Mein auf ewig
machen. Wenigstens noch ein paar Minuten musste sie stark bleiben.
Sie schluckte, um das Bedürfnis zu unterdrücken, ihre hilflose Wut hinauszuschreien und sich laut darüber zu beklagen, wie unfair das alles war. Da hatte sie den einen Mann auf Erden gefunden, der sie trotz all ihrer Fehler liebte, nur um ihn gleich darauf wieder zu verlieren. Und jetzt, wo sie endlich ihre Schwester aufgespürt hatte, sollte sie das Opfer eines Wahnsinnigen werden?
Elise entzog sich Ashleys Umarmung und zwang sich, einen ruhigen und gelassenen Gesichtsausdruck aufzusetzen. „Wenn du nicht gehst, tötet er uns beide.“
„Ich sollte bleiben. Ich bin diejenige, die so blöd war, in diese Falle zu tappen.“
Elise schüttelte Ashley durch, um diesen Gedankengang gleich von vornherein abzuwürgen. Darüber konnte Ashley später noch lange genug nachdenken, falls sie das Glück hatte zu überleben. „Nein, Ashley. Ich kann nicht laufen. Du bist diejenige, die gehen muss.“
Ashleys Wangen waren tränenüberströmt. In ihren weit aufgerissenen Augen lag nichts als Angst. „Hättest du doch bloß nie nach mir gesucht!“
„Natürlich habe ich nach dir gesucht! Ich liebe dich doch.“ Zu Ashley konnte sie das so problemlos sagen. Wieso hatte sie es nicht auch zu Trent sagen können? Wieso hatte sie es sich nicht früher selbst eingestehen können? Sie liebte ihn, und jetzt würde sie nie mehr die Gelegenheit bekommen, es ihm zu sagen.
„Ich liebe dich auch“, erwiderte Ashley.
„Dann sei stark! Für mich. Lauf weg von diesem Monster und hol Hilfe, damit nie wieder jemand so etwas durchmachen muss wie wir beide. Versprich mir das!“
Mit zitternder Stimme flüsterte Ashley: „Ich verspreche es dir.“
Gary ging die Treppe zur Küche hinauf, um seine Spielzeuge vom Herd zu nehmen. Auf der obersten Stufe blieb er abrupt stehen.
Überall auf dem Küchenboden waren Pfützen mit schlammigem, blutigem Wasser. Die Hintertür stand offen. Der Telefonhörer hing an der Schnur herab. Die Knochensäge war aus dem kochenden Wasser verschwunden.
Der Exbulle, Elises Liebhaber. Irgendwie hatte er überlebt.
Gary konnte sich nicht vorstellen, wie Trent sich aus dem Kofferraum befreit haben sollte, aber offensichtlich war es ihm gelungen. Er hätte ihm doch eine Kugel in den Kopf jagen sollen! Jetzt musste er sich noch einmal die Mühe machen, ihn zu überwältigen.
Nur dass der Liebhaber diesmal bewaffnet war. Mit seiner Säge!
Der Mann hatte bereits unter Beweis gestellt, dass er keine Gefahr scheute – nicht mal eine geladene Waffe. Noch einmal würde Gary solch ein Risiko nicht eingehen. Diesmal musste er klüger vorgehen.
Er brauchte ein Druckmittel.
Glücklicherweise hatte er unten alles, was er benötigte. Sobald Gary Elise als menschlichen Schild vor sich herschob, würde ihr Liebhaber es sich zweimal überlegen, ob er mit der gestohlenen Knochensäge auf ihn losgehen sollte.
25
Trent hatte das Erdgeschoss des Hauses durchsucht, bisher jedoch keinen durchgeknallten Serienmörder gefunden. Alle Zimmer waren leer.
Nun ja, leer war vielleicht nicht ganz der richtige Ausdruck. Eins der Zimmer war in ein Heimkino umgewandelt worden und enthielt eine riesige Videosammlung. Neben dem Recorder lag griffbereit ein Stapel Kassetten. Die oberste trug die Aufschrift: „Constance, Teil 3“.
Constance Gregory. Die Frau, die in Einzelteile zersägt worden war, damit sie in einen Müllsack passte. Die Frau, der der Mörder Elises Namen in die Haut eingeritzt hatte.
Was würde er in Elises zarte Haut einritzen, wenn Trent sie nicht rechtzeitig fand?
Trent spürte, wie sich ihm der Magen umdrehte. Er musste das Video nicht gesehen haben, um zu wissen, dass darauf nichts Erfreuliches zu sehen sein würde und dass es die Teile 1 und 2 noch übertreffen musste.
Die restlichen Videos ließ Trent unberührt. Zum einen wollte er nicht mit Beweismitteln herumhantieren, zum anderen nicht unnötig Energie verschwenden. Mit jeder Sekunde verlor er wieder ein paar Tropfen Blut. So, wie ihm immer wieder alles vor Augen verschwamm und seine Beine sich mehr und mehr in Bleigewichte verwandelten, blieb ihm vielleicht nicht mehr viel Zeit.
Aber bis er Elise gefunden und in Sicherheit gebracht hatte, musste er sich irgendwie auf den Beinen halten. Er schlurfte über den abgenutzten Holzboden und versuchte, sein verwundetes Bein so wenig wie möglich zu belasten.
Der nächste Raum war ein Schlafzimmer. Auch hier war kein durchgeknallter
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