Mehr Sex weniger Abwasch
Hatte sie ihrer Ehe keine Chance gelassen? » Ich bin eigentlich keine, die gleich davonläuft, wenn es mal schwierig wird. Es fühlte sich irgendwie nicht richtig an.«
Sie beschlossen, es noch einmal miteinander zu probieren. Aber wie? Das jobbedingte Zeitproblem bestand ja nach wie vor. Caroline war beruflich ebenso eingespannt wie Tom, der gerade dabei war, sich an den renommiertesten Universitäten zu bewerben. Sie hatten kaum Zeit fürs Abwaschen, geschweige denn dafür, ihre Ehe zu kitten. Jetzt kürzer zu treten und die Zeit und das Geld, die bzw. das sie in ihre Karrieren investiert hatten, einfach wegzuwerfen – das brachten sie nicht fertig. » Wir haben Jahre unseres Lebens, Hunderttausende Dollar an Studiengebühren und im Grunde genommen auch unsere Ehe geopfert«, erläuterte Tom.
Was meint die Ökonomie? Sie besagt, dass es Zeitverschwendung ist, den Blick auf vergangene Investitionen zu heften, wenn es gilt, Lösungen für die Zukunft zu finden. Versunkene Kosten sind das, was der Name schon besagt: versunken, begraben, weg. Man muss sie abhaken und den Blick auf künftige Kosten und Nutzen richten – nicht auf Geld, das man bereits ausgegeben hat und nicht mehr zurückbekommen kann.
Was das bedeutet, mussten auch die Nationen Frankreich und England schmerzlich erfahren. Über viele Jahre hinweg hielten beide Länder an ihren Concorde-Flotten fest, da sie es als Schmach empfunden hätten, die Flugzeuge auszurangieren – zumal beide Länder etliche Milliarden in das gemeinschaftliche Luftfahrtprojekt investiert hatten, um der ganzen Welt ihr technisches Können unter Beweis zu stellen. Auch die NASA muss sich häufig vorwerfen lassen, Geld für aussichtslose Projekte zu verschleudern. Im Jahr 2008 steckte sie zusätzliche 100 Millionen US -Dollar in ein längst überbudgetiertes und immer wieder verschobenes Forschungsprojekt auf dem Mars, was laut dem Astrophysiker und ehemaligen NASA -Projektleiter Alan Stern teilweise darauf zurückzuführen ist, dass es ohnehin bereits 1,8 Milliarden Dollar verschlungen hatte.
Kommen wir noch einmal zurück auf Greg Mankiw und seine Liste der » 10 ökonomischen Prinzipien«. Bevor er zum gefeierten Wirtschaftswissenschaftler wurde, hatte er mit seinen eigenen versunkenen Kosten zu kämpfen. Er studierte in Harvard zunächst Jura, wechselte dann auf die Wirtschaftswissenschaftliche Fakultät, begann ein Promotionsstudium, wechselte ein Jahr später wieder auf die Juristische Fakultät, merkte zwei Jahre später, dass ihm die Ökonomie doch sehr viel mehr lag als die Juristerei, kehrte zur Wirtschaftswissenschaft zurück und schloss seine Promotion ab. » Während ich über den Parkplatz von der Juristischen zur Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät ging, wo ich mittlerweile seit 20 Jahren tätig war, erinnerte ich mich an die Irrelevanz der versunkenen Kosten«, sagte er einmal.
Überlegen Sie, wie viele versunkene Kosten Ihnen im Laufe der Jahre schon entstanden sind. All die schlechten Kinofilme, die Sie sich bis zum Schluss ansahen, weil Sie 10 Euro Eintritt bezahlt haben. Oder das Seeigel-Sashimi für 20 Euro, das Sie aufaßen, obwohl es nach ranzigen Algen schmeckte. Die lange Einkaufstour, an deren Ende Sie einen Krokodilledergürtel kauften, den Sie weder wollten noch brauchten, den Sie sich aber zu kaufen genötigt sahen, weil die Shoppingtour ja nicht vergebens sein sollte.
Die Lösung : Versunkene Kosten ignorieren
Caroline und Tom standen vor der Entscheidung: weniger arbeiten und mehr Zeit füreinander haben? Oder wie bisher weitermachen und die endgültige Trennung riskieren? Eigentlich eine leichte Entscheidung, doch die versunkenen Kosten trübten ihren Blick.
Sie beschlossen, alles auf eine Karte zu setzen. Caroline zog wieder ein, und sie und Tom nahmen sich vor, jeden Samstag zusammen zu verbringen, Radtouren zu machen und ins Kino zu gehen. Sie kamen überein, einmal die Woche früher Feierabend zu machen, damit sie gemeinsam zu Abend essen konnten. Doch sie konnten von Glück sagen, wenn ihnen das gemeinsame Abendessen einmal im Monat gelang. Und die für samstags geplanten Radtouren fielen regelmäßig ins Wasser, da mindestens einer von ihnen sich Arbeit mit nach Hause nahm, die nicht bis Montag warten konnte. » Wir waren zwar nicht mehr in einem so tiefen, dunklen Loch wie vorher, aber gestresst und reizbar waren wir noch immer«, sagte Tom.
Die Situation änderte sich schlagartig, als sie den Plan fassten, ein Kind zu
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