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Mehr Stadtgeschichten

Mehr Stadtgeschichten

Titel: Mehr Stadtgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Armistead Maupin
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Jagdhunde und … dich in die Stadt ausgeführt auf eine Royal-Crown-Cola und eine Moon Pie … Und ich wette, du hast es genossen wie nur was.«
    »Weißt du, was ich wette? Daß du innerhalb von zwei Sekunden noch eine Spritze kriegst.«
    »Selbst wenn du mir eine Gehirnoperation androhst: Ich erkenne eine Schönheit auf den ersten Blick.«
    »Schlaf jetzt.«
    »Du gehst nicht weg, Thel, ja?«
    »Nein, mein Schatz. Nicht, bevor dein Freund kommt.«
     
    Sein Freund kam kurz danach. Thelma verabschiedete sich, sobald Jon in der Tür auftauchte.
    »Hallo«, sagte Michael schläfrig.
    »Hallo. Ich bleibe nicht lange. Du hörst dich müde an.«
    »Nein, bitte. Ich möchte, daß du bei mir bleibst.«
    »Gut.« Jon holte sich einen Stuhl ans Bett. »Ich hatte heute eine großartige Idee.«
    »Was für eine?«
    »Wir werden deine Wohnung streichen!«
    »Prima! Ich mach als Stehleiter mit.«
    Jon lächelte. »Sieh mal: Ich hab dir ein paar Farbmuster von Hoot Judkins mitgebracht.« Er hielt Michael eines der Papptäfelchen vor die Augen. »Der kittige Ton hier gefällt mir irgendwie.«
    »Mhmm. Tuntengrau.«
    »Laß den Quatsch.«
    »Es ist nun mal die Farbe des Jahres. Vor zwei Jahren war es Schokoladenbraun, dann Tannengrün. Ich fand das immer sehr praktisch. Wenn man in einem fremden Bett wach wurde, wußte man wenigstens, in welchem Jahr man war … Hören Sie, Dr. Kildare, die Farbe meiner Wände ist so ziemlich das …«
    »Quatsch. Wenn ich dort wohnen soll, dann muß dieses kosmische Orange von Mona verschwinden!«
    Die Bedeutung von Jons Worten ließ sich sofort auf Michaels Gesicht ablesen. »Äh … Ist das nicht ein bißchen voreilig, Jon?«
    »Wolltest du nicht schon immer mit einem Doktor zusammenleben?«
    »Ach, Jon, ich fühle mich derart geschmeichelt, daß ich …«
    »Ich schmeichle dir nicht, du Arsch. Ich frage dich, ob du mich heiraten willst.«
    Schweigen.
    »Was ist?«
    »Jon, du kannst mich nicht … auf den Pott setzen.«
    »Wer sagt das?«
    »Wir sind nicht in Die wunderbare Macht. Die Realität sieht anders aus. Du wirst unserer widernatürlichen Beziehung alles Geheimnisvolle nehmen.«
    »Das Risiko gehe ich ein. Was hältst du also davon?«
    Michael zögerte. »Wann werde ich … hier rauskommen?«
    »Ich … ich weiß es nicht. Das hängt von vielen Faktoren ab, Michael.«
    »Aha.«
    »Michael, sieh mal …«
    »Du verstehst es immerhin, einen aufzumuntern. Das muß ich dir lassen, Babycakes.«

Asche zu Asche
    Der Gedenkgottesdienst für Beauchamp Talbot Day wurde an einem Dienstag um elf Uhr in der St. Matthew’s Episcopal Church in San Mateo abgehalten.
    In der ersten Bank saßen Mitglieder der engsten Familie, darunter Mr. und Mrs. Richard Hamilton Day aus Boston, Massachusetts; Miss Allison Dinsmore Day aus New York City; Mrs. Edgar Warfield Halcyon (geborene Frances Alicia Ligon) und die Witwe, Mrs. Beauchamp Talbot Day (geborene Deirdre Ligon Halcyon).
    In Begleitung der Witwe und ihrer Mutter befanden sich das Hausmädchen der Familie, Miss Emma Ravenel; Miss D’orothea Wilson aus San Francisco; und ein junger Mann unbestimmbarer Herkunft, der auf den Namen Bluegrass hörte.
    Vier Reihen hinter der Familie saßen Miss Mary Ann Singleton, die Sekretärin des Verstorbenen; ihr Begleiter, Mr. Burke Christopher Andrew; und Dr. Jon Philip Fielding, der Gynäkologe der Witwe.
    Zu den Freunden des Verstorbenen, die am Gottesdienst teilnahmen, gehörten Mr. Archibald Anson Gidde, Mr. Richard Evan Hampton und Mr. Peter Prescott Cipriani.
    Reverend Lindsey R. McAllister aus Boston leitete den Gottesdienst.
    Auf Bitten der Familie des Verstorbenen gab es bei der Zeremonie mit Ausnahme einer einzelnen Rose, die das Prozessionskreuz schmückte, keine Blumengaben.
    Kurz nach dem Beginn der Zeremonie griff sich Mr. Burke Christopher Andrew plötzlich an den Bauch, ließ sein Gesangbuch fallen und erbrach sich in die Reihe vor ihm.
    Es gab keinen Nachruf.

Eine Stimme aus der Vergangenheit
    Nach dem Gedenkgottesdienst fuhr Jon Mary Ann und Burke nach Hause in die Barbary Lane 28. Es fiel ihm auf, daß die beiden ungewohnt still waren. Wahrscheinlich wegen der Mißlichkeiten, die die Rose auf dem Prozessionskreuz ausgelöst hatte.
    »Ich würde mir deshalb keine Sorgen machen«, sagte der Doktor schließlich.
    »Ich hätte mehr Papiertücher mitnehmen sollen«, sagte Mary Ann.
    Jon schüttelte den Kopf. »Er war ein Arschloch. Da fand ich es mehr als passend.«
    »Wer?« fragte

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