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passiert, Mrs. Day.«
»Mutter! Ist es meine Mutter?«
Der Polizist faßte sie am Arm. »Nein, Ma’am. Seien Sie unbesorgt. Warum gehen wir nicht rein und setzen uns?«
DeDe nahm die Nachricht gefaßter auf, als der Polizist erwartet haben mochte.
»Wann ist es passiert?« fragte sie.
»Vor ein paar Stunden. Anscheinend ist sein Wagen im Broadway-Tunnel ins Schleudern geraten. Er ist danach … in Flammen aufgegangen.«
»O Gott.«
»Mrs. Day … Es tut mir wirklich leid für Sie. Wenn Sie irgendwo hin möchten, bin ich gerne bereit, Sie mitzunehmen.«
»Nein. Danke. Ist schon gut.«
»Möchten Sie, daß ich noch ein bißchen bleibe?«
»Danke, ich glaube nicht, daß das nötig sein wird.«
Mit deutlichem Unbehagen überreichte ihr der Polizist einen Umschlag. »Ich soll Ihnen das hier geben. Es ist seine persönliche Habe – ich meine, die Ihres Gatten.«
Zwei Scotchs und mehrere hundert M & M’s später zog sich DeDe in ihr Schlafzimmer zurück und nahm all ihren Mut zusammen, um den Umschlag zu öffnen.
Das einzige, was von ihrem Mann noch übrig war, landete mit einem häßlichen Klappern auf der Spiegelplatte ihrer Frisierkommode.
Eine goldene Gürtelschnalle, die aus zwei ineinander verschlungenen G bestand.
Burkes böser Traum
Mary Ann und Burke schliefen in der Nacht von Beauchamps Tod aus unterschiedlichen Gründen unruhig. Als Mary Ann am nächsten Morgen aufwachte, rief sie im St. Sebastian’s an und erkundigte sich nach Michaels Zustand. Jon erklärte ihr, daß sich keine Veränderung eingestellt hatte. Sie erwarteten Mona und Mrs. Madrigal für den späteren Vormittag im Krankenhaus.
Dann rief die Sekretärin bei Halcyon Communications an und verlangte nach Mildred von der Produktion. Es war noch nicht halb neun, und doch hörte sich die Stimme der alten Jungfer müde und weit entfernt an.
»Wann haben Sie es gehört?« fragte sie.
»Gestern abend«, sagte Mary Ann und gab ihrer Stimme bewußt einen getragenen Klang. »Ein Freund hat mich angerufen.«
»Es ist fürchterlich. Die Medien stürzen sich darauf wie die Aasgeier. Mir graut jetzt schon vor Van Amburg und seinen Happy-Talk-Nachrichten heute abend.«
»Soll ich reinkommen, Mildred?« Die eigentliche Frage war natürlich, ob Beauchamp Mildred – oder sonst jemand Wichtigem – erzählt hatte, daß er Mary Ann gefeuert hatte.
»Nein«, entgegnete Mildred. »Wir haben sowieso geschlossen. Ich kümmere mich bloß um die Anrufe … und die Presse. Ach so, eins noch.«
»Hmmmm?«
»Ich habe heute morgen mit DeDe Day gesprochen. Sie hält sich wirklich wacker, wenn man an das ganze Drumherum denkt. Es muß schrecklich sein für sie, wo die Babies jetzt jeden Tag kommen können und wo doch – und das ist eigentlich das Schlimmste von allem – ihre Mutter vermißt wird.«
»Mrs. Halcyon wird vermißt?«
»Na ja, nicht direkt vermißt. Man weiß nur nicht, wo sie ist. Sie hat DeDe gesagt, daß sie in ihr Haus in Napa fährt, aber dort ist sie bis jetzt nicht aufgetaucht. Ich vermute ja … das ist aber nur meine Theorie … na ja, sie ist eine tief religiöse Frau, und vielleicht macht sie es Angelina Alioto nach und fährt alle Missionen ab.«
»Weiß die Presse, daß sie …«
»Um Gottes willen, nein! DeDe hat es mir unter dem Siegel der Verschwiegenheit erzählt! Sie hört sich ganz diskret bei den Freundinnen ihrer Mutter um. Ich glaube, sie rechnet damit, daß ihre Mutter jeden Augenblick auftaucht. Aber behalten Sie das für sich, ja?«
»Aber natürlich. Mildred … Sind schon irgendwelche Vorkehrungen für die Beerdigung getroffen worden?«
»Oh …« Mildreds Stimme stockte. »Ich fürchte, das ist eine ganz traurige Geschichte. Beauchamp hat in seinem Testament festgelegt, daß er verbrannt werden möchte. Aber in Anbetracht der … Art des Unfalls war die Familie der Ansicht, daß eine Verbrennung vielleicht doch etwas geschmacklos wäre.«
»Ach so.«
»Ich schätze, es wird einen Gedenkgottesdienst geben. DeDe hat heute morgen mit Beauchamps Eltern in Boston gesprochen.«
»Danke, Mildred. Ich will Sie nicht länger aufhalten.«
»Ich weiß, Sie machen sich im Augenblick wahrscheinlich Gedanken um Ihren Job … Aber seien Sie ganz unbesorgt, meine Liebe. Ich bin sicher, daß wir hier was für Sie finden werden, wenn sich der Staub erst mal gelegt hat. Warum bleiben Sie in der Zwischenzeit nicht einfach ein bißchen zu Hause?«
»Danke, Mildred.«
»Nichts zu danken, Mary Ann. Ich bin sicher, daß
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