Mein argentinischer Maerchenprinz
Ehe zu retten? Wie viel Schmerz würde sie ertragen müssen, wenn sie diesen Weg ginge?
Gequält von all diesen Gedanken und Zweifeln, konnte sie sich nicht entspannen, also schlüpfte sie aus dem Bett und lief barfuß hinüber ins Wohnzimmer.
Raul lag mit geschlossenen Augen auf dem Sofa. Sein Hemd war am Kragen aufgeknöpft, die Ärmel hatte er umgeschlagen, und dunkle Bartstoppeln betonten die harten Züge seines Gesichts.
Er sah erschöpft aus, und Faiths Herz zog sich zusammen. Noch vor fünf Minuten hätte sie ihn schlagen können, jetzt hätte sie ihn am liebsten in die Arme genommen und an sich gedrückt.
Verwirrt und wütend darüber, wollte sie eben umkehren, als er die Augen öffnete und sie sah.
Einen Moment lang schauten sie sich nur an. Als sie bemerkte, wie jäh das Feuer in seinen Augen aufflammte, wurden ihre Wangen ganz heiß. Mit jeder Faser ihres Körpers war sie sich seiner Gegenwart bewusst, und sie sah ihm an, dass er von ebensolchen Emotionen überwältigt war.
Plötzlich lachte er auf. „Ziemlich kompliziert, wie?“
„Ja.“ Es wäre dumm gewesen, so zu tun, als wüsste sie nicht, was er meinte. Einen Augenblick stand sie nur da, atmete tief durch, wollte sprechen und wusste doch nicht, wie sie sagen sollte, was sie sagen musste. „Ich wollte dich wirklich zu nichts zwingen. Ich dachte, wir wären ein gutes Team.“
„Das waren wir auch.“
„Aber – du hättest mich nie heiraten wollen.“
„Nein“, sagte er mit verschlossener Miene.
„Und warum nicht? Wenn eine Beziehung gut läuft, kann sie durch die Ehe doch nur besser werden.“ Sein Lachen verletzte sie mehr, als jedes schroffe Wort es vermocht hätte. „Wie man an uns sieht, was?“
„Verbindet uns denn noch etwas?“
Anstatt zu antworten, stand er auf und ging zu ihr. Schweigend legte er die Hände um ihre Taille und zog Faith fest an sich. „Wie kannst du das fragen, wenn das Verlangen, diese magnetische Anziehung, uns verzehrt, seit wir uns das erste Mal trafen.“
Noch ehe sie antworten konnte, hatte er seinen Mund auf ihren gepresst.
Der Kuss war nicht sanft, aber das kümmerte sie nicht. Er war wie eine Entladung, war das Eingeständnis, dass ihr gegenseitiges Begehren, ihre Leidenschaft, die körperliche Anziehung größer waren als alle Hindernisse, die trennend zwischen ihnen standen.
Erregung durchflutete sie, von einem rauschhaften Schwindel erfasst, wäre sie zu Boden gesunken, hätte Raul sie nicht umfangen gehalten.
Voller Verzweifelung küssten sie sich, ungestüm und drängend und mit einer urtümlichen Gewalt, die jede trennende Schranke einriss.
Erst als seine Hand ihre Brust berührte, kam Faith auf den Boden der Tatsachen zurück .
„Wir können unsere Probleme nicht mit Sex lösen“, seufzte sie, doch ihre Worte gingen in einem weiteren heißen Kuss unter, und erschauernd sank sie gegen Raul. „Raul, das ist zu kompliziert, um es auf diese Art zu lösen …“
„Das Leben ist nun mal kompliziert“, murmelte er, während er seine Lippen über ihren Hals gleiten ließ. „Im wahren Leben sind die Menschen kompliziert und verhalten sich auch so.“
„Du hast meine Gefühle nicht beachtet.“ Er hob den Kopf und blickte sie an. „Umgekehrt kannst auch du dir das vorwerfen.“
„Im Nachhinein sehe ich den Fehler ein. Ich hätte dir gleich sagen sollen, dass ich das Baby verloren habe, aber ich habe es dir ganz bestimmt nicht aus Selbstsucht verschwiegen – im Gegenteil.“
Ihr Eingeständnis rang ihm nur ein Schulterzucken ab.
„Wenn uns die letzten Monate überhaupt etwas gelehrt haben, dann die Tatsache, dass keiner von uns den anderen so gut kennt, wie er dachte.“ Grimmig fügte er hinzu: „Doch das kommt oft genug vor. Deshalb gehen ja so viele Ehen in die Brüche. Wir können das ändern, Faith. Aber nicht, wenn du wegläufst.“
Unentschlossen sah sie ihn an. Ihr Verstand riet ihr das eine, ihr Herz etwas anderes.
„Wenn ich bleibe, werde ich nie wieder zulassen, dass du mir wehtust“, warnte sie ihn mit bebender Stimme. „Tu mir nie wieder weh.“
7. KAPITEL
In Schweigen versunken saß Faith auf der Rückbank der Limousine, als sie durch das schmiedeeiserne Tor auf das Gelände der Estancia fuhren.
Sie konnte noch immer nicht ganz fassen, dass sie wieder zurück war.
Wenn sie nur nicht den größten Fehler ihres Lebens beging!
Seufzend sah sie aus dem Fenster. Ganz offensichtlich war sie für einen großen, arroganten Argentinier nur eine unwichtige
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