das heißt, Kosten und Nutzen eines bestehenden Aktionsplanes über kleine, schrittweise Änderungen abwägen.
Und so funktioniert es:
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