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Mehr Stadtgeschichten

Mehr Stadtgeschichten

Titel: Mehr Stadtgeschichten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Armistead Maupin
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war bei ihr unten eingezogen, sobald Mother Mucca nach Winnemucca zurückgekehrt war.
    Es war Frühling, und alles war bestens.
    Bis auf … etwas an Monas Verhalten, das Mrs. Madrigal beunruhigte.
     
    »Brian, mein Lieber?«
    Er verdrehte den Hals und lächelte zu ihr hoch. Er war am ganzen Körper eingecremt und sah in seiner grünen Speedo-Badehose sehr anmutig aus. Dieser Junge, dachte Anna, ist eine kuriose Mischung aus Gefährlichkeit und Verletzlichkeit. Ein Kojote, der um Abfälle bettelt. »Ja?« sagte er. »Bin ich Ihnen im Weg?«
    »Nein, nein. Ich kann um dich herumfegen. Ich wollte dich etwas fragen.«
    »Klar. Schießen Sie los.«
    »Du und Mona … sprecht ihr oft miteinander?«
    Brian lachte zynisch. »Sie hat es mehr mit etwas, das sie (aufeinander eingehen) nennt.«
    »Ach je. Gibt es Spannungen zwischen euch?«
    Er nickte. »Nichts Schlimmes. Ich hab sie zum Essen eingeladen, und da hat sie mir gesagt, daß das mit der Energie nicht hinkommt. Sie könnt nicht auf jemand eingehen, der – ich zitiere wörtlich – seine Wonder-Bread-Jahre damit zugebracht hat, zu lernen, wie man BHs aufhakt.«
    »Ach, du meine Güte! Ich hoffe, du hast ihr das nicht durchgehen lassen.«
    Brian lächelte boshaft. »Ich hab ihr gesagt, daß man mit ihrer Energie nicht mal einen Billigvibrator in Gang setzen könnte. Nur so alltägliches Geplauder halt. Sie hat Ihnen davon erzählt, hm?«
    »Nein. Ich dachte nur, daß du mir vielleicht einen Hinweis geben kannst, warum sie … Sie ist nicht sie selbst, Brian. Irgendwas macht ihr sehr zu schaffen, aber ich kann sie nicht dazu kriegen, es mir zu erzählen, und da dachte ich, daß du vielleicht … Wahrscheinlich geht es auch wieder vorbei.«
    Brian spürte, wie besorgt sie war. »Sie ist glücklich mit Ihnen. Mit ihrem neuen Zuhause, meine ich. Das weiß ich bestimmt.«
    »Oh … Hat sie dir das gesagt?«
    »Das hat sie allen gesagt.«
    Die Vermieterin lächelte. »Meistens ist sie ja ein herzensguter Mensch. Gib wegen des Essens nur nicht auf.«
     
    Also versuchte Brian es noch mal. Er rief Mona an, sobald er wieder in seinem Häuschen auf dem Dach war.
    »Warum kannst du mich nicht ausstehen?«
    »Wer spricht da?«
    »Etwa, weil ich bei Perry’s arbeite? Oder weil ich hetero bin?«
    »Brian, ich bin nicht in der Stimmung für …«
    »Ich bin kein Schwein, Mona. Ich bin promisk wie nur was, aber ich bin kein Chauvischwein. Verflucht noch mal! Ich war in Wounded Knee, Mona!«
    »Erwarte bloß keine Bestätigung von mir für deine … Warst du wirklich dort?«
    »Mhm.«
    »Das glaub ich dir nicht.«
    »Ich hab falschen Hasen gemacht.«
    »In Wounded Knee?«
    »Gestern, du herzloses Frauenzimmer! Zum erstenmal in meinem Leben hab ich falschen Hasen gemacht, und du willst ihn nicht mal mit mir essen!«
    Sie mußte unwillkürlich lachen. »Du hast mir nichts davon gesagt.«
    »Ich sag es dir jetzt. Komm doch zum Essen, Mona. Heute abend.«
    Sie sagte bereitwilliger zu, als er erwartet hatte.
    Den Rest des Nachmittags verbrachte er damit, zum erstenmal in seinem Leben falschen Hasen zu machen.
     
    Mona und Mary Ann begegneten sich um halb fünf auf der Treppe. Mona wollte noch in letzter Minute in die Wäscherei. Mary Ann war unterwegs zu einem Treffen mit Jon, um mit ihm ins St. Sebastian’s zu fahren.
    Mary Ann fiel auf, daß Mona entschieden weniger entspannt wirkte als sonst. Und sie lächelte.
    »Gib Mouse einen schmatzigen Kuß von mir, okay?«
    »Mach ich«, sagte Mary Ann.
    Als sie mit Jon ins St. Sebastian’s kam, spürte sie einen Anflug von schlechtem Gewissen, weil sie Michael während seiner gesamten Krisenzeit außer Küssen noch nichts geschenkt hatte. Burkes Phobie hatte jeden noch so kurzen Besuch im Blumenladen des Krankenhauses unmöglich gemacht.
    Da Burke aber gerade am Jackson Square war und sich bei Alexandre’s die Haare schneiden ließ, konnte sie doch eine hübsche Azalee oder sonst was Nettes holen.
    Sie sagte Jon, daß sie sich oben bei Michael treffen würden, und marschierte zum Blumenladen in der Eingangshalle des Krankenhauses. Als sie hineinging, war niemand zu sehen. Also drückte sie auf die Klingel neben der Kasse.
    Sofort kam ein Mann aus der Kühlkammer im hinteren Teil des Ladens. »Brrr«, sagte er fröhlich, »hier draußen ist es mir lieber.« Falls er seine Kundin erkannte, ließ er es sich jedenfalls nicht anmerken.
    Aber sie wußte genau, wer er war. Auf den ersten Blick. Der Mann mit den Implantaten.

Falscher Hase in

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