Mein auf ewig
Entweder machen wir das so, wie ich es will, oder wir lassen es bleiben. Du hast gesagt, du würdest alles tun, was ich will.“
Elise schwieg. Sie sah Ashley mit so viel Liebe und Mitgefühl an, dass Gary fast schon spüren konnte, wie es sein musste, wenn man sich für einen anderen Menschen opferte.
Er wäre nie auch nur auf den Gedanken gekommen, so etwas für Lawrence zu tun, und ihm schoss der Gedanke durch den Kopf, ob er deshalb wohl ein schlechter Bruder sei. Nicht, dass das irgendeine Bedeutung gehabt hätte. Lawrence hatte nie etwas getan, womit er sich solch ein Opfer verdient hätte.
„Kann ich einen Moment mit ihr allein sprechen?“, fragte Elise. „Bitte!“
Es war das „Bitte!“, das Gary zu denken gab. Genau das hatte er sich immer gewünscht – diese aufgewühlte, hochemotionale Stimmung zwischen zwei Schwestern. Und was konnte aufwühlender sein, als sich zum letzten Mal voneinander zu verabschieden? Was konnte schöner sein?
„Komm mit!“, befahl er Elise und zog Ashley hinter sich her. Er drehte sich nicht um, um zu sehen, ob sie ihnen folgte.
Er öffnete die Tür zu seinem Operationsraum und schubste Ashley hinein. Ashley fiel hin, und Elise stürzte ihr hinterher, um ihr hochzuhelfen.
Gary drückte auf den Knopf, mit dem sich seine Kameras einschalteten, und ließ die beiden allein. Er würde aufzeichnen, was sie sich zu sagen hatten, und es sich später im Bett ansehen.
Außerdem musste er allmählich seine Instrumente holen. Er wollte sehen, wie lange Elise still liegen blieb, wenn er an ihr herumschnitt. Wendys Rekord hatte bei zwölf Minuten gelegen. Vielleicht würde Elise ihn brechen.
Immer wieder verschwamm Trent alles vor den Augen, und das machte ihn auch nicht gerade zuversichtlicher.
Der Boden unter seinen Füßen schien sich alle paar Meter aufzuwerfen, um ihn zum Fallen zu bringen. Wieder stolperte und stürzte Trent und wäre beinahe mit der Nase im Staub gelandet. Und in dem Moment sah er im hellen Mondlicht den dunklen Fleck: Blut. Nicht seins, sondern das des Mörders. Er war hier langgekommen, das bewies dieser Blutfleck.
Trent war dem Mörder auf der Spur.
Ein Adrenalinstoß fuhr durch ihn hindurch, dämpfte den Schmerz und gab ihm die Kraft, die er so dringend brauchte. Er würde nicht aufgeben und Elise dem Mörder überlassen.
Er liebte sie. Sie war stark und tapfer und treu. Vollkommen selbstlos. Höllisch sexy. Sie gab ihm das Gefühl, gebraucht zu werden, von Nutzen zu sein. Wie hätte er sie auch nicht lieben sollen? Wie konnte irgendjemand sie nicht lieben?
Sie brauchte ihn, und er würde sie nicht im Stich lassen. Er war zwar wahrlich nicht in bester Verfassung, aber er war ihre einzige Hoffnung auf Rettung. Alles, was er brauchte, war ein Telefon. Er musste bloß so lange durchhalten, bis er bei dem Haus war.
Trent rappelte sich mühsam auf. Er spürte, wie sich die provisorische Binde verschob und Blut sein Bein hinunterrann.
So stark, wie er blutete, musste er sich beeilen, sonst würde er nicht mal mehr die Kraft haben, den Telefonhörer abzuheben.
Das gelbe Licht war inzwischen deutlich näher – nur noch ein paar Meter trennten ihn davon. Es war ein Verandalicht, eine nackte Glühbirne neben einer Holztür. Vor dem Glasfenster in der Tür hing eine einfache weiße Gardine, durch die er zwar nichts erkennen konnte, hinter der aber eindeutig Licht brannte.
Nichts bewegte sich, nichts deutete darauf hin, dass sich jemand im Haus befand. Aber hier draußen war weiter nichts, wo also hätte der Mörder sonst hingehen sollen?
Trent betete, dass Elise sich in diesem Haus befand, dass der Mann sie nicht woandershin gebracht hatte. Neben dem Haus stand ein alter Cadillac, aber das bewies noch nicht, dass der Mörder sie nicht mit einem anderen Fahrzeug weggefahren hatte.
Es gab nur eine Möglichkeit, das herauszufinden, und mit jedem Tropfen Blut, den er verlor, verlor er auch kostbare Zeit.
So leise wie möglich schlich Trent zu der Tür hinauf und drehte den Knauf.
Die Tür war abgeschlossen.
Sie war alt und hing nur locker im Rahmen. Der Knauf war sogar noch älter. Trent zog eine Kreditkarte aus seiner triefenden Geldbörse und öffnete das Schloss.
Mit einem lauten Quietschen schwang die Tür auf.
Trent blieb regungslos stehen und machte sich auf eine weitere Kugel gefasst, doch nichts geschah. Er horchte ausgiebig, konnte aber nur seinen eigenen Herzschlag hören.
Käfer flogen an seinem Kopf vorbei und schwirrten um die Lampe
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